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Mona Lisa Overdrive

Mona Lisa Overdrive

Titel: Mona Lisa Overdrive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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wiederholtes Engagement verschaffte dem Bauwerk schließlich ein Gepräge, das ansonsten nicht zustande-gekommen wäre. Net mietete sich in den fünf Obergeschossen ein, wo ihr eine ständige Suite eingerichtet wurde, und das Envoy erwarb auf seine alten Tage einen guten Ruf bei Künstlern und Entertainern.
    Jetzt lächelte sie, als der Helikopter neben einem desinteressierten Roboter-Dickhornschaf aufstieg, das scheinbar beim beleuchteten Wasserfall Flechte fraß. Das absurde Ambiente begeisterte sie; sogar Bobby hatte es gefallen.
    Sie blickte hinaus zum Hubschrauberlandeplatz des Envoy, wo im Flutlicht das frisch
    aufgepinselte Sense/ Net-Logo auf dem beheizten Beton glänzte. Eine einsame Gestalt in
    grellorangefarbener Parka und Kapuze wartete bei einer behauenen Felsformation.
    »Robin wird da sein, nicht wahr, Porphyre?«
    ª0LVWDK Lanier«, sagte er verdrießlich.
    Sie seufzte.
    Die verchromte schwarze Fokker landete sachte; Gläser klirrten im Barschrank, als die Kufen auf dem Dach des Envoy aufsetzten. Das gedämpfte Knattern der Motoren verstummte.
    »Was Robin angeht, Porphyre, so muß ich den ersten Schritt tun. Ich werde heut' abend mit ihm reden. Unter vier Augen. Ich möchte, daß du ihm vorerst aus dem Weg gehst.«
    »Das wird Porphyre ein Vergnügen sein, Missy«, sagte der Friseur, als hinter ihnen die
    Kabinentür aufging. Und dann zuckte er, krallte an seinem Gurtschloß, und Angie drehte sich um und sah den grellorangefarbenen Parka im Eingang, den erhobenen Arm, die verspiegelte Brille.
    Die Kanone machte nicht mehr Lärm als ein Feuerzeug, aber Porphyre krampfte, warf die lange schwarze Hand an den Hals, während der Sicherheitsdienstler die Luke zuzog und zu Angie sprang.
    Etwas schlug gegen ihren Bauch, als Porphyre rückgratlos in seinen Sitz sackte und die dünne rote Zungenspitze aus dem Mund hängen ließ. Ganz im Reflex schaute sie nach unten und sah ihr verchromtes schwarzes Gurtschloß durch eine klebrig aussehende grünliche Plastikraute.
    Sie sah auf in ein ovales weißes Gesicht unter einer straffsitzenden orangefarbenen Nylonkapuze.
    Sah das eigene, vom Schock gezeichnete Gesicht doppelt in den silbernen Brillengläsern.
    »Was getrunken heut'?«
    »Wie?«
    »Er.« Daumen zeigte auf Porphyre. »Alkohol?«
    »Ja ...«
    »Scheiße.« Frauenstimme. Sie wandte sich Porphyre zu. »Hab ihn sediert. Will freilich nicht seinen Atemreflex betäuben.« Angie sah zu, wie die Frau Porphyre den Puls fühlte. »Schätze, der ist okay...« Zuckte sie die Achseln im orangefarbenen Parka?
    »Sicherheitsdienst?«
    »Was?« Die Brillengläser blitzten auf.
    »Sind Sie Net-Sicherheitsdienst?«
    »Nein, verdammt. Ich entführe dich.«
    »Wirklich?«
    »Und ob.«
    »Aber warum?«
    »Nicht aus üblichen Gründen. Jemand ist auf dich aus. Auf mich auch. Hatte den Auftrag, dich erst nächste Woche zu krallen. Aber die können mich. Mußte sowieso mit dir reden.«
    »So? Mit mir reden?«
    »Kennst eine 3Jane?«
    »Nein. Ich meine ja, aber...« »Spar dir das! Wir müssen weg hier. Schnell!« »Porphyre ...«
    »Der wird bald wieder wach. Wie der aussieht, will ich lieber nicht hiersein, wenn er
    aufwacht...«
-DQH
    Wenn das Bobbys großer Landsitz war, fand Slick, als er die Augen aufmachte in der scharfen Kurve des schmalen Korridors, so war das Haus merkwürdiger, als es ihn beim ersten Mal angemutet hatte. Die Luft war stickig, und das Licht, das vom gläsernen grünlichen Feld in der Decke einfiel, gab ihm das Gefühl, unter Wasser zu sein. Der Tunnel bestand irgendwie aus glasiertem Beton. Er kam sich eingesperrt vor.
    »Vielleicht sind wir im Keller oder so gelandet«, sagte er und bemerkte den feinen Hall vom Beton, wenn er sprach.
    »Müssen nicht zwangsläufig in der Konstruktion stecken, die du letztes Mal gesehn hast«, meinte Gentry.
    »Und was ist es dann?« Slick berührte die Betonwand; sie war warm.
    »Ist egal«, sagte Gentry.
    Gentry ging in die Richtung, in die sie schauten. Hinter der Kurve war der Boden ein holpriges Mosaik aus Porzellanscherben, die in eine Art Epoxidharz eingelassen und glatt für die Stiefel waren.
    »Schau dir das an ...« Abertausend Muster und Farben in Scherben, aber keinerlei Systematik, reines Zufallsprodukt.
    »Kunst.« Gentry zuckte die Achseln. »Jemandes Hobby. Solltest das zu schätzen wissen, Slick Henry.«
    Wer immer dahintersteckte, mit den Wänden hatte er sich nicht die Mühe gemacht. Slick kniete hin, betastete den Boden, spürte die rauhen Kanten

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