Mond-Elfe
scharf; Metria war selbst neugierig geworden.
Sie schlossen die Suche in der Region der Erde ab und schwebten in die nächste, die Region des Feuers, die von einer hohen Feuerwand umgeben war. Im Inneren der Region schlugen die hungrigen Flammen gen Himmel, aber so sehr sie sich auch bemühte, sie schafften es letztendlich nicht, den Himmel in Brand zu setzen. Doch für die Bäume darunter war es eine harte Zeit.
Die Suche hier war ebenfalls vergeblich. Als die Dämonendame durch die Flammen neben ihm her schwebte und sich nach seinem zweiten Problem erkundigte, gab er folgende Antwort: »Ich habe noch eine zweite Verlobte.«
»Ich glaube, das ist ungewöhnlich bei Wesen deiner Art. Wir Dämonen kennen keinerlei Grenzen in diesen Dingen – tatsächlich gibt es bei uns keine Verlobungen und Heiraten, wir tun einfach, was sich eben so unnatürlich ergibt. Aber ich habe noch niemals von einem menschlichen Mann gehört, der mit zwei Frauen verheiratet war.« Sie sann nach. »Ich meine in Xanth. In Mundania tun sie es; jedoch gewöhnlicherweise immer nur eine für eine gewisse Zeit, nie zugleich. Aber das zählt nicht. Mundanier sind sowieso verrückt.«
»Ich weiß nicht, Grey Murphy ist Mundanier, und der ist nicht verrückt.«
»Dennoch befindet er sich jetzt nicht in Mundania. Als er Xanth betreten hat, muß er gesund geworden sein.«
»Das würde es erklären«, stimmte er zu. Das machte wirklich Sinn. »Jedenfalls war meine Verlobte durch den Fluch des Magiers Murphy vor langer Zeit verzaubert worden und schlief in einem Sarg auf der Insel der Liebe.«
»Ach, wie ich dich, mein Prinz, immer lieber mag!« schmachtete Metria, während sie ihm nahe trat. »Denn du bist ein großer Witznagel. Aber…«
»Ein was?«
»Eine Niete, Schraube, Bolzen…«
»Ein Witzbold. Aber ich meine, ich dachte, Dämonendamen lieben nicht. Wie also…«
»Wir lieben es, die Leute zu quälen, und dich kann man wunderbar quälen. Aber du hast es zuerst gesagt.«
»Habe ich nicht! Ich habe von dem Sarg im Meer – huch!«
»Ja, das war es. Aus heiterem Himmel sagtest du, daß du mich, Metria, immer lieber magst. Wenn es dir beim schlafenden Mädchen ebenso erging, ist mir klar, wieso du in Schwierigkeiten bist.«
»Ich sagte, auf der Insel der L-I-E-B-E«, buchstabierte er das Wort. Seine Mutter hatte ihn die Zauberworte gelehrt. Aus irgendeinem Grund war sie strikt dagegen gewesen, daß sein Vater es ihm beibrachte. Irene benahm sich seltsam bei solchen Dingen wie Zauberworte, Höschen und Heirat.
Metria zog einen Flunsch. »Du meinst, du liebst mich gar nicht?«
»Das ist richtig. Ich liebe Nada und nur sie allein.«
»Zu schade. Es ist viel einfacher, jemanden zu quälen, der einen liebt. Vielleicht liebst du mich ja, wenn ich dir zeige, wie man den Storch ruft. Das soll schon vorgekommen sein.«
»Du meinst, der Storch hat irgend etwas mit Liebe zu tun?« fragte er verwundert.
Sie sah ihn spitzbübisch an. »Oh, es würde Spaß machen, dich zu unterrichten!«
»Nein, ich hasse Unterricht«, erwiderte er heftig.
»Wir werden sehen. Fahr mit deiner Geschichte fort.«
Ohne zu wissen warum, war er verärgert, als er an der Stelle fortfuhr, wo er meinte, aufgehört zu haben. »Electra schlief, weil sich der Fluch bei ihr auswirkte, der eigentlich für die Prinzessin gedacht gewesen war, und weil sie in den Apfel gebissen hatte. Entsprechend des Zauberspruchs mußte sie tausend Jahre lang schlafen, es sei denn, ein Prinz küßte sie vorher wach. Und ich war der Prinz, der kam und sie wachküßte; so war sie natürlich augenblicklich in mich verliebt und wollte mich heiraten. Das konnte ich wirklich nicht ablehnen.«
»Warum nicht?« fragte die Dämonendame boshaft. »Du hättest nur sagen müssen: ›Lies es mir von den Lippen ab, Kleines: schlaf wieder ein.‹ Dann hättest du ihre Augenlider runterziehen und abhauen können.«
Dolph war baß erstaunt.
Dann begriff er, daß sie ihn wieder nach Dämonenart ärgerte. Ungeachtet dessen fuhr er fort. »Sie befand sich bereits außerhalb des Sarges, und nun wird sie sterben, wenn sie mich nicht heiratet. Die Verlobung bringt nur einen Aufschub. Ich vermute, der Zauberspruch berücksichtigt meine Minderjährigkeit. So steht es also um sie. Aber in einer Woche wird sie achtzehn Jahre alt sein, und wenn sie bis dahin noch nicht mit mir verheiratet ist, wird sie sowieso sterben. Ich muß mich also irgendwie entscheiden.«
»Aber bist du nicht immer noch minderjährig?«
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