Mond-Elfe
zu benutzen. Damit war möglicherweise gemeint, er sollte ein Streitroß werden, aber Che war noch zu jung, um schon geritten zu werden. Seine Beine würden dadurch nur ruiniert werden. Das klang also nicht gut, auch wenn die Kobolde keine bösen Absichten hatten. Obendrein war da noch die Tatsache, daß das Fohlen von seiner Mutter getrennt war. Zentauren jeden Alters waren erstaunlich klug und selbständig. Sie schienen in der Tat eine überlegene Rasse zu sein. Aber Dolph kannte Che und wußte, daß Che noch nicht bereit für eine solche Trennung war, ganz egal wie gut er behandelt wurde. Außerdem wußte Dolph, daß Ches Vater das niemals zulassen würde. Daher wäre es besser – viel besser! –, wenn Electra das Spiel gewonnen und sie das Fohlen mit nach Hause genommen hätten. So, wie es jetzt stand, wußte Dolph nicht, was noch alles geschehen konnte.
Und außerdem, was war mit dem Elfenmädchen? Sie war ein nettes Ding, aber trotzdem fremdartig wegen ihrer spitzen Ohren, ihrer vierfingrigen Hände und ihrer Größe. Was sollte aus ihr werden? Sie hatte versucht, Che zu retten, aber die Kobolde der Goldenen Horde waren zu viele für sie gewesen. Jetzt konnte sie nicht mehr nach Hause zurück, was bedeutete, daß sie in Xanth festsaß. Vielleicht konnten sie sie nach Schloß Roogna mitnehmen.
Ein weiterer Effekt dieses Abenteuers: Es lenkte seine Gedanken von seinem Problem mit den beiden Verlobten ab. Aber er wußte, sobald diese Sache erledigt war, würde er sich einen Stoß geben müssen und endlich seine Entscheidung treffen. Und er wußte immer noch nicht mehr als vor sechs Jahren.
Ein Oger baute sich vor ihm auf. Dolph ging einfach weiter. Oger waren groß, aber ausgewachsene Sphinxen waren viel größer. Er hoffte, mit den Ogern hier Ärger vermeiden zu können, aber wenn es welchen gab, gab es eben welchen, und er würde einfach hindurchstampfen.
Der Oger blieb mit einem erstaunten Blick auf seinem dümmlichen Gesicht zurück. Was war geschehen? Dolph hatte gar nichts getan.
»Das war es, Nada!« rief Electra.
Oh! Nada hatte sich beim Anblick des Ogers erhoben und atmete tief ein. Das war die Erklärung. Oger waren nicht gerade schlau, aber man benötigte keinen großen Verstand, um Nadas besondere Qualitäten schätzen zu wissen. Diese Oger würde für die nächste Zeit ausgeschaltet sein – und dabei auch noch unentwegt lächeln. Dann tauchte ein weiblicher Oger auf. Oha! – die würde sich von Nadas Erscheinung weniger beeindrucken lassen, denn Ogerfrauen waren berechtigterweise stolz auf ihre Häßlichkeit. Der vollkommene Oger war stärker, häßlicher und dümmer als jede andere Kreatur im Urwald. Die Männer konnten durch Schönheit völlig verwirrt werden, weil das für sie eine vollkommen ungewohnte Erscheinung war. Aber die Frauen hatten eine Ahnung von ihrem Wesen und arbeiteten hart daran, sie auszulösen.
Die Ogerfrau segelte durch die Luft davon. Godivas Zauberstab war wieder in Aktion getreten! Die Ogerfrau machte einen ungelenken Salto und prallte mit dem Gesicht auf einen Felsen. Der Stein brach entzwei und einzelne Brocken stoben entsetzt davon. Aber ihr Gesicht blieb unverändert. Es sah noch immer aus wie grob gemahlener Weizenbrei.
Mittlerweile merkte die Ogerfrau, daß irgend etwas nicht stimmte. Normalerweise schlichen die Gedanken nur langsam durch das Ogerhirn, aber schließlich kamen doch einige von ihnen an ihrem Bestimmungsort an. Ihr Schädel erhitzte sich, und die Flöhe ergriffen die Flucht, als ihre Füße angesengt wurden. Sie versuchte zu denken! Doch schon einen Augenblick später gab sie diese fruchtlose Bemühung auf und griff einfach an.
Der Zauberstab hob sie wieder empor, diesmal noch höher und weiter. Dann stürzte sie mit dem Kopf zuerst in ein Matschloch. Der Matsch verteilte sich auf ihrem Gesicht und ließ es noch größer erscheinen. Sie hatte enorme Schwierigkeiten, wieder aus dem Loch herauszukommen, ruderte wild mit den Armen, und das Schlammloch explodierte, wobei riesige Matschklumpen überall durch die Gegend flogen. Schließlich stand die Ogerfrau wieder auf den Füßen und griff noch einmal an. Wenn sich einmal ein Gedanke in einem Ogerhirn festgesetzt hat, dann konnte ihn höchstens ein Erdbeben wieder dort heraustreiben. Niemand, der noch ganz richtig im Kopf war, legte sich mit einem Oger an – außer einem anderen Oger.
Glücklicherweise stürmte sie diesmal in die falsche Richtung.
Dolph stapfte weiter voran und versuchte seine
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