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Mond der Unsterblichkeit

Mond der Unsterblichkeit

Titel: Mond der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Meyer
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in den Raum, bevor er den Fuß hineinsetzte. Es war ein leerer, quadratischer Raum, der außer dieser Tür keinen anderen Ausgang besaß. An den Wänden brannten Fackeln in Eisenhaltern. E i gentlich hätte er hier das Grab des Druiden vermutet, stattdessen gab es nichts, noch nicht einmal den Hinweis auf das Schwert, keine Verzieru n gen, keine Nischen, einfach nichts.
    Kurz nachdem er die Kammer betreten hatte, schloss Haniel hinter ihm die Tür. Aidan drehte sich im Kreis, alles erschien normal. Er b e fand sich in einem steinernen Hügelgrab, allein. Jetzt, wo die Tür hinter ihm g e schlossen war, wurde ihm bewusst, dass der gefürchtete Augenblick ei n getroffen war.
    Eine Weile stand er reglos da. Geschah denn jetzt nichts? War es ihm gelu n gen, alle negativen Gedanken auszuschließen? Er wanderte im Raum auf und ab. Er wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, denn seine Uhr war mit B e treten der Kammer stehen geblieben.
    Vielleicht hatte Hermit Märchen erzählt und es existierte überhaupt kein Schwert. Aidan ging zur Tür, klopfte mit der Faust dagegen, und rüttelte sie. Aber es rührte sich nichts. Er klopfte lauter und rief nach Haniel. Als dieser nicht antwortete, rührte sich Ärger in ihm. Trieb der etwa ein Spiel mit ihm oder g e hörte das auch zur Prüfung? Mit dem Säbel hätte er wenigstens eine kleine Chance besessen, die Tür öf f nen zu können. Die Luft war stickig und feucht. Wieder wanderte er unruhig auf und ab, als er plötzlich einen Schatten hinter sich spürte.
    Schlagartig waren seine Sinne bis aufs Äußerste geschärft, und er wirbelte he r um. Es war eine geisterhafte Erscheinung, schwarz, die blitzschnell ihren Stan d ort wechselte. Ein zweiter Schatten tauchte auf, und beide umkreisten Aidan. Ein stechender Schmerz schoss in sein Hirn, der ihn taumeln ließ. Er presste die Hände gegen die Schläfen, als könnte er dadurch den Schmerz beruhigen. Die Geister durchdrangen seinen Kopf und Körper, zogen erneut ihre Bahnen, bis sie zurückkehrten, einmal, zweimal. Immer wenn sie in ihn eindrangen, spulten sich in rasanter Geschwindigkeit Bilder vor seinen Augen ab. Darin folgte er einem Mann, der ganz in Schwarz gekleidet war, und über die Körper von u n zähligen Sterbenden stieg. Es war ein Dämon mit rotglühenden Augen, der über ein Schlachtfeld lief und Seelen einsammelte, um sie in einem schwarzen See zu ve r senken.
    Aidan erkannte in ihm Revenant. Er folgte Revenant weiter in seine dunkle Welt, an dessen Horizont sich ein schwarzes Gebirge erhob, und auf den Gi p feln Feuer loderten, in denen qualvoll Menschen ve r brannten. Er sah, wie die Flammen das Fleisch von ihren Knochen fraßen, hörte die Schreie der Gequä l ten. Fast konnte er ihren Schmerz körpe r lich fühlen. Als er an sich hinuntersah, befand er sich plötzlich selbst g e fesselt inmitten eines Feuers, spürte, wie die Flammen an ihm empo r züngelten, und an seinen Beinen leckten. Da er schrie den Schmerz h i naus, wand sich, aber die Flammen eroberten ihn.
    „Spürst du den Schmerz? Spürst du den nahenden Tod? Ich kann dem Feuer gebieten zu erlöschen, so wie ich dich von allen Qualen irdischen Daseins erl ö sen kann, wenn du mir folgst. Es wird weder Krankheit noch Tod geben.“
    Feuer und Schmerz erloschen schlagartig. Aidan atmete auf. „Niemals werde ich dir folgen“, antwortete er jedoch.
    Amber trat aus der Dunkelheit auf Aidan zu. Sie lächelte ihn an. Seine Liebe zu ihr durchströmte ihn. Er streckte seine Arme nach ihr aus, um sie zu umarmen. Aber sie wich lächelnd zurück, streifte ihren hautengen Anzug vom Körper, bis sie nackt vor ihm stand. Sie war so begehrenswert. Aidan wollte sie in seine A r me reißen und küssen, doch plötzlich stellte Revenant sich zwischen sie und ergriff ihren Arm.
    „Komm mit mir, Amber, werde meine Gefährtin“, sagte der Vampir zu ihr, und strich mit seinen Fingern über ihre Wange.
    Amber legte den Kopf in den Nacken und sah zu Revenant auf. Sie lächelte ihn an.
    „Nein!“, schrie Aidan. „Folge ihm nicht. Komm zu mir, Amber, ich liebe dich.“
    Doch Amber stand ganz unter dem Einfluss des Vampirs und nahm keine N o tiz von ihm. In ihrem Blick lag Begehren, das nicht ihm, so n dern Revenant galt. Sie lachte, küsste den Vampir und presste ihre Hüften gegen seinen Unterleib. Aidan wollte sie aus Revenants Armen reißen, aber seine Beine versagten. Eife r sucht schnitt ihm wie ein Me s ser ins Herz. Er schwor sich mit geballten Fäusten,

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