Mond-Elfe
diesen Stamm zum Besseren zu führen.«
Che war offensichtlich für Bedeutsames gewappnet gewesen, aber das überraschte ihn. »Frauen werden doch keine Koboldhäuptlinge!« protestierte er.
»Diese kann es werden. Mit deiner Hilfe.«
Er grübelte. »Was für eine Person ist dieses Koboldmädchen?«
»Ich habe sie nur ganz kurz gesehen. Sie schläft im Raum nebenan. Ich fand sie nett, aber natürlich kenne ich sie nicht wirklich.«
»Vielleicht kann ich sie sehen.«
»Oh! Ich glaube kaum, daß die Tür unverschlossen ist«, meinte Jenny und versuchte es. Erstaunlicherweise ließ sie sich aber doch öffnen. Jenny starrte völlig verblüfft darauf. Wie konnte Godiva nur soviel Vertrauen haben?
Sie traten ein. Dort im trüben Licht der Fackel fanden sie Gwenny Kobold lieblich schlafend.
»Sie ist dir sehr ähnlich«, sagte Che.
»Oh! Nein, sie ist…«, aber Jenny hielt sich im letzten Augenblick zurück. »Sie ist in meinem Alter und hat meine Größe, aber natürlich sind ihre Ohren rund. Und sie hat fünf Finger.«
»Das macht kaum einen Unterschied.« Er zog sich zurück. Seine Hufe berührten den Boden nur leicht, um das Mädchen nicht aufzuwecken.
Sie kehrten in ihren eigenen Raum zurück und schlossen die Tür. »Das ändert die Sache«, überlegte er. »Ich muß darüber nachdenken.« Dann ließ er sich auf dem teppichbedeckten Boden nieder, lehnte sich gegen den Wandteppich und schlief ein.
Jenny sammelte ein paar Kissen zusammen und machte sich neben ihm ein Lager. Sie legte sich darauf und…
Das Licht des Morgens weckte sie. Es war ihr nicht einmal bewußt geworden, daß sie eingeschlafen war. Sie war so müde gewesen, aber jetzt fühlte sie sich sehr erfrischt. Sie blinzelte und streckte sich – und stieß mit einer Hand auf etwas Felliges und Warmes. Oh! Ja, das war Che Zentaur. Er…
Sie zwinkerte wieder. Morgen? Wie war das möglich, hier unten tief im Ameisenbau?
Sie setzte sich auf und sah, daß das Licht durch einen Alkoven schimmerte. Es schien ein Lichtschacht zu sein, an dessen Ende sich das Zimmer befand. So konnte das Licht bis in die Tiefe dringen. Sie sah seine blanken Wände, die das Licht reflektierten. Wie schön! Sie hatte es die ganze Nacht nicht bemerkt. Aber natürlich war es da auch dunkel gewesen und hätte einfach nur wie eine leere Nische ausgesehen.
Im Tageslicht war der Raum heller und noch schöner als er im Fackellicht schien. Und auch da war er schon sehr hübsch gewesen. Dieses hier war offensichtlich Gwennys Spielzimmer, das sie sich nun teilten.
Gwenny! War sie immer noch da? Jenny ging zur Tür zwischen den Zimmern, aber zögerte. Sie hatte schließlich nicht das Recht, die Tochter des Häuptlings zu stören. Darüber hinaus hatte sie auch noch etwas zu erledigen.
Sie untersuchte das Zimmer und fand einen mit Vorhängen abgeteilten Bereich mit glänzender Steinoberfläche. Dort fand sie Schüssel, Wasserkrug, Schwamm, zwei Bürsten und einen Topf mit Deckel. Sie hob ihn an und schnüffelte daran, dann rümpfte sie angeekelt die Nase. Gut, das war, wonach sie gesucht hatte. Sie benutzte den Topf und legte den Deckel wieder darauf. Dann goß sie etwas Wasser in die Schüssel, reinigte sich gründlich mit dem Schwamm und entfernte dabei auch noch die schwachen Rußspuren, die sie vorher übersehen hatte. Sie bürstete ihr Haar und entwirrte die Kletten, die sich über Nacht wieder eingefunden hatten. Nun fühlte sie sich nicht nur besser, sondern auch recht gut.
Als sie aus dem verhängten Alkoven hervortrat, war Sammy schon auf den Beinen und schritt unruhig den Boden ab. O weh!
Sie ging zur äußeren Tür und klopfte. Sofort wurde der Riegel angehoben und ein Koboldgesicht zeigte sich.
»Oh, Gimpel!« sagte Jenny, als sie ihn erkannte. Zuerst hatten alle Kobolde für sie gleich ausgesehen, aber das legte sich langsam. »Kannst du uns einen Kasten mit Erde bringen?«
Er schien überrascht. »Keine Kekse?«
Sie lachte. »Nicht zum Essen, du Dummkopf! Für Sammy.« Dann überlegte sie es sich noch einmal. »Aber bring uns auch ein paar Kekse oder sonst was Gutes zum Frühstück. Für zwei.« Sie korrigierte noch einmal. »Für drei. Und eine tote Ratte, wenn ihr eine habt.« Denn sie befürchtete, daß Sammy wahrscheinlich hier unten nicht viel Glück bei der Jagd haben würde. Eigentlich war sie sich gar nicht sicher, was Sammy fraß, weil sie nie die Ergebnisse seiner Jagd zu Gesicht bekam.
Gimpel lächelte. Er wendete sich an den Kobold hinter
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