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Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Titel: Mondberge - Ein Afrika-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Martin Meyer , Andreas Klotz
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rauschen. Sein Herz schlug so schnell, als wäre er die Berge hochgerannt. Dann setzte das eigentümliche Heulen wieder ein. Diesmal war es für alle deutlich zu hören. Die Fremden wichen langsam zurück, während die Menschen auf dem Platz wie erstarrt schienen. Kambere wandte sich vorsichtig um und sah zu den Balindi herüber. Sie wanderten aufgeregt am Ufer hin und her und lockten ihn. Er spürte, wie sie danach verlangten, dass er die Insel verließ. Unverzüglich.
    Kambere machte einen vorsichtigen Schritt nach vorne, dann noch einen, Hitimana hinter sich herziehend. Schließlich lief er wie von einer unsichtbaren Macht getrieben auf die Weißen zu.
    »Kommt«, rief er Andrea zu. »Wir müssen hier weg. Sofort.« Er zerrte sie mit sich in Richtung Ufer.
    Muthahwa rannte los. Ihm folgten einige der Männer. Es gab für Kambere, Andrea und die anderen nur einen Weg. Sie mussten auf die andere Seite des Sees. Drei Boote lagen am seichten Strand. Kambere schob sie alle ins Wasser, drängte Andrea, in eines davon einzusteigen. Georg und Peter waren direkt hinter ihm, Hitimana ebenfalls. Sie sprangen als Nächste in das Boot. Kambere befahl ihnen, die anderen beiden Boote an den vorne befestigten Tauen mit sich zu ziehen. Mit schnellen Paddelschlägen brachten Hitimana und er die Flüchtenden vom Ufer weg. Als Muthahwa als Erster der Verfolger das Wasser erreichte, stürzte er sich sofort in die vom Nebel bedeckten Fluten, doch es war zu spät. Die Boote waren schon zu weit entfernt.
    »Tom ...«, flüsterte Andrea entsetzt.
    »Wo ist er?«, fragte Kambere.
    »Er ist fortgegangen. Mit Mbusa. In den Wald«.
    Das also waren die beiden Gestalten gewesen, die Kambere gesehen hatte. Mbusa wollte die Erinnerungszeremonie mit Tom durchführen. Aber wohin waren sie gegangen? Eilig suchte Kambere das Ufer und den Wald ab. Aber es wurde immer dunkler und ein Blick zum Himmel zeigte ihm, dass der Mond nun schon fast zur Hälfte verdeckt war. Nur die leuchtenden Augen der Balindi konnte er auf der anderen Seite noch ausmachen. Sie huschten aufgeregt hin und her. Nun nahm der Nebel zu, stieg plötzlich hoch und hüllte sie innerhalb von wenigen Minuten vollkommen ein. Gleichzeitig nahm das Heulen ab. Stille. Nur das Geräusch der eilig ins Wasser stoßenden Paddel war noch zu hören.
    »Wir können nicht ohne Tom gehen«, sagte Andrea. »Nicht nach allem, was geschehen ist.«
    »Aber wir dürfen auch nicht warten«, entgegnete Kambere. »Sie werden uns folgen. Das wäre unser sicherer Tod.«
    »Bitte, wir müssen ihn suchen.« In Andreas Stimme schwang Panik mit.
    »Dafür haben wir keine Zeit.«
    Sie erreichten das Ufer, wo die Balindi schon auf sie warteten. Sie waren so aufgeregt wie Kambere sie noch niemals erlebt hatte. Er trat auf Ruhondeza zu. Der Silberrücken sah ihn mit seinen freundlichen Augen sorgenvoll an. Und dann trabte er los.
    »Kommt. Er wird uns den Weg zeigen.« Kambere zerrte an Andrea, die mit panischen Blicken die in fast völlige Finsternis getauchte Landschaft absuchte.
    »Tom!«, rief sie. Niemand antwortete.
    Georg und Peter schafften es schließlich, Andrea zum Mitkommen zu bewegen. Sie eilten dem Silberrücken nach. Rechts und links wurden sie von den anderen Balindi wie von einer Eskorte begleitet. Kambere erinnerte sich, dass sie ihn schon einmal vor den Geistern der Mondberge beschützt hatten. Und wieder, wie bei dem Aufstieg mit Mbusa und den anderen Jungen, hörte er Stimmen im Nebel wispern. Sie waren da, um sie herum, auf allen Seiten. Kambere spürte, dass ein Kampf entbrannt war. Ein Kampf der Geister. Ein Kampf um ihn und die Fremden. Sie mussten schneller laufen.
    »Kommt, wir haben nicht mehr viel Zeit!«
    Sie eilten am Ufer des Sees entlang. Der Nebel nahm ihnen die Orientierung. Sie stolperten über Wurzeln und schrammten sich die Beine an scharfen Steinen auf. Aber sie hielten nicht an. Kambere ahnte, dass es kein Zurück mehr gab. Er wusste nicht, wohin ihn die Balindi führten. Er vertraute ihnen grenzenlos.
    Hinter sich hörte er die anderen. Hitimana rannte fast neben ihm. Hin und wieder hörte er Andrea atemlos Toms Namen rufen. Aber sie durften jetzt nicht an ihn denken. Mbusa war bei ihm. Er würde ihm helfen.
    Nach einer Weile hörte Kambere Wasser rauschen. Der Wasserfall. Jetzt wusste er wieder, wo sie waren. Hatte Georg nicht gesagt, er sei durch eine Höhle in das Tal gekommen, die bei dem Wasserfall begann?
    Und tatsächlich wurde das Rauschen immer lauter. Bis zum

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