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Mona Lisa Overdrive

Mona Lisa Overdrive

Titel: Mona Lisa Overdrive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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Mr. Newmark eingeholt werden.«
    »Wer?«
    »Weiß ich nicht.« Gentry trommelte mit den Fingern auf den Schenkeln im schwarzen Leder.
    »Schau dir das an: nichts. Geboren in Barrytown. Mutter: Marsha Newmark. Wir haben seine SIN, aber die ist angezapft, hundertpro.«
    Er schubste den Stuhl auf den Laufrollen zurück und drehte sich, so daß er das leblose Gesicht des Count sehen konnte. »Wie kommt's, Newmark? Heißt du so?« Er stand auf und ging zum Holotisch.
    »Tu's nicht!« sagt Slick.
    Gentry drückte auf AN am Holotisch.
    Und wieder war das graue Ding da für einen Moment, fuhr diesmal aber zur Mitte der Bildhalbkugel, schrumpfte und löste sich auf. Nein. Es war noch da, ein winziges graues Kügelchen mitten im Zentrum des hellen Projektionsfeldes.
    Gentry hatte wieder das irre Grinsen aufgesetzt. »Prima«, sagte er.
    »Was ist prima?«
    »Ich sehe, was es ist. So'ne Art EIS. Sicherheitsprogramm.«
    »Der Affe da?«
    »Jemand mit Humor. Wenn der Affe einen nicht schreckt, verwandelt er sich in eine Erbse...« Er ging zum Tisch und kramte in einer seiner Gepäcktaschen. »Daß die das ohne direkte sensorische Verbindung fertigbringen, bezweifle ich.« Er hatte jetzt was in der Hand. Ein E-trodennetz.
    »Gentry, tu's nicht! Schau ihn dir nur an!«
    »Ich werd's nicht tun«, sagte Gentry. »Du wirst.«
     
    *HLVWHU XQG /HHUH
    Als sie durch das verschmierte Taxifenster schaute, wünschte sie sich unwillkürlich Colin herbei mit seinen schrägen Sprüchen. Dann fiel ihr ein, daß dies total jenseits seiner Sachkenntnis läge.
    Stellte Maas-Neotek ein ähnliches Gerät auch fürs Sprawl her, fragte sie sich, und was für eine Gestalt würde, wenn ja, sein Geist annehmen?
    »Sally«, sagte sie nach rund einer halben Stunde Fahrt nach New York, »warum hat Fetal mich mit dir gehen lassen?«
    »Weil er nicht dumm ist.«
    »Und mein Vater?«
    »Der wird ausrasten.«
    »Wie bitte.«
    »Er wird nicht begeistert sein. Falls er was merkt. Und er merkt vielleicht gar nichts. Wir sind nicht lange hier.«
    »Warum sind wir hier?«
    »Ich muß mit jemand reden.«
    »Und warum bin ich hier?«
    »Gefällt's dir hier nicht?«
    Kumiko zögerte. »Doch, schon.«
    »Prima.« Sally rutschte auf dem kaputten Sitz zurecht. »Fetal mußte uns gehen lassen. Weil er uns nicht hätte aufhalten können, ohne einen von uns zu verletzen. Nun, nicht unbedingt verletzen. Eher kränken, beleidigen. Swain hätte dich beschwichtigen können, hätte sich entschuldigen können, später, deinem Vater sagen können, es sei so zu deinem Besten gewesen, aber wenn er mich beschwichtigen wollte, würde er das Gesicht verlieren, nicht? Als ich da unten Fetal mit der Kanone sah, wußte ich, daß er uns gehen lassen würde. Dein Zimmer wird abgehört. Das ganze Haus. Ich habe die Beweg-ungsmelder ausgelöst, als ich dein Zeug zusammengesucht habe. Hab damit gerechnet. Fetal wußte, daß ich es war. Darum rief er an, um mir zu sagen, er wisse Bescheid.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Aus Höflichkeit halt, damit ich wüßte, er warte drunten. Um mir Bedenkzeit zu geben. Aber er hatte keine andere Wahl und wußte es. Schau, der Swain, der wird zu etwas gezwungen, und Fetal weiß das. Jedenfalls behauptet Swain, daß er zu etwas gezwungen wird. Also überleg ich mir allmählich, wie stark Swain auf mich angewiesen ist. Er ist es WRWDO Denn sie lassen mich mit der Tochter des 2\DEXQ abziehen, die aus Sicherheitsgründen eigens bis nach Notting Hill verfrachtet worden ist. Irgend etwas macht ihm mehr Angst als dein Daddy. Oder aber macht ihn noch reicher, als dein Daddy ihn schon gemacht hat. Jedenfalls sind wir jetzt, weil ich dich mitgenommen habe, quitt. Hab quasi zurückgeschlagen. Was dagegen?«
    »Du wirst bedroht?«
    »Jemand weiß 'ne Menge über das, was ich getan habe.«
    »Und Tick hat herausgefunden, wer das ist?«
    »Jo. Konnte es mir eh längst denken. War mir, verdammt noch mal, lieber, ich hätt mich getäuscht.«
    Das Hotel, das Sally wählte, hatte eine Fassade aus rostigen Stahlquadraten, die jeweils mit glänzenden Chrombolzen befestigt waren — ein Stil, den Kumiko von Tokyo kannte und für etwas altmodisch hielt.
    Ihr Zimmer war groß und grau, in Dutzenden von Grautönen gehalten. Nachdem Sally die Tür abgeschlossen hatte, ging sie schnurstracks zum Bett, zog die Jacke aus und legte sich hin.
    »Du hast kein Gepäck«, sagte Kumiko.
    Sally setzte sich auf und entledigte sich der Stiefel. »Ich kann kaufen, was ich brauche.

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