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Mond der verlorenen Seelen

Mond der verlorenen Seelen

Titel: Mond der verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Meyer
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vereint die magischen Kräfte. Kein Dämon wird den Schutzkreis durchdringen können, wenn du es an deinem Körper trägst. Wenn du mir eher von deinen Begegnungen mit den Dämonen erzählt hättest, wäre es schon lange Dein. Mein Vater hat es weihen lassen. Ich hatte fast vergessen, dass es das noch gibt.“
    Das Kreuz vibrierte in ihrer Hand und löste ein Kribbeln aus, als stünde sie unter Strom. Es verlieh ihr das Gefühl von ungebremsten Energiewellen, die Kräfte in ihr freisetzten. Fest schlossen sich ihre Finger um das Kreuz.
    „Spürst du seine Macht, die durch deine Adern strömt?“, flüsterte er.
    Amber nickte. Das Kribbeln erreichte ihren Kopf. Sofort schoss das Blut durch alle Gefäße und begann, kraftvoll zu pulsieren.
    „Gib dich der Energie hin, verschmelze mit ihr.“
    Sie atmete tief ein und aus, während die Energie durch ihre Adern rann. Es fühlte sich gut an. Als hätte es einen gewissen Pegel erreicht, endete es plötzlich. Zurück blieb eine angenehme Wärme.
    „So habe ich mir als Kind immer Zauberkräfte vorgestellt.“
    „Wenn du ihn ablegst, geht der Schutz verloren. Für einen anderen, der ihn findet und an sich nimmt, gibt es ihn nicht mehr.“
    Sie musste schlucken und blickte auf das Kreuz hinab, das in ihrer Hand harmlos wirkte. „Danke, Hermit.“
    Mit dem Kreuz in der Hand wandte sie sich um und verließ das Haus.
    „Alles Gute für deinen Bruder!“, rief Hermit ihr hinterher.
    Der Nebel hatte sich weiter ausgebreitet und reichte jetzt bis zu Hermits Haus, kroch die blattlosen Arme der Kletterrosen und am Efeu empor bis zum Wiesendach. Die feuchtkalte Luft durchdrang ihre Jacke. Fröstelnd schlug sie den Kragen hoch und rannte zu ihrem Mini.
    Amber sank aufs Polster und startete den Wagen. Weil das Kreuz sie beim Fahren behinderte, steckte sie es in ihren BH. Es drückte sich in ihre empfindliche Haut. Feine Energiewellen drangen in ihre Brust und bohrten sich bis zu ihrem Herz, das schneller zu schlagen begann. Ihre Augenlider schwollen leicht an, als hätte sie Nüsse gegessen, auf die sie allergisch reagierte.
    Ein plötzliches Gefühl, nicht mehr allein zu sein, ließ sie zusammenzucken. Vorsichtig spähte sie nach draußen, aber der Nebel verhinderte, dass sie mehr als einen Handwurf weit sah. Ein kalter Hauch streifte ihre Wange. Amber trat aufs Gaspedal. Der Motor heulte auf, als ihr Mini einen Satz nach vorn machte. Das Kreuz auf ihrer Brust begann, zu vibrieren. Es signalisierte Gefahr. Dämonen. Jetzt würde sich beweisen, ob Hermit recht hatte.
    Sie steuerte den Wagen auf die Landstraße. Ein Schatten huschte seitwärts vorbei. Erschrocken verriss sie das Steuer, behielt den Mini aber noch unter Kontrolle.
    Aber das war unmöglich!
    Sie zwinkerte, als sie die Umrisse von Gestalten im Nebel wahrnahm. Das Kreuz warnte sie nicht nur vor Dämonen, sondern es machte sie sichtbar. Eine grinsende Fratze lugte zum Fenster hinein. Erneut zuckte Amber zusammen. Die Dämonen versuchten, sie zu irritieren. Einer sprang aufs Dach. Amber duckte sich. Sie blickte in den Rückspiegel und konnte kaum glauben, als ihr Augen in einem irisierenden Blau entgegenstrahlten. In diesem Moment passte sie nicht auf, und der Mini geriet auf den grasbewachsenen Seitenstreifen. Sie riss das Steuer erneut rum und befand sich wieder auf der Straße. Von den Rädern aufgeworfener Dreck spritzte gegen ihre Scheibe. Sie trat das Gaspedal tiefer durch. Die Dämonen ließen sich nicht abschütteln. Flüsternde Stimmen, Seufzer. Es folgte ein spitzer Schrei, der ihr Trommelfell erzittern ließ. Der seltsame Chor schwoll an. Die wollten sie in die Enge treiben, ihren Geist verwirren, sie nerven, bis sie anhielt. Aber sie durfte sich nicht auf ihr durchtriebenes Spiel einlassen. Die setzten alles daran, um das Kreuz von ihrem Körper zu entfernen. Immer heftiger pulsierte es auf ihrer Brust, als triebe es sie zur Eile an.
    „Nicht beeindrucken lassen, nur nicht auf sie achten“, stammelte Amber vor sich hin. Starr richtete sie ihren Blick nach vorn auf die gestrichelte Mittellinie der Straße. Das half. Nur noch zwei Meilen und sie hätte das Castle erreicht. Aber ihr stand noch die kurvenreiche Strecke bevor. Da musste sie höllisch aufpassen, denn die Straßenränder waren dort nicht grasbewachsen, sondern steinig und schlitzten im Nu die Räder auf. Sie wollte sich nicht ausmalen, was geschehen könnte, wenn sie von der Straße abkam und gezwungen war, anzuhalten. Schon meisterte sie die erste

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