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Mond der Unsterblichkeit

Mond der Unsterblichkeit

Titel: Mond der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Meyer
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nicht am Fest teilnahm? Tausend Fragen wi r belten durch Aidans Kopf, die nach einer Antwort verlangten, als er zum Haup t trakt des Schlosses ging.
    Es war nicht das erste Mal, dass an den heidnischen Feiertagen j e mand spurlos verschwand oder gar ums Leben kam, wenn auch nicht im unmittelbaren Z u sammenhang mit der Brennerei. Am Beltanefest, kurz vor seinem achten G e burtstag, hatte eine Gruppe Jugendlicher oben am Steinkreis Marihuana g e raucht. Hermit war derj e nige, der sie erwischt und als Letzter gesehen hatte. Danach waren sie spurlos verschwunden. Die Suche der Polizei nach den Ve r missten blieb erfolglos. Blutspuren auf den Menhiren deuteten auf ein Verbr e chen hin, bei dem jedoch w e der Täter noch Opfer zum Beweis auffindbar waren. Selbst Scotland Yard musste den Fall Ge a lach als ungelöst zu den Akten legen.
    Dieses Ereignis warf seine Schatten über Gealach, vieles änderte sich. Furcht lag in den Blicken der Bewohner, die sich immer mehr um seinen Vater versa m melten, den sie zuvor noch verspottet hatten. Und Vater genoss das plötzliche Ansehen, der Beginn für die rituellen Treffen, die regelmäßig stattfanden, und an denen viele aus der Umgebung teilnahmen. Cecilia schaffte es durch ihre Begei s terung, die Leute vom Sinn eines naturverbundenen Lebens zu übe r zeugen. Der Trend zu einem Leben im Einklang mit der Natur zurückzukehren, wuchs, was es Vater und Cecilia erleichterte, andere für sich einz u nehmen.
    Aber oft übertrieb es Vater mit seinen Ambitionen. Aber wenn es ihm half, die Angst vor dem Tod zu überwinden, wollte er es akzeptieren. Noch nie hatte er ihn so aufgeregt erlebt wie am gestrigen Halloween. Ständig sprach er von U n ster b lichkeit.
    Es war nicht der Wunsch nach Unsterblichkeit, der Aidan beunruhigte, so n dern das Glitzern in Vaters Augen, wenn er darüber sprach, das gleiche Glitzern wie bei Moiras Verschwinden. Nicht nur ein Mal hatte Aidan seinem Vater vo r geworfen, er könnte eine Intrige gegen Moira gesponnen haben, um sie zu en t zweien. Obwohl sein Vater es immer a b stritt, blieben die Zweifel bestehen.
    Die Tür zum Salon stand weit offen. Vater saß auf dem Sofa und schwenkte in Gedanken vertieft den Whisky im Glas. Aidan erschrak beim Anblick seiner ei n gefallenen Wangen und dem bleichen Teint, dem Tribut an diese furchtbare Kran k heit, die jeden Tag mehr seinen Körper verzehrte. Als er eintrat, hob Vater den Kopf. Nichts in seiner Miene deutete darauf hin, dass ihn das Schicksal Fi n lay Sterns berührte. Tief lagen seine Augen in den Höhlen wie bei einem Tote n kopf. Seine Haut erinnerte an brüchiges Pergament. In seinem Blick lag nicht ein Funken Wärme.
    „Hallo, Dad. Ein schrecklicher Unfall, nicht wahr? Wie konnte das nur g e schehen? Die Sterns sind verzweifelt. Ich würde gern etwas für sie tun.“ Aidan setzte sich in den Sessel gegenüber.
    „Jeder von uns muss eines Tages gehen, wenn seine Zeit gekommen ist. B e dauerlich. Stern wollte nicht auf mich hören, als ich ihm neulich sagte, eine der Brennblasen sei defekt. Er hat sich sogar geweigert, einen Techniker zu bestellen. Wer nicht hören will, muss fühlen.“
    Aidan sah seinen Vater fassungslos an. „Mr. Stern ist tot! Wie kannst du nur so was sagen? Wir sprechen hier nicht von einer Lappalie, einer kaputten Maschine, sondern vom Tod eines Me n schen, noch dazu deines Mitarbeiters!“
    „Danke, dass du mich daran erinnerst. Höchst bedauerlich, aber nicht zu ä n dern.“ Dad ließ das Whiskyglas unter seiner Nase kreisen und sog mit geschlo s senen Augen genüsslich den Duft ein. „Ein wunderbarer Jah r gang.“ Er seufzte und nippte schließlich.
    Aidan sah seinen Vater an und konnte plötzlich dessen wahres Gesicht s e hen, ein unbarmherziges und sehr hässliches. Dann riss er ihm das Glas aus der Hand und stellte es auf den Tisch. „Höchst bedaue r lich? Ist das alles, was du dazu zu sagen hast? Nur dein eigener Tod bedeutet dir e t was?“
    „Jeder ist sich eben selbst der Nächste.“ Dad nahm das Glas zurück und schlürfte den Rest des Whiskys.
    „Wenn du nicht mein Vater wärst, dann …“ Mit geballten Fäusten sah er auf seinen Vater herab, den sein emotionaler Ausbruch ungerührt ließ.
    „Was dann? Wo bleibt der perfekte Aidan, der sich immer im Griff hat?“, fra g te Dad gelassen, und stellte das leere Whiskyglas auf den Tisch. „Du bist eben auch nicht perfekt, mein Sohn. Deine Souveränität bröckelt. Du bist mir ähnl i cher als du denkst,

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