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Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Titel: Mondberge - Ein Afrika-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Martin Meyer , Andreas Klotz
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kongolesischen Grenze. Uganda mag ja sicher sein, aber auf der anderen Seite werden noch immer die Wälder gerodet, es wird Coltan abgebaut und Gorillas werden gejagt. Selbst wenn es dort einmal welche gegeben hat – heute haben sie dort keine Lebensgrundlage mehr.«
    »Ich gehe mit«, sagte Harald entschieden.
    »Ich bin der Leiter dieser Forschungsstation, und du bist mein Mitarbeiter. Also treffe ich die Entscheidungen«, sagte Georg mit scharfer Stimme.
    Lange blickte er Harald an, dann nickte er und steckte die Unterlagen entschieden wieder in den Umschlag zurück.
    »Aber wir gehen sofort los. Morgen früh brechen wir bei Sonnenaufgang auf. Dann sind wir mittags in Kilembe und schaffen bis zum Beginn der Dunkelheit die erste Etappe.«
    »Hast du einen Guide?«
    »Er steht bereit.«
    »Und die Studenten?«
    »Die bleiben hier. Kleines Gepäck. Nur das Nötigste. Ich will nicht mit zehn Trägern unterwegs sein, das erregt zu viel Aufsehen. Und kein Wort zu irgendjemandem.«
    »Und was meinst du, hat dein Bruder vor? Du lebst schon seit acht Jahren hier unten. Noch nie war dein Bruder hier. Jetzt kommt er plötzlich nach Uganda und recherchiert im Vorfeld massiv. Kommt dir das nicht komisch vor?«
    Georg wiegte den Kopf hin und her, bevor er zu einer Antwort ansetzte: »Wir werden in die Berge hochsteigen und nach Spuren suchen. Das ist jetzt wichtig. Auch deine Zukunft hängt davon ab, ob wir endlich neue Erkenntnisse zutage fördern.« Er dachte einen Moment lang nach. »Und ich habe keine Ahnung, was Hans da oben wirklich vor hat. Er hat sich eigenartig verhalten, war angespannt, da gebe ich dir Recht.«

25
    Kitandara-Tal, 14. Juni
    Eine Stunde lang scheuchten die Rebellen die Entführten auf dem vorgegebenen Weg voran, der sie dem oberen Kitandara-See immer näher brachte. Dann kam die harsche Anweisung, in einen schmalen Pfad nach rechts einzubiegen, der kaum als solcher zu erkennen war. Ein Senezienwald, durchdrungen von dicken Nebelfetzen, erhob sich rings um die Touristen und schloss sie gespenstisch in sich ein. Niemand hatte mehr Gepäck bei sich. Außer den nassen Sachen, die Tom am Körper trug, waren ihm nur die Fleece-Jacke, eine leichte Regenjacke, etwas Wasser und zwei Energieriegel geblieben. Die Gruppe war deutlich dezimiert, Manfred sicher längst tot. Die meisten Träger waren verschwunden – mit Ausnahme von Imarika und Chaga. Tom hoffte inständig, dass die anderen überlebt hatten. Vielleicht würde sogar einer von ihnen Hilfe holen. Wenn er den Mut dazu hatte. Leichter Regen setzte ein und drang sofort durch die klamme Kleidung auf die Haut. Tom fror, ihm war schwindlig und er hatte Kopfschmerzen.
    Nach einem etwa zwei Stunden währenden, anstrengenden Marsch erreichten sie einen Felsüberhang. Dieser Ort sollte ihr Nachtlager werden. Tom versuchte sich zu orientieren. Sie waren nach rechts vom Hauptweg abgebogen und dann auf mehr oder weniger gleich bleibender Höhe an einem Berghang entlanggelaufen. Vermutlich am Mount Stanley. Die Sonne stand tief über den Bergen, bereit, dahinter unterzugehen. Sie waren nach Westen, in Richtung der kongolesischen Grenze gelaufen. Wie weit war diese noch entfernt?
    Auch die Soldaten ließen sich nieder. Tom zog die Regenjacke über die nassen Kleider, um sich zumindest vor dem eisigen Wind zu schützen und kauerte sich dicht neben den anderen seiner Gruppe unter dem Felsen nieder. Intuitiv hatten sie die drei Frauen in ihre Mitte genommen, die direkt an der Felswand auf dem Boden saßen. Kathrins Lippen hatten sich blau verfärbt, ihre Gesichtshaut war weiß. Kai legte ihr seine Jacke um die Schultern, und Tom registrierte, dass Kathrin zum ersten Mal eine Geste ihres Freundes widerspruchslos zuließ. Auch Andrea sah erbärmlich aus. Sie hatte sich bei dem Sturz eine Prellung am Arm zugezogen, ihre Hose war zerrissen und sie wurde von einem Weinkrampf geschüttelt. Die drei Guides saßen nah bei der Gruppe, ohne zu reden. Hans wirkte verstört, hatte seinen Kopf zwischen den angewinkelten Beinen vergraben und strich sich in einer stereotypen Bewegung immer wieder mit den Fingern durch die nassen Haare. Neben ihm hockte Birgit, sprach leise mit sich selber, schien ihre Umwelt völlig vergessen zu haben. Nur hin und wieder schaute sie zu ihrer Freundin Andrea hinüber. Martin zitterte leicht, ob vor Kälte oder wegen des Schocks, war nicht zu erkennen. Michael saß mit fassungslosem Gesichtsausdruck daneben. Tom rückte näher an Andrea heran, legte

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