Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Titel: Mondberge - Ein Afrika-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Martin Meyer , Andreas Klotz
Vom Netzwerk:
Nebelschwaden mehrere Gestalten zwischen spärlichem Bewuchs bemerkte.
    Er konnte nicht genau erkennen, was da saß, und er wusste auch nicht, ob diese Gestalten real waren oder Halluzinationen entsprangen. Er konnte noch nicht einmal die genaue Entfernung abschätzen, da der Nebel immer wieder die Sicht versperrte. Vier, fünf, vielleicht mehr dieser reglos im Dunst hockenden Gestalten zählte er, bevor er sich langsam wieder in die Höhle zurückzog. Ihn schauderte.
    »Du hast sie also auch gesehen?«, fragte Peter.
    Tom erschrak. Peter saß ihm gegenüber an der anderen Höhlenwand und sah ihn an.
    »Was ist das da draußen?«, entgegnete Tom.
    »Tja, wenn ich das so genau wüsste.« Peter wirkte ernsthaft und ratlos. »Ich kenne mich mit der Kultur meiner Ahnen nicht gut aus. Aber es gibt da ein paar alte Geschichten, die mir meine Großmutter oft erzählt hat.«
    Tom machte eine ebenso zögernde wie auffordernde Handbewegung und schwieg.
    »Von Berggeistern, den Mondbergen, von verborgenen Schätzen und Tälern, von den Ahnen. Über gute und böse Geister gibt es unzählige Legenden. Heute kann niemand mehr genau sagen, welche dieser Geschichten schon vor Jahrhunderten erzählt wurden und welche die Erzähler in ihrer blühenden Fantasie erst viel später dazuerfunden haben. Vor langer Zeit, lange bevor die Weißen nach Afrika kamen und uns das Land, die Traditionen und die Ehre nahmen, in einer Zeit, als die Menschen hier noch Respekt vor den Geistern hatten, da sollen diese unmittelbar unter den Menschen gelebt haben. Sie mussten sich nicht verstecken, sie brauchten keinen Platz, an den sie sich zurückzogen, weil sie ungestört bei uns Lebenden wohnen konnten. Sie lebten in Harmonie mit den Menschen, waren für sie da, so wie die Menschen für die Geister lebten. Die Trennung zwischen der Welt der Menschen und der Welt der Geister war fließend. Es gab keine Angst vor dem Tod, weil ja alle ständig erlebten, wie die Ahnen unter uns blieben.
    Doch diese Tage sind vorbei. Heute werden die Geister der Mondberge verleugnet, sie werden verdrängt und durch neue Götzen ersetzt. Mobiltelefone und schicke Klamotten sind den meisten Menschen in Uganda heute wichtiger als ihre Traditionen. Deshalb haben sich die Geister angeblich an einen Platz zurückgezogen, an dem sie ihren Frieden haben: in den Ruwenzori, in das größte und unzugänglichste Bergmassiv Afrikas. Aus diesem Grund ist es den Menschen verboten, das Herz des Ruwenzori zu betreten. Wer es dennoch tut, wer den Frevel begeht, die Geister hier zu stören, der wird dafür schwer gestraft. Es gibt nur einen Ausweg: die bedingungslose Akzeptanz der Geister und ihrer Welt. Wer diesen Hort der Geister betritt, muss für immer bei ihnen bleiben. So erzählen es die alten Geschichten.«
    Tom hatte Peters Worten fasziniert gelauscht. Jeder Silbe hatte er seine volle Aufmerksamkeit geschenkt, wie er erst jetzt an seiner anhaltenden Versunkenheit bemerkte. Eine Gänsehaut überzog seinen gesamten Körper.
    »Was hat das mit uns und denen dort draußen zu tun?«
    »Du weißt sehr gut, was ich damit sagen will.«
    Peter sah ihn ernsthaft und durchdringend an.
    »Wir sind im Herzen des Ruwenzori. Wir sind an dem Ort angelangt, von dem alle Energie ausgeht.«
    Andrea war inzwischen erwacht, hatte den Gesprächsfaden aufgenommen und erinnerte sich sofort an Peters frühere Mahnungen.
    »Heißt das ...«, warf sie ängstlich ein, »... dass wir diesen Ort nie wieder verlassen können?«
    »Ich weiß nicht, ob die alten Geschichten stimmen oder nicht«, gab Peter zurück. »Niemand hat jemals davon berichtet, diesen Ort betreten zu haben. Entweder ist noch niemand hier gewesen oder keiner ist je zurückgekehrt.«
    »Und wer ist das da draußen deiner Meinung nach?«, wollte Tom wissen.
    »Ich kann auch nur Vermutungen anstellen. Aber es könnten die Berggeister sein, die uns in Empfang nehmen.«
    »Gut«, sagte Tom und erhob sich mit einer seltsam entschlossenen Ergebenheit. »Dann sollten wir sie wohl nicht warten lassen. Wir haben ja nichts mehr zu verlieren.« Er wollte nach draußen gehen, aber ein Schwindelgefühl zwang ihn sogleich auf den Boden zurück. Andrea war sofort bei ihm und verhinderte, dass er mit dem Kopf auf einem Felsen aufschlug.
    »Du solltest das vielleicht etwas langsamer angehen.«
    »Au Mann!«, grummelte Tom. Ihm war tatsächlich kurz schwarz vor Augen geworden.
    Peter band sein spärliches Gepäck langsam zusammen. »Dann lasst uns vorsichtig

Weitere Kostenlose Bücher