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Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Titel: Mondberge - Ein Afrika-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Martin Meyer , Andreas Klotz
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schwedischen Landschaft von damals, die sich still und friedlich bis zum Horizont erstreckte. Die Last war weg.
    Als die weiße Helligkeit sich langsam wieder von Toms Blick zurückzog und die Gegenwart einkehrte, war die Gestalt mit den orangefarbenen Augen verschwunden. Die kathedralenartige Höhle erschien wieder vor ihm. Und mit ihr kam die Angst um Andrea zurück. Tom blickte zu dem Plateau hoch. Andrea war verschwunden. Hans ebenfalls. Drei Männer standen am Abgrund und blickten erschrocken hinab in das brodelnde Wasser. Tom folgte ihrem Blick, doch er konnte erst nichts erkennen, denn dort, wo der Wasserfall in die Fläche des Sees eindrang, wallte grün flackernder Schaum auf.
    Als er die zwei miteinander kämpfenden Körper im Wasser sah, packte ihn das pure Entsetzen. Andrea und Hans waren ineinander verkeilt, ließen nicht voneinander ab. Beide schienen schon jetzt erschöpft und ohne Hoffnung auf Rettung, wenn ihnen nicht jemand von außen zur Hilfe kam. Tom spürte seine Angst. Er spürte aber auch, das etwas anderes, noch Größeres in seinem Inneren die Führung übernommen hatte.
    Die klaffende Lücke in der Brücke nahm er kaum wahr, hatte sie übersprungen, bevor er sich Gedanken darüber machen konnte, wie viel Anlauf er brauchte. Er ließ Hitimana und Kambere auf der anderen Seite entgeistert zurück, überwand die im Weg liegenden Gesteinsbrocken, ohne seine eigene Erschöpfung zu spüren.
    Dann stand er oberhalb von Andrea und Hans auf dem schmalen Weg, der zum Ende der Höhle führte. Noch immer rangen die beiden miteinander. Viele Meter unter ihm. Andrea versuchte, sich ans Ufer zu retten, doch Hans zerrte sie jedes Mal zurück. Tom sah, wie Hans Andreas Kopf unter Wasser drückte. Dann sprang er.
    Das Wasser verschluckte Tom ohne Widerstand. Wärme durchströmte ihn. Er kämpfte sich an die Oberfläche, musste sich orientieren. Alles um ihn herum glühte grünlich. Er entdeckte Hans, aber Andrea konnte er nicht sehen. Mit kräftigen Zügen schwamm Tom auf den Mann zu, erwischte ihn am Bein und zog ihn zu sich heran. Sofort schlug Hans auf ihn ein, versuchte, ihn unter die Wasseroberfläche zu drücken. Die Erinnerungen explodierten in Toms Gehirn. Aber diesmal lähmten sie ihn nicht, sondern setzten eine ungeahnte Energie in ihm frei. Er schluckte Wasser, seine Augen nahmen die Umgebung nur verschwommen wahr. Dennoch gelang es ihm, den schwächer werdenden Hans von sich wegzuschieben, ihn von hinten zu packen. Toms Hände griffen nach den Haaren, sie zerrten daran, bekamen den Kopf zu fassen und drückten ihn reflexartig nach unten.
    Hans’ heftige Abwehrversuche wurden schnell schwächer und versiegten bald in letzten Zuckungen seiner Muskeln. Dann war der Körper in Toms Händen still. Er ließ den Kopf des Mannes los und drehte sich suchend im Wasser hin und her. Hans trieb sofort von ihm fort, mit dem Gesicht unter der Wasseroberfläche.
    Als Tom Andrea entdeckte, rührte sie sich nicht. Sie lag regungslos auf dem Rücken im Wasser. Verzweiflung durchflutete ihn. Er griff nach ihrem Arm, versuchte ihr in die Augen zu sehen, aber die waren geschlossen. Friedlich sah sie aus. Aber sie sollte nicht friedlich sein. Sie sollte leben! Er zerrte Andrea hinter sich her zum Rand des Sees, bis an die steil vor ihm aufragende Felswand heran.
    Kambere und Hitimana waren schon dort. Die Jungen griffen nach Andreas Armen, zogen sie aus dem Wasser, hievten sie mit verzerrten Gesichtszügen an den Felsen hoch, wo sie ihnen von Georg und Peter abgenommen wurde. Tom hatte nicht mehr die Kraft, sich allein an den scharfen Felsen hochzuziehen. Wieder waren die beiden Jungen zur Stelle und retteten auch ihn aus dem flackernden See.

70
    Am Osthang des Gebirges, 21. Juni
    Martin hörte den Hubschrauber als Erster. Er sah hoffnungsvoll zum Himmel hinauf, konnte aber nichts entdecken. Kai saß auf einem Stein, war seit Tagen in einer besorgniserregend apathischen Verfassung, seit seine Freundin Kathrin spurlos verschwunden war. Ndabarinzi und Mugabo, die beiden Kindersoldaten, die nur zu gerne die Gewehre niedergelegt hatten, hockten zusammen auf einem riesigen Felsen, der aus der Landschaft ragte. Sie hatten das Geräusch ebenfalls gehört und suchten erwartungsvoll den bewölkten Himmel ab. Steve war vor einer halben Stunde zwischen den Bäumen verschwunden, um nach etwas Essbarem zu suchen.
    Das Leben, das Martin noch vor 14 Tagen geführt hatte, erschien ihm nun unendlich weit weg. Michael hatte ihn kurz

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