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Mond der verlorenen Seelen

Mond der verlorenen Seelen

Titel: Mond der verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Meyer
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Kurve. Amber konnte nicht so schnell fahren, wie sie wollte. Sie stieß einen Fluch aus und verwünschte ihre wahnwitzigen Einfälle.
    „Wer, verdammt noch mal, steckt dahinter? Wer hat diese scheiß Dämonen in unsere Welt dringen lassen?“ Sie hieb mit der Faust aufs Lenkrad und bereute sofort ihren Ausbruch, der sie unaufmerksam gemacht hatte. Sie vollzog eine Vollbremsung, aber es war zu spät. Etwas flog in hohem Tempo auf ihre Windschutzscheibe zu und diese zersplitterte mit einem Knall. Unzählige Glassplitter hagelten auf sie herab. Mit quietschenden Reifen rutschte der Wagen mehrere Meter auf der Straße, bis er stehen blieb.
    Amber hielt noch immer schützend einen Arm über ihrem Kopf. Ohrenbetäubendes Kreischen ließ sie hochsehen. Ein schwarzer Raubvogel, der an eine Harpyie erinnerte, saß auf der Kühlerhaube vor der zertrümmerten Scheibe und versuchte, mit dem Schnabel nach ihr zu hacken. Aber er traf sie nicht. Seine Schnabelspitze verschwand in einer unsichtbaren Mauer. Der Schutzkreis des Kreuzes! Amber atmete erleichtert auf. Hermit hatte nicht zu viel versprochen.
    Sie richtete sich auf und schüttelte die Splitter aus dem Haar, während der Vogel sie aus schwarzen Augen anglotzte. Sein gebogener Schnabel schnappte auf und zu. Amber streckte ihre Hand aus. Ihre Fingerspitzen verschwanden in einer gallertartigen, unsichtbaren Masse. Ruckartig zog sie sie wieder heraus. Ein Dämon in vogelartiger Gestalt. Das konnte nur Bean-Nighe sein, eine Dämonin. Amber fühlte sich sicher im Schutz des Kreuzes. Zwar blies ihr kalter Wind entgegen, aber es war besser, ohne Windschutzscheibe zu fahren, als den Dämonen ausgeliefert zu sein.
    „Verzieh dich, Dämon!“
    Der breitete kreischend seine Flügel aus und flatterte auf. Amber startete den Motor und fuhr an. Kälte und Nebel wichen. Jetzt war es nur der Fahrtwind, der ihr Gesicht kühlte. Die Dämonen hatten aufgegeben. Aber sie war sicher, dass es nicht ihre letzte Begegnung mit ihnen sein würde. Als sie die nächste Kurve durchfuhr, sah sie bereits den Turm von Gealach Castle.

-24-
    A idan rannte ziellos durch das Moor. Der Blutdurst quälte ihn. Überall witterte er köstliches, frisches Blut, hielt seine Nase in den Wind, um den Geruch tief einzuatmen. Aber er wollte der Gier nicht nachgeben, um keinen Preis. Stattdessen wollte er sich quälen. Vielleicht würde er durch körperlichen Schmerz seine Sehnsucht nach Amber vergessen. Was würde er darum geben, sein altes Leben zurückzuhaben, sein menschliches Leben mit ihr. Doch sein Körper rebellierte mit aller Kraft. Die Nacht war fast vorbei. Sobald der Tag anbrach, würde er für eine Zeit lang in die Starre fallen und seine Reise in die Schattenwelt antreten. Aber bis dahin galt es, auszuharren und sich einen sicheren Platz zu suchen, wo er vor den Sonnenstrahlen sicher war und niemand ihn überraschen konnte. Er erinnerte sich an eine nicht weit entfernte Tropfsteinhöhle und verwarf den Gedanken gleich wieder. Touristen, die durch die Highlands wanderten, könnten ihn entdecken.
    Er kehrte nach Gealach Castle zurück in den Folterturm, den aus Furcht vor den Gräueltaten der Vergangenheit niemand aufsuchte. Er witterte Ambers Duft und die verdrängte Sehnsucht nach ihr kehrte schmerzhaft zurück. Ihr nah zu sein und sie nicht berühren zu dürfen, war die schlimmste Strafe. Aber die Bestie in ihm machte ihn unberechenbar. Die Trennung war die richtige Entscheidung.
    Bevor er vor den Turm betrat, sah er auf. Im Wohntrakt der Sterns brannte noch Licht. Seinem feinen Gehör entging kein Laut. Amber wanderte rastlos auf und ab. Wie eine Fledermaus spürte er die leichten Vibrationen, die ihre Schritte auslösten. Ein heller Streifen am Horizont erschien und signalisierte ihm, sich auf seine Reise vorzubereiten. Aidan fror und zitterte, das erste Anzeichen für den Blutmangel.
    Am oberen Ende der Treppe befand sich hinter einem Vorhang eine Nische, die Dad früher dazu benutzt hatte, die Utensilien für Rituale aufzubewahren. Mit einem Ruck zog er den schwarzen Vorhang zurück. Staub wirbelte auf. Die Nische dahinter war leer. Aidan sprang hinein, lehnte seinen Oberkörper gegen das Mauerwerk und zog die Beine an. Seine Arme kreuzte er vor der Brust, als sollten sie ihm Wärme spenden, obwohl er wusste, dass es sinnlos war. Den Vorhang zog er zu, um sich vor den einfallenden Sonnenstrahlen, die durch das lichte Gebälk drangen, zu schützen. Erschöpft schloss er die Augen.
    Die Nische erwies

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