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Mond der Unsterblichkeit

Mond der Unsterblichkeit

Titel: Mond der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Meyer
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impulsiv und jähzo r nig.“
    Aidan sog scharf die Luft ein. Auch er war manchmal impulsiv, das musste er zugeben, aber niemals jähzornig und vor allem nicht eiskalt. „Ich dac h te immer, die Krankheit hätte dich verbittert, aber jetzt weiß ich, dass du immer nur an dich denkst. Du kennst kein Mitgefühl. Langsam kann ich nur noch Verachtung für dich empfi n den.“
    Dieser zuckte mit den Schultern, ein zynisches Lächeln auf den Lippen. „D a mit muss ich wohl leben. Der Tod Sterns geht dir nahe, weil du dich in seine Tochter verguckt hast.“
    „Mr. Stern war ein netter Mann und ein fähiger Leiter der Brennerei. Ich mochte ihn. Das hat nichts mit Amber zu tun. Lass sie aus dem Spiel. Nicht noch einmal wirst du eine meiner Beziehungen ze r stören. Denk ja nicht, ich wüsste nicht, dass du Moira zwingen wol l test, sich von mir zu trennen.“
    „Warum wärmst du alte Geschichten auf? Moira ist auf und davon. Wegen e i nes anderen. Das scheinst du vergessen zu haben. Und diese Stern ist ein unre i fes Mädchen.“
    Aidan schnappte nach Luft, wollte etwas erwidern, überlegte es sich jedoch anders, als Vater sich plötzlich an die Kehle griff. Ein Huste n anfall schüttelte ihn, bei dem er Blut spuckte. Aidan reichte ihm sein Taschentuch. Dad beugte sich vornüber und strich mit den Händen über sein Gesicht. Eine Weile herrsc h te Stille, die nur durch sein Röcheln unterbrochen wurde. Aidan empfand Mi t leid, ein Gefühl, das seinem Vater fremd war. Gleichzeitig kreisten seine Geda n ken noch immer um Sterns Tod. Die Schatten des Todes schweben über G e alach Castle, hatte Hermit einmal zu ihm gesagt, und wieder bewah r heitete es sich.
    „Wer hat eigentlich Mr. Stern gefunden?“, fragte Aidan, als das Röcheln a b ebbte.
    „Stuart hat ihn gefunden. Nicht ich. Er hat auch die Polizei g e rufen.“
    Stuart Wilson war ein aufrechter, pflichtbewusster Mann, den A i dan schätzte.
    Dad tupfte sich Blut von den Mundwinkeln. „Ich muss mich jetzt au s ruhen. Das Fest verlangt heute seinen Tr i but. Mein Körper will mir nicht gehorchen. Hilf mir, Sohn.“
    Dad streckte eine Hand nach Aidan aus, während die andere nach dem Stock mit dem Goldknauf tastete. Aidan zog ihn vom Sofa und u m fasste seine Taille. Schwerfällig stüt z te Dad sich auf seinen Gehstock. Dann ging er mit Aidan zur Galerie, die über eine breitgeschwungene Treppe nach oben zu seinem Schla f raum führte. Immer wieder musste Aidan den Geschwächten stützen. Im Schla f zimmer half er ihm aus der Tweedjacke und öffn e te seine Schnürsenkel.
    „Geh jetzt, Aidan, lass mich allein.“
    Diesen barschen Ton war Aidan gewohnt. Er griff nach der Twee d jacke, um sie im Ankleideraum über einen Bügel zu hängen. Das laute Röcheln drang zu ihm, als er im Ankleideraum die Jacke über einen Bügel hängte. Dabei fiel sein Blick auf die weiße Kutte, die Dad gestern getragen hatte. Sie lag zusammeng e knüllt neben der Schuhkommode. Es waren die Blutspritzer am Saum, die seine Aufmerksamkeit erre g ten. Aidan bückte sich und hob die Kutte auf. Sie roch nach Whisky. Eine furchtbare A h nung stieg in ihm auf. Das Blut könnte von Finlay Stern stammen. Er wusste, dass Vater die Kutte eilig nach der Prozession ausgezogen hatte, und hinauf in den Salon g e gangen war. War Stern zu diesem Zeitpunkt bereits tot gewesen? Hatte Vater ihn g e funden, und in der Brennerei verbluten lassen? Oder trug er gar die Schuld an dessen Tod? Aidan spürte ein ungutes Gefühl im Magen. Morgen würde er Vater noch einmal nach der Wah r heit b e fragen. Heute war dieser zu nichts mehr in der Lage.
     
     
     
     

19.
     
    A mber weinte sich in den Schlaf. Dann träumte sie von William Macfarl a ne, der seine riesigen Eckzähne in Vaters Körper schlug, und dessen Blut trank.
    Am nächsten Morgen wachte sie wie gerädert auf. Die Kratzwunden des Wo l fes an ihrer Schulter brannten wie Feuer. Sie hatten in der Nacht geblutet und das Schlaf-T-Shirt verklebt.
    Vorsichtig zog sie im Badezimmer den Stoff von der Haut. Der brennende Schmerz ließ sie für einen Moment die Luft anhalten. Sie drehte die Schulter zum Spiegel, um die Wunden genauer zu betrachten. Dank Aidans guter Wun d versorgung hatte der Heilungsprozess b e gonnen. Schorf bildete sich über den drei roten Striemen, die sich quer übers Schulterblatt zogen. Vorsichtig rieb sie Wun d salbe darauf und biss bei jeder Berührung die Zähne zusammen.
    Immer mehr erschienen ihr die Legenden von Geschöpfen der

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