Mond der Unsterblichkeit
gebi e tend aussehen.
„Hallo“, antwortete der junge Mann mit melodischer Stimme und lächelte. „Ich bin Haniel, der Wächter des Schwertes.“ Er reichte Aidan die Hand, die dieser zögernd ergriff.
Verwundert stellte Aidan fest, dass Haniel keinen Schatten besaß. Seine Bew e gungen waren geschmeidig, fast anmutig.
„Sie sind der Wächter?“
„Das bin ich. Lass dich nie vom äußeren Schein trügen.“
Ehe Aidan darauf antworten konnte, streckte Haniel seinen Arm nach dem Säbel aus, um ihn aus der Scheide zu ziehen.
„Halt!“ Aidans Hand wehrte Haniels ab.
„Den da musst du ablegen.“ Der Wächter deutete auf Aidans Säbel, den er fest umklammert hielt.
„Wollen Sie denn gar nicht wissen, was ich hier will?“, fragte Aidan, und u m klammerte den Säbel noch fester. Dieser Wächter wirkte seltsam, eine Spur zu soft, fast weiblich.
„Das weiß ich längst. Du willst die Kammer betreten, weil Dämonen diese Welt bedrohen. Doch dazu musst du den Säbel ablegen.“
Haniel streckte die Hand erneut nach dem Säbel aus, doch Aidan zögerte we i terhin. Haniels Lächeln wirkte wie eingefroren.
„Hat der Eremit dir nicht erklärt, dass du die Kammer nur u n bewaffnet und ohne negative Gedanken betreten sollst? Alles, was du mit h i neinnimmst, wird dir wide r fahren. Der Säbel beschwört einen Kampf. Gib ihn mir bitte, zu deinem Schutz. Ich werde ihn gut au f bewahren. Später erhältst du ihn zurück.“
Also hatte Hermit Haniel seine Ankunft angekündigt. Das ersparte ihm Erkl ä rungen. Haniel musste seine Aufr e gung gespürt haben, denn er legte seine Hand auf Aidans Arm. Sogleich durchflutete Aidans Körper Wärme, angenehm und entspa n nend, als stünde er unter Rotlicht.
Haniels Worte und sein gütiger Blick veranlassten Aidan, ihm den Säbel zu re i chen.
„Und jetzt befreie dich von deinen Ängsten und Sorgen. Bist du bereit, die Kammer zu betreten oder möchtest du noch warten?“
Aidan wollte alles nur so schnell wie möglich hinter sich bringen. Doch zuvor drängte es ihn, Haniel Fragen zu stellen.
„Was genau wird mich da drin erwarten?“
„Das kommt ganz auf dich an.“
„Na, toll, mit dieser Information kann ich viel anfangen. Können Sie mir w e nigstens beantworten, was mit denen geschieht, die erfolglos da raus gekommen sind?“
„Sie verfielen dem Wahnsinn oder folgten dem Ruf der Schatte n welt.“ Haniel lächelte noch immer.
Okay, das half ihm wenig weiter.
Als könnte Haniel seine Gedanken lesen, sa g te er: „Lasse alles hinter dir, und verdränge jeden ärgerlichen Gedanken, auch g e gen mich.“
Na, der hatte gut reden. Er hatte keine Ahnung, wie er das anstellen sollte.
„Ich lasse dich jetzt allein, damit du dich mental vorbereiten kannst. Wenn du bereit bist, werde ich zur Stelle sein, um die Kammer zu öf f nen.“
„Ist sie dort hinter der Tür?“ Aidan deutete auf die Holztür.
Haniel nickte. Hinter dieser einfachen Tür sollte sich also die ominöse Ka m mer verbergen. Er wandte sich zu Haniel um. Doch dieser war plötzlich ve r schwunden, als hätte der Erdboden ihn ve r schluckt.
Aidan lehnte sich an die Wand und schloss die Augen. Er dachte an Amber, an ihr letztes Beisammensein. Ihr bewundernder Blick hatte ihm gefallen, er war ihr Held gewesen. Aidan, der Retter der Welt. Ein herrliches Gefühl, wenn da nicht diese scheiß Angst sich in seinem Magen zu einem Stein z u sammenballen würde.
Er schloss die Augen und versuchte, sich ganz auf Amber zu konzen t rieren. Er spürte ihre Lippen, ihre Leidenschaft, als er sich in ihr bewegt hatte. Er lie b te sie mit jeder Faser seines Herzens. Für sie betrat er die Kammer, um sie aus den Klauen der Scha t tenwelt zu entreißen.
„Ich bin bereit“, sagte er leise, mehr zu sich selbst, aber als er die Augen au f schlug, stand Haniel lächelnd vor ihm.
„Dann folge mir.“ Der Wächter drehte sich um und bedeutete Aidan mit e i nem Wink, ihm zu folgen.
„Wie wird man zum Wächter des Flammenschwertes?“, fragte Aidan.
„Das ist eine lange Geschichte, die bis zum Ursprung der Menschheit zurüc k reicht. Man muss den Versuchungen der Schattenwelt widerstehen können. Wenn du diese Kammer verlässt, wirst du die Erkenntnis darüber erlangen.“
Das sagte ihm in etwa genauso viel wie eine Passage aus der Bibel. Die Erläut e rungen dieses Haniel waren nicht gerade ergiebig und brachten ihn nicht weiter. Haniel stieß die Tür weit auf und bat ihn, einzutreten. Aidan warf e i nen Blick
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