Mond-Elfe
sagte Godiva.
»Und ich«, meinte Electra.
»Gib mir die Schlinge«, forderte Metria.
Godiva reichte ihr die Schlinge. Die Dämonin nahm sie und verwandte sich in eine kleine, dunkle Wolke. Es gab einen Staubwirbel. Dann erschien sie wieder. »Es ist getan. Wählt.« Sie hielt Godiva und Electra ein paar kleine Stöckchen hin.
An einer Stelle gab es im Sand einen glatten Flecken; irgendwo darunter war die Schlinge verborgen. »Wartet!« rief Dolph. »Woher wissen wir denn, ob jemand hindurchgestochen hat? Vielleicht gewinnt eine und weiß es nicht einmal!«
»Sie zieht einfach das Stöckchen heraus und die Schlinge hängt dran«, erklärte Godiva und machte eine Bewegung, als würde sie etwas drehen und herausziehen.
»Ich möchte etwas mehr Sicherheit in dieser Sache«, sagte Dolph. »Ich meine, die Schlinge könnte ja abrutschen oder so etwas ähnliches.«
»Sammy kann das herausfinden«, meinte Jenny.
Dolph blickte die Katze an. »Wie?«
»Ich sage ihm, er soll den Stock mit der Schlinge drumherum finden. Er wird sich nicht bewegen, bis er ihn finden kann.«
Das Gebrüll der herannahenden Horde wurde lauter. Sie hatten keine Zeit zu verlieren. »Dann ist das wohl in Ordnung, denke ich«, meinte Dolph.
»Wer versucht es zuerst?« fragte Nada.
»Sie zuerst«, meinte Godiva, »weil ich das Spiel vorgeschlagen habe.«
Dolph war beeindruckt. Nicht nur, daß die Kobolddame ein bemerkenswert anmutiges Beispiel ihrer Rasse war – er wünschte, er könnte mehr von ihr sehen, aber es gelang ihrem Haar irgendwie jedesmal, alle interessanten Stellen zu verdecken und sie geheimnisvoll zu verschleiern – sie schien auch empfindsam und gerecht zu sein.
Electra nahm ihr Stöckchen, starrte den Sand gebannt an und steckte es dann hinein. Sie blickte hinüber zum Kater, aber Sammy schien zu schlafen. Soviel zu diesem Aspekt! Electra drehte ihr Stöckchen herum und hob das Ende hoch, aber es war keine Schlinge daran. Auf diese Art und Weise hätte sie die Schlinge höchstwahrscheinlich nur dann hochgehoben, wenn sie sie wirklich aufgespießt hätte.
Godiva steckte ihren Stock an einer anderen Stelle hinein und holte ihn ebenso leer wieder heraus.
Electra versuchte es noch einmal und verfehlte wieder die Schlinge. Genauso war es bei der Koboldfrau. Der glatte Flecken im Sand wurde durch die vergeblichen Versuche zwar aufgewühlt, aber das machte nicht notwendigerweise die folgenden Anstrengungen leichter, konnte Dolph feststellen. Die Schlinge könnte direkt neben der Spur eines vergeblichen Versuchs liegen, verborgen unter dem aufgewühlten Sand.
Während das Spiel fortgesetzt wurde und das Getöse der herannahenden Horde anschwoll, hatte Dolph einen verwerflichen Gedanken: Angenommen, Metria trieb einfach nur ihre Späße mit ihnen? Angenommen, sie hatte die Schlinge irgendwoanders versteckt, so daß sie sie niemals finden würden, egal, wie lange sie herumstocherten – bis sie, aufgehalten durch das Spiel, von der Horde geschnappt werden würden? Was für ein Spaß!
Aber die Dämonin wußte, daß nur Dolph die Horde aufhalten konnte. Er hatte es schon einmal getan, indem er die Gestalt des Spaltendrachens angenommen hatte. Er könnte auch zu einer riesigen Sphinx werden und damit drohen, sie zu zertreten, oder ein unsichtbarer Riese, dessen bloßer Geruch sie schon in die Flucht schlagen würde, oder er könnte die Gestalt eines Salamanders annehmen, dessen Feuer sie versengte. Also war die Horde nicht länger eine wirkliche Bedrohung. Und daher gab es für Metria keinen Grund, so etwas zu tun. Sie würde sich besser amüsieren, den beiden Parteien dabei zuzusehen, wie sie ihren Interessenkonflikt auf zivilisierte Weise zu lösen versuchten. Dämonen verstanden die Zivilisation nicht, da sie selbst keine hatten. Sie hätte genausoviel Spaß, wenn Godiva gewann, denn dann müßte er helfen, Che zum Koboldberg zu bringen. Das würde ihm gar nicht gefallen, und das wußte sie auch genau. Wie faszinierend fand sie dann wohl seine Gewissensbisse?
Könnte sie also irgendwie herumgetrickst haben, damit Godiva gewann? Dolph wußte nicht, wie. Also mußte er davon ausgehen, daß das Spiel fair verlief, und weiterhin das Beste hoffen.
Electra hatte etwas aufgespießt. Sie kreischte in mädchenhafter Aufregung – das war sehr niedlich von ihr, registrierte er ein wenig überrascht – und zog ihren Stock heraus. Es hing etwas daran. Aber es war nur eine Wurzel.
Das Spiel ging weiter. Dann steckte Godiva ihren Stock
Weitere Kostenlose Bücher