Mond-Elfe
Not. Ich vermute, sie ist für ihn eine große Stütze gewesen, denn er hat es überraschend gut durchgestanden. Das hätte er nicht, wäre er allein gewesen.«
Cheiron stimmte ihr zu. Che war schon so klug wie ein erwachsener Zentaur, aber emotional war er immer noch ein Fohlen. Allein wäre er einfach nicht mit dem Schrecken fertig geworden, den so eine Entführung durch die Horde mit sich brachte. Aber mit einer Gefährtin, die ihn vor der vollen Belastung beschützte, konnte er überleben. Und das hatte er wohl auch geschafft. Das sprach Bände über das Elfenmädchen. Vielleicht hatte sie keine besonderen Eigenschaften, aber sie war zum kritischen Zeitpunkt da gewesen, und das war schließlich das einzige, was zählte.
Am Nachmittag stand die Gruppe von Netz Drachen endlich bereit. Sie setzte sich aus einer fliegenden Sphinx, zwei Chimären, drei Rokhs, vier Greifen, fünf fliegenden Drachen und einer Sechserschar Harpyien zusammen. Zusätzlich waren noch Unmengen von kleinen Drachenfliegen sowie Feuerfliegen als Unterstützungstruppe angetreten, ebenso ein Basilisk für den Nahkampf. Einer der Drachen war Drago vom Berg Etamin, unmittelbar südlich des Koboldbergs. Er war ein Feuerdrachen, nicht sehr groß für seine Art, aber vielseitig begabt. Denn er konnte Höhlen durchqueren, auch wenn sie sich unter Wasser befanden. Zu Cheirons Hochzeitszeremonie war er auch dabei gewesen, weil er Prinz Dolph – der zu diesem Anlaß in Gestalt einer Drachenfliege erschienen war – dorthin gebracht hatte. Drago kannte sich sehr gut in diesem Gelände aus und würde als Führer für die Mitglieder der Truppe dienen, die von weiter her kamen. Cheiron freute sich, ihn zu sehen; für seine gründlichen Kenntnisse dieser Region gab es keinen Ersatz.
Bevor sie aufbrachen, gab ihnen Cheiron einen kurzen Überblick über die Lage. »Mein Sohn Che ist der Gefangene des Koboldstamms, der im Koboldberg haust. Wir wissen nicht, warum sie ihn entführt haben. Aber es sieht nicht so aus, als hätten sie vor, ihm etwas anzutun. Es gibt keine Anzeichen dafür, daß sie ihn für politische Zwecke benutzen wollen; scheinbar haben sie private Gründe. Möglicherweise gibt es aber einen Zusammenhang mit der besonderen Stellung, die das oberste Flügelungeheuer, der Simurgh, ihm ausgewiesen hat, daß nämlich sein Leben den Verlauf der Geschichte von Xanth verändern wird. Die Kobolde glauben vielleicht, Macht über Xanth zu erlangen, wenn sie ihn kontrollieren. Das dürfen wir aber nicht zulassen, schon mit Rücksicht auf die Geschichte von Xanth, und mehr noch aus den persönlichen Gründen, daß er mein Fohlen ist.«
Er blickte sich einen Moment lang in der Gruppe um, bevor er fortfuhr. Alle Mitglieder der Truppe hatten dem Bericht mit finsteren Mienen gelauscht. Er redete in Menschensprache, die viele von ihnen nicht besonders gut verstanden, so daß Grundy Golem es ihnen übersetzen mußte. Zuerst hörten die Rokhs und Greife dem grellen Kreischen zu, sträubten die Federn und spreizten die Krallen. Dann kamen die Drachen dran, und auf die Knurrlaute hin stießen sie langsame Feuerströme, Rauch- oder Dampfschwaden aus – jeder nach seiner Art.
»Ich will den Berg nicht sofort angreifen«, fuhr Cheiron fort, als die ganzen Übersetzungen zu Ende waren. »Ich stelle ihnen ein Ultimatum: Innerhalb einer bestimmten Frist müssen sie mir Che unverletzt ausliefern. Tun sie das, ziehen wir in Frieden wieder ab.« Als die Übersetzung diesen Punkt erreicht hatte, reagierten alle mit Enttäuschung. Sie zogen es vor zu kämpfen. Natürlich wollten sie Che retten, aber es wäre ruhmreicher, ihn in einer Schlacht zu befreien, als ihn kampflos ausgeliefert zu bekommen.
»Tun sie das nicht, greifen wir an«, sagte Cheiron. Zustimmendes Kreischen war die Folge sowie heftige Ströme von Feuer, Rauch und Dampf. »Wir beseitigen die Wächter an der Oberfläche und räuchern die Bewohner in der Tiefe aus.« Da atmeten die Raucher aus und verschwanden einen Augenblick lang in einer dichten Rauchwolke. So mancher glaubte, Rauch sei nicht so wirkungsvoll wie Feuer, aber tatsächlich war er in geschlossenen Räumen viel tödlicher. Die Kobolde sollten halb erstickt und keuchend aus ihren Löchern kriechen! »Aber wir werden diszipliniert vorgehen und sofort aufhören, wenn sie kapitulieren. Dies ist eine Befreiungsaktion und kein Vernichtungsfeldzug.«
»Aber angenommen, sie töten das Fohlen«, erkundigte sich die Sphinx. Cheiron sah, wie Chex
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