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Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Titel: Mondberge - Ein Afrika-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Martin Meyer , Andreas Klotz
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durcheinander.
    »Hier gibt es für euch beide noch viel Neues zu entdecken. Unter anderem, was die Abgeschiedenheit mit einem macht. Hier kann man ziemlich schrullig werden, wenn man nicht regelmäßig unter Leute geht.«
    »Und wie gehst du damit um?«, wollte Tim wissen.
    »Ich? Naja, hin und wieder fahre ich nach Kampala, um eine Großstadt um mich zu haben. Und ich mache mir Gedanken, wie ich das, was ich hier erlebe, für mein späteres Leben nutzen kann. Bei Georg ist das anders. Der geht in der Einsamkeit vollkommen auf. Der braucht eigentlich keine anderen Menschen. Dem genügen seine Berggorillas völlig. Aber das scheint in der Familie zu liegen. Neulich war sein Bruder hier, und der ist noch abgedrehter. Der Typ hat sogar aus dem Anlass, warum er Georg besucht, ein riesiges Geheimnis gemacht.«
    Harald verließ das Haus zusammen mit den beiden Studenten, um ihnen die anstehenden Arbeiten zu erklären. Wie so oft braute sich am Himmel über ihnen ein Gewitter zusammen, das die Böden der Umgebung in kurzer Zeit in eine schlammige Masse verwandeln konnte. Als die drei eine halbe Stunde später zurückkehrten, trafen sie auf Georg, der sich gerade einen Tee kochte. Er hatte sich offensichtlich beruhigt.
    Mit dampfenden Tassen in den Händen ließen sich alle vier auf den Sofas nieder.
    Harald forderte seinen Chef auf: »Erzähl uns doch mal, was das für eine Geschichte mit dir und Stefan war? Ihr beide, dein Bruder und ein vierter junger Mann müsst so gut befreundet gewesen sein, dass ihr zusammen die Welt verändern wolltet. Stefan hat mir das damals erzählt. Vier Jungs, ein perfektes Team, gehen nach Uganda, um hier etwas zu bewegen. Was ist denn aus euch geworden? Warum seid ihr nicht mehr zusammen?«
    Georg lauschte auf den Donner des herannahenden Gewitters, bevor er zu einer Antwort ansetzte.
    »Wir waren eine eingeschworene Gemeinschaft, das ist richtig. Aber dann hat Stefan sich verändert und ich konnte das einfach nicht nachvollziehen. Je länger er hier in der Einsamkeit war, desto seltsamer ist er geworden. Er hat sich immer mehr mit den Riten und dem Glauben der Einheimischen beschäftigt. Und er war geradezu besessen davon, dass im Ruwenzori Berggorillas leben müssen. Dabei hat er mehr und mehr seine eigentliche Aufgabe vergessen.«
    »Und welche war das deines Erachtens?« fragte Harald unwirsch und richtete sich gereizt auf.
    »Wissenschaft. Forschung. Wahrheit. Ich konnte Stefan einfach nicht mehr ernst nehmen. Am Ende war er ein esoterischer Spinner. Mehr nicht.«
    »Wenn das so ist, macht es wohl nichts, dass er nicht mehr lebt.«
    Georg sah seinen Kollegen mit kalten Augen an, erhob sich, ging mit energischen Schritten durch den Aufenthaltsraum auf die Tür zum Hof zu, öffnete diese und wies nach draußen: »Wenn dir die Arbeit hier nicht mehr passt, dann kannst du gehen, jederzeit. Aber denk daran: Mein Ruf ist noch gut genug, um zu verhindern, dass du in der Primatenforschung jemals wieder einen Fuß auf die Erde bekommst. Also überleg’s dir.«
    Düsteres Schweigen breitete sich im Raum aus. Die ersten Regentropfen schlugen auf dem Blechdach auf. Die beiden Männer fixierten sich lange. Schließlich senkte Harald den Blick. Georg schloss die Tür wieder.
    »Gut, ich nehme das als deine Entscheidung«, sagte er.
    »Wenn wir hier einigermaßen zivilisiert miteinander umgehen wollen, dann muss klar sein, dass du meine Autorität nicht weiter untergräbst.«
    »Schon gut«, gab Harald zurück, konnte sich aber noch nicht ganz geschlagen geben. »Was ist mit deinem Bruder?«, fragte er. »Als er hier war, machte er auf mich den Eindruck, als sei er ziemlich durch den Wind ...«
    »Hans hat es in den letzten Jahren schwer gehabt. Da ist einiges bei ihm schief gelaufen. Aber das müssen wir hier nicht weiter besprechen. Das geht euch nichts an.«
    »Was will er denn im Ruwenzori?«
    »Er hat mir auch nur gesagt, dass er sich einer Reisegruppe angeschlossen hat, die den Central Circuit durchwandern will.«
    Mit angespannten Gesichtszügen blickte Georg in die tiefgrüne Landschaft hinaus, auf die der Wolkenbruch jetzt mit Macht niederging. Das Prasseln auf dem Dach war lauter als die Worte, die er gedankenverloren hinterherschob: »Irgendetwas an ihm war wirklich komisch.«

15
    Ostseite des Ruwenzori, am Nachmittag des 11. Juni
    Gewaltige Pflanzen besiedeln den Ruwenzori. Farne, mehr als drei Meter hoch aufragend. Erika-Bäume, mit den kleinen Pflanzen in der Lüneburger Heide verwandt

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