Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Titel: Mondberge - Ein Afrika-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Martin Meyer , Andreas Klotz
Vom Netzwerk:
angestrengt nach. Irgendetwas passte nicht zusammen bei Kiguli. Was hatte er in den letzten Tagen gesagt oder getan, das nicht in das Bild eines braven Botschafters aus einem afrikanischen Staat gehörte?
    Da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Dieser Mann hatte immer einen Bogen um den Begriff Kongo gemacht. Er hatte das Land mit seiner alten Bezeichnung Zaire benannt. Fieberhaft suchte Wiese nun die Verbindung. Die Demokratische Republik Kongo war Anfang der 1970er Jahre von dem damaligen Diktator Mobutu in Zaire umbenannt worden, weil der meinte, das sei ein afrikanischerer Name als Kongo. Das war absurd, denn der Name war ebenso wenig ursprünglich wie der andere. In den Kongo waren damals die Hutu-Milizen nach dem Genozid in Ruanda geflohen. Und nun hatten sie es mit einem ruandischen Hutu-Rebellenführer zu tun, der in Deutschland wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt war. Offenbar unterstützte dieser Okut Kiguli also die Ziele der ruandischen Rebellen. Und damit war er in diesem Krisenstab vollkommen falsch.
    Klaus Huber blickte wartend zu Wiese hinüber. Die Spannung im Raum war mit jedem Atemzug zu spüren. Der Botschafter stand noch immer mit zusammengepressten Lippen hinter seinem Stuhl und schien auf eine Entschuldigung zu warten.
    »Wo waren Sie eigentlich im Frühjahr 1971?«, fragte Wiese.
    »Das weiß ich nicht mehr«, antwortete Kiguli perplex. Dann ging ein Ruck durch seinen Körper. Er griff nach seiner Tasche und marschierte durch den Raum.
    »Wie bitte?« Wiese war erstaunt. Wollte der Mann ihn zum Narren halten? »Sie wissen nicht, wo Sie bei der Machtergreifung Idi Amins waren?«
    »Vermutlich in Kampala«, sagte Kiguli barsch, als er an Wiese vorbeikam.
    »Haben Sie mit Idi Amin zusammengearbeitet? Kennen Sie Johannes von Schellenburg noch aus dieser Zeit?«
    Wiese hörte, wie Klaus Huber neben ihm laut die Luft einsog.
    »Ja«, kam die knappe Antwort, bevor der Afrikaner den Raum verließ.
    »Dann haben Sie auch die Information an Herrn Kayibanda weitergegeben, dass der Generalbundesanwalt ein dunkles Kapitel in sei-ner Karriere hat?«, rief Wiese ihm nach, bekam jedoch keine Antwort mehr.
    »Herr Wiese, was soll das werden?«
    Klaus Huber malte sich vermutlich gerade die Konsequenzen aus, die das Wortgefecht mit dem Botschafter nach sich ziehen würde.
    »Herr Okut Kiguli hat offenbar unter der Herrschaft Idi Amins bereits für den Staat Uganda gearbeitet. Damals hat er von Schellenburg kennen gelernt und ihn hier in Deutschland wiedererkannt. Indem er diese Information an Bernard Kayibanda weitergegeben hat, hat er ihn vermutlich erst auf die Idee der Geiselnahme gebracht und diese maßgeblich mit ausgelöst. Ich finde es unerträglich, genau diesen Mann nun in unserem Krisenstab sitzen zu sehen. Das ist kontraproduktiv.«
    »Aber alles, was Sie sagen, fußt lediglich auf Vermutungen«, ereiferte sich Huber unbestimmt.
    »Wir werden dem später nachgehen, und ich möchte wetten, dass ich mit meinen Vermutungen Recht habe.« Wiese warf dem Staatssekretär einen tadelnden Blick zu.
    »Haben Sie darüber hinaus irgendeine Information, die uns jetzt weiterhilft?«, fragte Huber leise.
    »Durch Herrn Kayibanda haben wir genau einen Namen von den Großmüttern der Geiseln bekommen. Den von Andrea von Schellenburgs Oma. Fakt ist, dass wir von den anderen keine Namen haben. Also können wir davon ausgehen, dass die anderen sich nicht mehr in der Gewalt der Entführer befinden.«
    »Wo sind sie dann?«
    Niemand beantwortete die Frage.
    Anja Paffrath, die sich in ihr Arbeitszimmer zurückgezogen hatte, erschien nun mit blassem Gesicht in der Tür. Sie trat auf Wiese zu und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
    »Scheiße«, fluchte der.
    »Was ist passiert?«, wollte Klaus Huber wissen.
    »Gerade ist uns ein internes Papier zugespielt worden. Der Prozess gegen Bernard Kayibanda kommt nicht zustande.«

62
    Im Tal, am Abend der Feier
    Dunkelheit umfing das verborgene Tal. Ein paar Feuer spendeten am Ufer der Insel ein wenig Licht. Kambere saß mit Hitimana in der Nähe der schmalen Boote, die sanft im Wasser schaukelten. Hitimana berichtete in stockenden Worten von seiner Zeit als Soldat bei den Rebellen, und immer wieder kam er auf seine Familie zu sprechen, auf seine Schwester, die er so brutal hatte sterben sehen, er erzählte von seinem Bruder und der vagen Hoffnung, ihn eines Tages lebend wiederzusehen. Kambere war erschüttert von dem, was er hörte. Und als er Hitimana dann von

Weitere Kostenlose Bücher