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Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Titel: Mondberge - Ein Afrika-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Martin Meyer , Andreas Klotz
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durften an der Diskussion nicht teilnehmen. Das Gesetz sah vor, dass nur wenige dem Rat angehörten, der sich in Krisensituationen traf. Dann müssen wir das Gesetz ändern , hatte Kambere mit lauter Stimme gesagt und damit peinliche Bestürzung hervorgerufen. Aber so war Kambere nun einmal: Er sprach die Dinge aus, obwohl er jung war. Viel zu jung, um so laut zu sprechen, meinten die Alten. Selbst Mbusa mahnte ihn immer wieder, den Mund zu halten. Doch Kambere, der sonst gerne auf seinen älteren Freund hörte, wollte nicht länger den Kopf einziehen.
    Als aber die Dorfältesten schließlich doch die Hand hoben und Kambere und Mbusa zu sich riefen, wurden dem Jungen für einen kurzen Moment die Knie weich. Langsam, um seine Anspannung zu verbergen, näherte er sich mit seinem Lehrer dem Kreis der Männer und Frauen, die sich am Rande des großen Platzes versammelt hatten, um über die Geschicke ihres Dorfes zu entscheiden. Kambere und Mbusa setzten sich auf die eine Seite, im Rücken die Wand der Umzäunung.
    »Kambere«, sagte Mbusas Vater, als etwas Ruhe eingekehrt war, »wir haben dich rufen lassen, weil uns eine schwere Entscheidung bevorsteht, die dein Schicksal betrifft.« Er betrachtete den Jungen aufmerksam.
    Kambere nickte. Er ahnte, was ihm bevorstand.
    »Wir haben lange darüber gesprochen, was wir mit dir machen sollen. Einige aus unserem Kreis sind der Meinung, dass du gegen wichtige Grundsätze unserer Gemeinschaft verstoßen hast.«
    »Gegen welche denn?«, wollte Kambere wissen und spürte, wie der Trotz wieder die Oberhand über seine Scheu gewann. »Zunächst einmal gegen den, Ältere nicht zu unterbrechen und ihnen nicht zu widersprechen. Und du hast den Weißen von der Höhle erzählt.«
    »Ich habe ihnen nichts von einer Höhle erzählt«, antwortete Kambere. »Und ich sage nur, was ich denke und für richtig halte.«
    »Du bist noch zu jung, um zu urteilen. Durch die Beschneidung wirst du als vollständiges Mitglied in die Gemeinschaft aufgenommen. Dann darfst du dich an Gesprächen beteiligen.«
    »Damals, als ihr eure Dörfer verlassen habt, um hier oben in den Bergen zu leben, damals habt ihr euch auch gegen die Gesetze eurer Eltern und Großeltern gewandt. Ihr habt euer Land verlassen und eure eigenen Gesetze geschaffen, an die wir uns jetzt alle zu halten haben.«
    »Kambere, damals konnten wir nicht anders handeln. Es gab keine Alternative für uns. Deshalb sind wir in die Berge geflohen.«
    »Aber da draußen verändert sich die Welt! Und ihr verbietet uns einfach, an dem Leben dort teilzunehmen.«
    »Moment, Junge, pass auf, was du sagst! Die Geister sind es, die das verbieten. Nicht wir. Die Geister haben uns hier in dieses Tal geführt und uns die Aufgabe zugewiesen, diesen Ort zu beschützen. Dafür beschützen sie uns.
    Wir kennen das Ansinnen der Geister sehr genau und leben im Einklang mit ihnen.«
    »Und dazu gehört auch, dass ihr diejenigen tötet, die sich von euch abwenden?«
    »Das reicht!« Mbusas Vater hob erbost die Hand. »Schweig!«
    Kambere zuckte zurück, nickte dann kurz und wollte aufstehen. Mbusa hielt ihn zurück.
    »Was wird mit Kambere geschehen?«, fragte er.
    »Er wird das Tal verlassen!«
    »Ihr verstoßt mich?«, fragte Kambere erstaunt.
    »Nein. Wir geben dir den Auftrag, fortzugehen. Du sollst draußen etwas lernen, was uns dauerhaften Schutz bringen kann.«
    Kambere sah fassungslos in die Runde. Er sollte tatsächlich das Tal verlassen? Im Auftrag der Ältesten? Das war nicht das, was er sich vorgestellt hatte. Er wollte auf eigene Faust gehen.
    »Und das habt ihr einstimmig beschlossen?«
    »Nein, wir haben darüber diskutiert und diesen Beschluss gefasst. Einstimmig war er nicht.«
    Kambere schaute sich im Kreis der Alten um ihn herum um. Er kannte die Frauen und Männer alle seit seiner frühesten Kindheit. Die Gesichter waren ihm vertraut, und die meisten mochte er gern, denn sie waren eine Familie, von der er immer geglaubt hatte, dass sie durch nichts auseinander gerissen werden konnte. Als sein Blick an Muthahwa hängen blieb, der ihn mit grimmigem Gesicht ansah, wusste er, wer gegen den Beschluss gestimmt hatte. Der Schamane erhob nun seine Stimme.
    »Ja, ich habe dagegen gestimmt. Ich halte nichts davon, einen von uns fortzuschicken, damit er draußen etwas für uns tut. Die Geister haben unser Leben immer gelenkt und werden es weiterhin tun. Wenn sie wollten, dass du gehst, dann hätten sie uns ein Zeichen gegeben.«
    Kambere blickte zu den

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