Mond-Elfe
glaube fast, du würdest dich noch mehr winden, wenn ich dich weiter deiner Vorstellungskraft überließe.«
»Waarrr.«
Cheiron erkannte, daß er keine nützlichen Informationen mehr von ihr bekommen würde. »Ich danke dir, Dämonin«, sagte er. »Ich werde an deine Worte denken.«
»Machst du dich denn jetzt nicht auf den Weg, dein Fohlen zu retten?«
»Alles zu seiner Zeit.«
»Wenn du dich beeilst, kannst du es schaffen, bevor sie Koboldberg erreichen.«
»Darüber bin ich mir im klaren.«
Ihre dämonischen Augen glitzerten. »So?«
»Ich werde warten«, sagte er und wünschte, sie würde weggehen. Aber es gab fast keine Möglichkeit, einen Dämon zum Gehen zu bewegen, abgesehen von einer Austreibung – und dazu fehlte ihm das Talent.
Ihre Augen rundeten sich in gespieltem Erstaunen. »Du meinst, du wirst es zulassen, daß die garstigen Kobolde dein unschuldiges Fohlen in ihren schrecklichen Berg bringen, aus dem ihn kaum etwas, außer vielleicht einem Krieg bis aufs Messer, wegbringen wird?«
»Ja, genau.«
»Aber warum denn, Zentaur? Ist das nicht dumm, sogar nach den Maßstäben deiner Rasse?«
Er wußte, daß sie ihn ködern wollte, um ihre dämonische Freude zu haben, aber er mußte antworten. »Nein. Das ist eine Frage der Ehre. Ein Handel wurde abgeschlossen, um Che zu retten, und dieser Handel muß respektiert werden. Also werden wir Che retten, nachdem die Abmachung eingelöst worden ist.«
»Aber das erfordert, ein Bataillon der grausamsten Ungeheuer auszuheben – und dann wirst du den Berg Stück für Stück auseinandernehmen müssen, um das Fohlen zu erreichen.«
»Genau.«
Sie schüttelte den Kopf. »Das wird bestimmt lustig. Das Schauspiel will ich mir nicht entgehen lassen.« Mit diesen Worten verblaßte sie.
Schauspiel nannte sie das! Aber einmal abgesehen von ihrer grausamen Stichelei hatte sie recht: Es war ein gewaltiges Unternehmen, diesen Berg zu erobern, und es würde Che zugleich einem unkalkulierbaren Risiko aussetzen. Er hatte der Dämonin allerdings nicht verraten, daß er etwas anderes im Schilde führte.
Es würde eine Weile dauern, bis der Trupp sich versammelt hatte. Jetzt konnte er noch ein wenig ausruhen und sich den nötigen Schlaf verschaffen, bevor der Feldzug begann. Er ging davon aus, daß die Sphinx bei ihrer gewohnten Geschwindigkeit nicht vor heute abend am Ziel ankommen würde. Die Nacht war für einen Angriff durch Flugwesen nicht gut geeignet. So hatten sie bis zum folgenden Morgen Zeit, zum Berg zu gelangen und Aufstellung zu nehmen. Dann würden sie weiter sehen.
Eins war jedoch sicher: Che Zentaur würde nicht mehr lange als Gefangener im Koboldberg bleiben.
Cheiron schlief im Stehen neben Chex, den kommenden Tag erwartend. Von Zeit zu Zeit trafen Berichte ein. Der Rokh, der Riese unter den Vögeln, erschien und kreischte in seiner ohrenbetäubenden Sprache. Jäh erwachte Grundy Golem aus seinem Nickerchen auf Chex’ Rücken und nahm die Botschaft entgegen. Grundys Talent waren die Sprachen.
»Er erzählt gerade, daß die Sphinx durch das Reich der Vögel geflogen ist. Dort hat er auch Che mit den anderen gesehen, und es schien ihm gut zu gehen.«
»Danke«, sagte Cheiron. Grundy übersetzte dies mit einem schrillen Kreischen. Eigentlich verstand Cheiron die Vogelsprache durch seine lange Zusammenarbeit mit ihnen selbst ziemlich gut. Aber er gab der Golem lieber die Gelegenheit, sich dadurch nützlich zu fühlen.
Später erschien ein Greif, eine anmutige Kreatur mit Löwenkörper und Adlerkopf, deren Haut tiefschwarz wie Schuhkrem glänzte. Grundy übersetzte wieder. So erfuhren sie, daß die Gruppe unbeschadet durch diese Region gelangt war. Che schien noch wohlbehalten und mit der seltsamen Elfe befreundet.
In diesem Augenblick erwachte Chex, und Cheiron brachte sie auf den neuesten Stand der Geschehnisse. »Che befindet sich also in Sicherheit, aber wir müssen ihm erlauben, daß er sich zum Koboldberg bringen läßt«, schloß er.
»Ja, natürlich«, stimmte sie zu, denn sie sah die Notwendigkeit ein, die Absprache zu erfüllen, die es Nada und Electra ermöglicht hatte, das Fohlen aus den schrecklichen Klauen der Koboldschaft der Goldenen Horde zu retten. »Wenn die Gruppe dann weitermarschiert, müssen wir die Elfe befragen. Es ist offensichtlich die gleiche, der ich schon einmal begegnet bin. Ich glaube, ihr Kater hat Che aufgespürt. Aber dann nahmen die Kobolde die Elfe zusammen mit Che gefangen, und sie wurden Freunde in der
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