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Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Titel: Mondberge - Ein Afrika-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Martin Meyer , Andreas Klotz
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nach draußen gehen und nachsehen, was uns erwartet.«
    Tom nickte, auch wenn ihm jeder Knochen wehtat und auf der Haut das Gefühl von tausend Nadelstichen zurückgekehrt war. Sein Puls war weiterhin sehr hoch und die Tatsache, dass er weder Hunger oder Appetit noch Durst hatte, stimmte ihn nachdenklich. Zugleich fühlte er sich leicht, so als hätte er eine große Last abgeworfen und alles, was bislang wichtig gewesen war, hinter sich gelassen.
    Andrea betrachtete die beiden Männer. Sie hätte so gern mit Peter über ihren Vater gesprochen. Aber dies war nicht die Zeit dafür. Sie strich ihre Hose glatt, fuhr sich einmal unsicher durch das Haar. Sie scheute davor zurück, die Höhle zu verlassen. Schließlich atmete sie tief durch, schloss kurz die Augen und richtete dann den Blick gespannt auf den Ausgang der Höhle, durch den soeben Tom und Peter, der ihn stützte, traten.
    Andrea folgte ihnen. Die Gestalten hockten in einem weiten Halbkreis um den Eingang der Höhle. Ihre Augen hatten sie auf die erschöpften Menschen gerichtet, die vor ihnen auftauchten. Obwohl sie sie ganz offensichtlich bemerkt hatten, regten sie sich nicht, gaben keinen Laut von sich, sondern blieben in ihrer gespenstisch wirkenden Haltung sitzen. Sie sahen die Menschen mit ihren kleinen Augen an. Ihre Köpfe ruhten auf massigen, schwarz behaarten Körpern. Sie stützten sich auf langen Armen ab, hatten die Beine angewinkelt und strahlten eine unendliche Ruhe aus.
    Berggorillas. Sie wirkten auf Tom anders als die, die er ein Jahr zuvor gesehen hatte. Sie hatten keine Scheu vor den Menschen, sie schienen sie regelrecht zu erwarten. Ratlos, ebenso unsicher wie neugierig, musterte er die etwa acht bis zehn großen Tiere.
    In diesem Moment bewegten sich zwei der Gestalten. Sie hatten seitlich neben dem Eingang der Höhle gesessen, sodass sie vor den Blicken der Heraustretenden zunächst verborgen gewesen waren. Sie erhoben sich, richteten sich hoch auf, viel zierlicher als die anderen, setzten langsam einen Fuß vor den anderen und gingen auf Tom, Peter und Andrea zu. Einer der beiden hob zaghaft die Hand zum Gruß.
    »Hitimana! Mugiraneza!«, rief Andrea. Sie hatte die Jungen erkannt und eilte ihnen entgegen. »Ihr wart das also gestern hinter uns.« Als sie die Jungen erreichte, zuckte sie erschrocken zurück. »Seid ihr allein?«
    Hitimana nickte.
    »Wo sind die anderen? Paul? Innocent? Die anderen Rebellen?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete der Junge. »Nach der Lawine habe ich sie nicht mehr gesehen.«
    »Ihr habt vermutlich nichts zu essen dabei, nicht wahr?«, fragte Andrea Hitimana. Der schüttelte den Kopf.
    »Was machen wir nun?«, fragte Tom, der die Augen nicht von den mächtigen Tieren abwenden konnte.
    »Wir werden zusammen in das Tal runtersteigen und sehen, was uns dort erwartet«, antwortete Peter.
    »Erwartet werden wir doch schon«, flüsterte Tom. Die Berggorillas saßen weiterhin regungslos um sie herum und beobachteten sie.
    »Wisst ihr, was die hier tun?«, fragte Andrea Hitimana. »Kennt ihr euch aus mit Berggorillas?«
    Hitimana sah erst die Tiere, danach Andrea lange an, bevor er den Mund zu einer Antwort öffnete.
    »Die Balindi schützen das Tal vor Eindringlingen«, sagte er.
    »Die Balindi?«, fragte Tom. Hitimana guckte ihn verständnislos an.
    »Dann werden sie uns nicht passieren lassen?«, sprach Tom weiter.
    »Wenn sie euch nicht durchlassen wollten, dann wärt ihr gar nicht hier.«
    »Was würden wir denn sonst tun?«
    »Gar nichts. Nie wieder.«
    Nach diesen Worten löste sich Hitimana aus der Gruppe, nahm Andrea an die Hand und zog sie mit sich auf einen der Berggorillas zu. Andrea sträubte sich zunächst, blickte sich furchtsam nach Peter und Tom um, aber Peter nickte ihr auffordernd zu.
    Andrea folgte einem dreizehnjährigen Jungen, der sie ein paar Tage zuvor noch mit einer Waffe bedroht hatte, auf ein ausgewachse-nes Berggorillamännchen zu, dass sitzend nur wenig kleiner war als sie stehend. Vor dem Silberrücken blieben die beiden Hand in Hand stehen.
    »Das ist Ruhondeza«, sagte Hitimana. Dabei zeigte er ernst auf das riesige Tier vor sich.
    »Woher weißt du das?«, hauchte Andrea.
    Hitimana wandte ihr den Kopf zu, betrachtete sie einen Moment mit einem Gesichtsausdruck, der völliges Unverständnis über diese Frage ausdrückte. Als Andrea jedoch ihre Frage nicht wiederholte, zuckte Hitimana mit den Schultern und nannte Andrea die Namen aller Berggorillas um sie herum.
    »Was passiert hier

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