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Mona Lisa Overdrive

Mona Lisa Overdrive

Titel: Mona Lisa Overdrive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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sie trugen ihr Geld meist in Puppen-Salons oder setzten auf Stim. Mona bekam eher diejenigen, die reden wollten, die einem hernach ein Sandwich spendieren wollten, was auch recht schlimm werden konnte, aber längst nicht so schlimm, wie Eddy das brauchte. Und was Eddy noch brauchte war, daß sie ihm erklärte, ihr gefalle das nicht, aber trotzdem wolle sie es halt, brauche es unbedingt.
    Sie griff hinunter im Dunkeln und berührte das Kuvert voller Geld.
    Wieder ächzte der Stuhl.
    Also erzählte sie ihm, wie sie aus einem BuyLow kam und er sie anmachte, dieser große Kerl, schlicht fragte, was sie verlange, was ihr peinlich war, obwohl sie den Preis nannte und sich einverstanden erklärte. Also gingen sie zu seinem Auto, das alt und geräumig war und dumpfig roch (ein aus ihrer Clevelander Zeit stibitztes Detail), und da legte er sie irgendwie über den Sitz ...
    »Vor dem Supermarkt?«
    »Dahinter.«
    Eddy warf ihr nie vor, irgend etwas davon erdichtet zu haben, obwohl sie doch wußte, daß er ihr den Ablauf im Prinzip eingetrichtert hatte und es im Grunde immer die gleiche Geschichte war.
    Als der große Kerl ihren Rock oben hatte (den schwarzen, sagte sie, und ich hatte die weißen Stiefel an) und seine Hose unten, konnte sie Eddys Gürtelschnalle klappern hören, als er sich aus der Jeans schälte. Beiläufig fragte sie sich, als er zu ihr ins Bett glitt, ob die Stellung, die sie beschrieb, physisch durchführbar wäre, aber sie erzählte weiter, und es tat sich ja auch schon was bei Eddy. Sie vergaß nicht einzu-flechten, wie weh es tat, als der Kerl ihn reinstieß, obwohl sie echt feucht war. Sie flocht ein, wie er sie an den Handgelenken hielt, obwohl sie mittlerweile den Überblick verloren hatte, was wo war, außer daß sie gefälligst den Arsch in die Höhe reckte. Eddy befummelte sie inzwischen, streichelte sie an Busen und Bauch, so daß sie von der improvisierten Brutalität, mit der der Kerl sich in ihr bewegte, zu den Empfindungen überging, die sie dabei verspüren sollte.
    Was sie dabei verspüren sollte, das hatte sie noch nicht gespürt. Sie wußte, daß man an einen Punkt kommen konnte, wo es ein bißchen weh tat, aber noch schön war, aber das war's ja nicht.
    Was Eddy hören wollte, war, daß es sehr weh tat und deprimierend war, ihr aber trotzdem gefiel.
    Worauf sich Mona keinen Reim machen konnte; dennoch hatte sie gelernt, es so zu erzählen, wie er es von ihr wollte.
    Denn immerhin klappte es so, und jetzt wälzte sich Eddy auf sie und glitt, die Decke über den Rücken gezogen, zwischen ihre Beine. Sie vermutete, daß es in seinem Kopf wie in einem Comic ablief, was sie ihm erzählte, und daß er zugleich der anonyme, starke, rammelnde Kerl wurde. Er hatte jetzt ihre Hände über ihrem Kopf und klammerte sie fest, wie er es gern tat.
    Und als er fertig war und sich umdrehte und schlief, lag sie wach im muffigen, dunklen Raum und wendete ihn hin und her, den strahlenden, wunderbaren Traum vom Gehen.
    Und bitte laß ihn wahr werden.
     

3RUWREHOOR
    Kumiko erwachte im Riesenbett, lag ganz still und horchte. Von fern war das schwache, ständige Rauschen des Verkehrs zu hören.
    Kalt war es im Zimmer; sie hüllte sich zeltartig in den rosa Duvet und stand auf. Eisblumen glänzten an den kleinen Fenstern. Sie ging zur Wanne und drückte auf einen der vergoldeten Schwanenflügel. Der Vogel hustete, gurgelte und spie Wasser in die Wanne. Noch in die Decke gehüllt, öffnete sie ihre Koffer und machte sich daran, die Kleidung für den Tag auszusuchen, wobei sie ihre Auswahl aufs Bett breitete.
    Als ihr Bad fertig war, ließ sie die Decke auf den Boden gleiten, stieg über den Marmorrand und senkte sich mit stoischer Fassung ins schmerzlich heiße Wasser. Die Eisblumen waren im Dampf aus der Wanne geschmolzen, die Scheiben liefen an. Ob in jedem englischen Schlafzimmer eine Badewanne stand wie hier, fragte sie sich. Sie rieb sich systematisch mit einem ovalen Stück französischer Seife ein, stand auf, spülte den Schaum ab, so gut es ging, wickelte sich in ein großes schwarzes Badetuch und fand nach einigem Probieren Waschbecken, WC und Bidet.
    Diese waren in einem winzigen Raum versteckt, der früher ein begehbarer Wandschrank
    gewesen sein mochte und mit dunklem Holz getäfelt war.
    Das theatralisch aussehende Telefon läutete zweimal.
    »Ja?«
    »Petal hier. Lust auf Frühstück? Roger ist da. Will dich endlich kennenlernen.«
    »Danke«, sagte sie. »Ich ziehe mich gerade an.«
    Sie

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