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Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Titel: Mondberge - Ein Afrika-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Martin Meyer , Andreas Klotz
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letzten 14 Tage verbracht. Tage, die vollkommen anders waren, als er sie sich vorgestellt hatte. Und die sein Leben umgekrempelt hatten, so viel war sicher. Dann eine jähe Erkenntnis. Tom war mit einem Mal klar, dass er die ganze Zeit über vergeblich versucht hatte, das Leben seines Bruders zu Ende zu führen. Im Grunde seines Herzens hatte er niemals Fotograf werden wollen. Wenn er auch noch nicht wusste, welchen Weg er einschlagen würde. Neben ihm saß Andrea mit geschlossenen Augen. Noch immer hatte sie Blutspritzer im Gesicht. Ihr ohnehin völlig verschmutztes T-Shirt war über und über mit Pauls Blut besudelt.
    Je höher sie stiegen, desto weiter konnte Tom über den Ruwenzori blicken. Schmale Täler erstreckten sich weit in die Hügelketten hinein. Erst aus der Luft wurden die Ausmaße des Gebirges nach und nach sichtbar. In der Ferne lagen die Spitzen der höchsten Berge, die Zwillings-Gipfel des Mount Stanley, der gigantische Mount Baker, im Hintergrund der Mount Speke. Die Sonne stand fast senkrecht über der Kulisse, und es war einer der wenigen Tage im Jahr, an denen beinahe keine Wolken über den Mondbergen hingen. Nur hinter einer nahe liegenden Bergkette im Südwesten, die einen engen Talkessel umschloss, hatte sich eine dichte Wolkendecke niedergelassen.
    Tom musste lächeln. Er wusste jetzt, was sich darunter verbarg. Aber außer ihm und seinen Freunden würde kein Mensch je erfahren, welche Geheimnisse der Ruwenzori wirklich in seinem Herzen barg.
    Er ließ den Blick über Menschen die in der engen Kabine des Hubschraubers schweifen. Drei der Elitepolizisten saßen dort, die Schutzanzüge hatten sie abgenommen und unter den Wollmasken waren menschliche Gesichter zum Vorschein gekommen, noch von der schwarzen Farbe verschmiert, die sie zur Tarnung aufgetragen hatten. Ein Sanitäter untersuchte die Geretteten einen nach dem anderen. Er lächelte Tom zu und nickte kurz, wie um ihm noch einmal zu signalisieren: Ihr habt es geschafft.
    Peter saß mit weit von sich gestreckten Beinen auf dem Boden, den Blick ins Leere gerichtet. Seine Gesichtszüge zeugten von den enormen Anstrengungen, die ihm die letzten Tage abverlangt hatten. Hin und wieder huschte ein Lächeln über seine Lippen. Er freute sich auf seine Familie, hatte er gesagt, als sie in den Helikopter gestiegen waren. Vorher jedoch brachte er noch seinen Job zu Ende und begleitete die Europäer zurück in die Hauptstadt. Dann wollte er seinem Sohn endlich erzählen, dass der eine deutsche Tante hatte. Kein Mensch sollte jemals erfahren, wie Peter genau in die Geschehnisse der letzten Tage verwickelt war. Im Gegensatz zu Peter war Nzanzu im Ruwenzori zurückgeblieben. Birgit hatte verhindert, dass ihn das ugandische Militär mitnahm.
    Am gegenüberliegenden Fenster knieten Hitimana und Kambere eng nebeneinander und sahen mit vor Staunen weit geöffneten Mündern auf die Berge hinab. Vor allem Kambere war von dem Hubschrauber und den Autos, die er unter sich entdeckte, vollkommen fasziniert. Er hatte solche Dinge noch nie in seinem Leben gesehen. Tom hoffte, dass Hitimana endlich wieder ein normales Kind sein konnte. Die Suche nach seinem kleinen Bruder war noch lange nicht vorbei. Es würde eine Weile dauern, bis er mit den tiefen Verletzungen seiner Seele umgehen und sich an ein geregeltes Leben gewöhnen konnte, aber Peter hatte versprochen, ihn und auch Kambere erst einmal bei sich zu Hause aufzunehmen. Für ihren Lebensunterhalt hatten Tom und Andrea ihm Geld angeboten, doch Peter hatte stolz abgelehnt.
    Birgit verschwand beinahe völlig unter der großen Decke des Roten Kreuzes, die sie sich umgeschlagen hatte. Mit hängenden Schultern pendelte ihr Oberkörper unter den Bewegungen des Hubschraubers hin und her. Tom erinnerte sich an das Gespräch, das Hitimana belauscht hatte. Falls Birgit wirklich die ganze Zeit ein falsches Spiel gespielt haben sollte, dann dürften ihr die Erlebnisse der letzten Tage dies nun wohl endgültig ausgetrieben haben. Wie sie da kauerte – allenfalls noch ein Häufchen Elend, von dem nicht die geringste Gefährlichkeit ausging.
    Georg blickte ebenfalls aus dem Fenster, doch seine Augen huschten aufgeregt hin und her, als suche er die zügig unter ihnen dahinjagenden Wälder noch nach Berggorillas ab. Er hatte seinen Bruder in diesen Bergen zurückgelassen. Tom war sich bewusst, wie schwer das für Georg sein musste. Und der Forscher hatte versprochen, die Entdeckung der neuen Unterart von Berggorillas im

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