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Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Titel: Mondberge - Ein Afrika-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Martin Meyer , Andreas Klotz
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nicht für blöd. Hans Meyer hat Ihnen die Namen gegeben. Meine Tochter kennt diese Menschen gar nicht und hat nie etwas von ihnen gehört!«
    Kayibanda überdeckte den Moment der Konsternierung sofort mit einem jovialen Lächeln.
    »Da haben Sie natürlich Recht. Dann sollen Sie einen anderen Beweis haben. Was darf es sein? Soll ich Ihnen eines von Andreas Ohren oder einen Finger zukommen lassen? Bei größeren Körperteilen ist der Transport etwas komplizierter, und es könnte länger dauern.«
    Von Schellenburg wurde blass. Er beeilte sich, darauf hinzuweisen, dass ein solcher Beweis nicht nötig sei. »Aber irgendein Lebenszeichen müssen Sie mir geben. Sie müssen das verstehen – ich riskiere meinen Job und mein Ansehen.«
    »Gut, ich werde mich darum kümmern, Ihnen ein Lebenszeichen zukommen zu lassen. Dennoch sollten Sie sich im Klaren darüber sein, dass ich es bin, der über Ihr Ansehen entscheidet – so oder so. Es wäre ein Leichtes für mich, ein paar Dinge über Sie auszuplaudern, die sie unverzüglich ins Abseits manövrieren würden. Andrea wäre dabei reine Nebensache.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Ich habe mich etwas umgehört. Und das Ergebnis meiner Recherchen ist zumindest interessant.«
    »Was wollen Sie denn herausgefunden haben?«
    »Ich weiß, wo Sie in den ersten Monaten des Jahres 1971 waren und was Sie in der Zeit getan haben. Ihre Familie muss wirklich sehr einflussreich sein, denn Sie haben es geschafft, Ihren Namen überall zu tilgen, wo er auftauchen könnte. Aber Sie haben vergessen, die Menschen mundtot zu machen. Zufällig kenne ich einen davon, und wir haben einen kleinen Plausch gehalten. Schade für Sie.«
    Johannes von Schellenburg starrte Bernard Kayibanda entsetzt an. Sein Hirn scannte die Namen aller Menschen ab, die von seiner Vergangenheit wissen und irgendwie mit dem Ugander in Kontakt stehen konnten. Schweißtropfen rannen seine Stirn hinab.
    »Kiguli«, murmelte er schließlich und zückte sein Stofftaschentuch. »Ich wusste doch, dass ich sein Gesicht kenne ...« Er sah Kayibanda wieder an, beinahe Hilfe suchend.
    »Er hat mir alles erzählt.«
    Von Schellenburgs Schultern hingen nun so tief, dass es für einen Moment schien, als gleite er vom Stuhl herab. Dann zog er sich mit einem harten Lachen wieder hoch.
    »Sie bluffen. Das alles ist eine fixe Idee, mehr nicht. Und damit wollen Sie mich in die Ecke drängen? Da müssen Sie sich schon etwas Besseres einfallen lassen.« Er stand auf und griff nach seinem Mantel, der über der Stuhllehne hing. »Wissen Sie was? Ich glaube, dass Sie gar nichts von meiner Tochter wissen. Und jetzt wollen Sie das mit allen Mitteln irgendwie für sich ausnutzen. Aber Sie können mir nicht drohen. Wenn Sie überhaupt in der Lage dazu sind, besorgen Sie mir ein Lebenszeichen von meiner Tochter.« Er zog den Mantel an. »Dann können wir weiterreden.« Er streckte die Hand nach der Türklinke aus.
    »Sie waren juristischer Berater Idi Amins.« Wie eine Harpune hakten sich die Worte in von Schellenburg fest und zogen ihn zurück in den Raum. Sein Gesicht war aschfahl. »Sie haben die Gräueltaten des Diktators gedeckt. Dann haben Sie irgendwann das Ausmaß durchschaut und wollten aussteigen. Aber da war es schon zu spät. Also mussten Sie Hals über Kopf aus Uganda fliehen. In Deutschland angekommen, wurden Sie von Ihrer Familie wieder aufgenommen und sind vollständig rehabilitiert worden. In keiner Ihrer Biografien wird die schöne Zeit als Jurist Idi Amins erwähnt. Und das hat auch einen guten Grund. Sie würden nämlich sofort all Ihrer Ämter enthoben, wenn das ans Licht käme.«
    Der Generalbundesanwalt wandte sich ganz langsam um. Er starrte den aufrecht sitzenden Mann an dem kleinen Tisch fassungslos an und schluckte schwer.
    »Nichts von dem, was Sie sagen, können Sie beweisen. Nichts.«
    »Noch nicht, da stimme ich Ihnen zu. Aber ich bin sicher, dass sich die Presse mit Genuss auf das Thema stürzen wird.«
    Von Schellenburg nickte Kayibanda zu, hauchte ein »Ich habe verstanden« an die Wand neben der Tür des kargen Besucherzimmers, drückte die Klinke und verließ den Raum im Besuchertrakt der Justizvollzugsanstalt Fuhlsbüttel.

58
    Im Tal, am Tag der Feier
    Die Alten saßen schon den ganzen Morgen zusammen und stritten sich. Was sollte mit den Fremden geschehen? Und wie sollten sie mit dem aufsässigen Jungen im eigenen Dorf umgehen? Sie waren es nicht gewohnt, Wiederworte von einem Kind zu hören.
    Mbusa und Kambere

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