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Mona Lisa Overdrive

Mona Lisa Overdrive

Titel: Mona Lisa Overdrive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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einem König Eduard-Medaillon und einem andern oder diesen oder jenen Buntglasscherben beteiligte, wobei sie freilich darauf achtete, zu guter Letzt nur zerbrechliche oder besonders schwere Stücke zu nehmen, die unhandlich und unverschämt teuer waren. Eine frohe zweisprachige Verkäuferin belastete Kumikos Mitsubank Chip mit achtzigtausend Pfund. Kumiko ließ die Hand in die
    Tasche gleiten und umfaßte das Maas-Neotek. »Ein erlesenes Stück«, sagte die englische
    Verkäuferin auf japanisch, während sie Kumikos Erwerbung, eine Ormulu-Vase mit Greif—
    Darstellungen, verpackte.
    »Scheußlich«, bemerkte Colin auf japanisch. »Und ein Imitat obendrein.« Er flackerte auf einem viktorianischen Roßhaar-Sofa und hatte die Beine auf einem $UW GHFRCocktailtisch, der von Aluminiumengeln getragen wurde.
    Die Verkäuferin bürdete dem beladenen Dick die verpackte Vase auf. Es war Dicks elftes
    Antiquitätengeschäft und Kumikos achter Kauf.
    »Du solltest jetzt wohl besser zuschlagen«, riet Colin ihr. »Unser Dick wird nämlich jeden Moment bei Swain einen Wagen anfordern, der das Zeug heimschafft.«
    »War's das dann wohl?« fragte Dick hoffnungsvoll über Kumikos Einkäufe hinweg.
    »Noch ein Geschäft, bitte.« Kumiko lächelte.
    »Also gut«, sagte er finster. Als er hinter ihr aus der Tür kam, rammte sie den linken
    Stöckelabsatz in einen Spalt im Pflaster, den sie beim Hineingehen bemerkt hatte. »Ist was?«
    fragte er, als er sie stolpern sah.
    »Mir ist der Absatz abgebrochen vom Stiefel...« Sie humpelte in das Geschäft zurück und ließ sich neben Colin auf dem Roßhaar-Sofa nieder. Die Verkäuferin eilte herbei, um behilflich zu sein.
    »Schnell runter damit«, riet Colin, »bevor Dickie die Pakete absetzt.«
    Sie öffnete den Reißverschluß am Stiefel mit dem kaputten Stöckel, dann den andern und zog beide aus. Anstelle der chinesischen Rauhseidenstrümpfe, die sie normalerweise im Winter trug, hatte sie nun die schwarzen Gummisocken mit Plastikprofilsohle an. Sie wäre Dick beinahe zwischen die Beine gelaufen, als sie durch die Tür schoß, rempelte ihn statt dessen aber mit der Schulter an der Hüfte an, als sie sich durchzwängte, so daß er in eine Auslage mit facettierten Kristallkaraffen fiel.
    Und dann war sie frei und tauchte ein ins Touristengewühl der Portobello Road.
    Ihre Füße waren eiskalt, aber die Plastikprofilsohlen waren ungemein griffig — wenngleich nicht auf Eis, wie sie sich ins Gedächtnis rief, als sie sich von ihrem zweiten Sturz aufrichtete, die Hände voller nassen Split. Colin hatte sie durch diese enge Passage aus rußgeschwärztem Backstein geführt...
    Sie packte das Gerät. »Wohin jetzt?«
    »Dorthin«, sagte er.
    »Ich muß ins Rose and Crown«, erinnerte sie ihn.
    »Du mußt vorsichtig sein. Dickie wird längst Swains Leute herbeigerufen haben, von der
    Treibjagd ganz zu schweigen, die Swains Freund von Special Branch veranstalten kann, wenn er darum gebeten wird. Und ich kann mir nicht vorstellen, daß er nicht gebeten worden ist...«
    Sie betrat das Rose and Crown durch den Nebeneingang und war froh für das anheimelnd
    schummrige Licht und die wohlige Wärme, wesentlichen Merkmalen solcher Zuflucht bietenden Pubs. Sie staunte über das viele Polster an Wänden und Sitzen, die schweren Vorhänge. Wären die Farben und Stoffe weniger schmuddelig gewesen, so hätte das Lokal irgendwie an Behaglichkeit eingebüßt. Pubs, so dachte sie sich, waren der Inbegriff der britischen Einstellung zu *RPL
    Auf Colins Drängen bahnte sie sich einen Weg durch die Trinkenden, die in Trauben am Tresen standen, und hoffte, dort Tick zu finden.
    »Was darf's denn sein, Kleine?«
    Sie blickte auf in ein breites Gesicht hinterm Tresen, breiter Lippenstift, Wangenrouge, blond.
    »Entschuldigung«, begann Kumiko, »ich möchte gern Mr. Bevan sprechen ...«
    »Noch'n Pint /DJHU Alice«, sagte jemand und klatschte drei Zehn-Pfund-Münzen hin. Alice
    zapfte von einem großen weißen Keramikhahn Helles in ein Glas. Sie stellte das Glas auf die zerkratzte Bar und fegte das Geld in eine klirrende Kasse hinterm Tresen.
    »Da will jemand was, Bevan«, sagte Alice, als der Mann das Glas hob.
    Kumiko blickte auf in ein gerötetes, narbiges Gesicht. Die Oberlippe war verkürzt, erinnerte Kumiko an Kaninchen, obwohl Bevan groß war, fast so groß wie Fetal. Und Kaninchenaugen hatte er auch: rund, braun, wenig Augenweiß. »Von mir?« Sein Akzent erinnerte sie an Tick.
    »Sag ja«, riet Colin. »Er

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