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Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Titel: Mondberge - Ein Afrika-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Martin Meyer , Andreas Klotz
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hatte er erfahren, wen sie da vor sich hatten.
    »Sie kommen aus Ruanda, leben aber im Kongo«, sagte der Ugander.
    »Dann sind das also Hutu-Milizen, die an dem Völkermord 1994 beteiligt waren?«, fragte Andrea, während sie die Soldaten aus den Augenwinkeln beobachtete.
    Peter übernahm das Wort: »Nach den Morden sind Hunderttausende Hutu aus Angst vor Racheaktionen in den Kongo geflohen. In ihrem Schatten sind ihnen militante Milizen gefolgt. Seit Jahren drangsalieren sie die kongolesische Bevölkerung. Sie pressen Kinder in ihre Armee und vergewaltigen Frauen, die auf diese Weise Hutu-Kinder zur Welt bringen, die dann später – mal erzwungen, mal den ärmlichen äußeren Umständen geschuldet – in die Armee aufgenommen werden.«
    Andrea erschauerte.
    »Diese Milizen verfolgen ein Ziel: Sie wollen eine Armee aufbauen, mit der sie eines Tages die ruandische Grenze überschreiten können, um ihr Land zu befreien, wie sie es nennen.«
    Nzanzu fügte leise hinzu: »Warum die Soldaten aber die Grenze nach Uganda zum ersten Mal seit Jahren wieder überquert haben, das verstehe ich nicht.«
    Die Soldaten lagerten in einem weiten Kreis um die Entführten herum. Sie packten mitgebrachtes Essen aus, unterhielten sich gedämpft und reinigten ihre Waffen. Sie wirkten grotesk mit ihren abgenutzten Tarnuniformen und den kurz geschorenen Haaren, erst recht, weil sie so jung waren. Eine Vierergruppe stach Tom ins Auge. Die Jungen waren zwischen zehn und vierzehn Jahren alt, wurden aber wie erwachsene Soldaten behandelt. Sie waren erschöpft, ihre Uniformen viel zu groß und die Waffen, die sie neben sich liegen hatten, wirkten überdimensioniert. Der Älteste von ihnen schien Tom zu spüren und sah herüber, doch als Tom ihm zulächelte, wandte er den Kopf ab und beschäftigte sich weiter mit seinem Essen.
    Der Hunger begann an den Geiseln zu nagen. Ob sie mit Nahrung rechnen könnten, fragte Tom bei Nzanzu nach, doch der schüttelte nur den Kopf. Tom holte einen der Energieriegel aus der Hosentasche und teilte ihn mit Andrea, die sofort nach dem Verzehr in einen unruhigen Schlaf wegdämmerte. Es dauerte lange, bis Tom ebenfalls einnickte. Das rasende Herzklopfen und die Kopfschmerzen machten ihm immer mehr zu schaffen.
    Plötzlich wurde er von einer leisen Stimme geweckt. Es war mitten in der Nacht. Kai hockte neben ihm. Er war völlig verstört.
    »Kathrin ist weg!«, sagte er hektisch.
    Tom musste sich kurz orientieren, dann erinnerte es sich, wo er war.
    »Was meinst du mit weg?«, fragte er irritiert.
    »Sie ist nicht mehr da. Ich bin eingeschlafen und als ich wach wurde, war sie weg.«
    Kai nahm sich zusammen, um nicht in Tränen auszubrechen.
    »Ich habe eine Weile gewartet, aber sie ist nicht gekommen«, sagte er ängstlich.
    Tom richtete sich auf. »Hast du die anderen schon gefragt, ob sie etwas gesehen haben? Vielleicht ist sie ja nur pinkeln gegangen ...«
    »Eine halbe Stunde lang?«
    Kai richtete sich auf und auch Tom erhob sich mit steifen Gliedern. Ohne Schlafsack war es bitterkalt unter dem Felsvorsprung. Sehnsüchtig dachte Tom an die dicke Daunenjacke, die er in seiner Tasche gehabt hatte. Die lag nun irgendwo in einer Felsspalte. Flüsternd befragte er einen nach dem anderen aus der Gruppe, doch alle hatten mehr oder weniger fest geschlafen und nichts bemerkt.
    Tom trat auf die wachhabenden Soldaten zu, die er schwach im fahlen Licht des Mondes erkannte. Sie saßen an einen Felsen gelehnt, rauchten irgendein Zeug, das bestialisch stank, und sprangen sofort auf, als Tom auf sie zukam. Sie schrien ihm etwas in gebrochenem Englisch zu, was Tom als Aufforderung verstand, sich sofort unter den Felsen zurückzuziehen. Auch die Drohung, sie würden schießen, schlossen sie in das Geschrei mit ein. Er hob die Arme und ging langsam weiter auf die drei Soldaten zu. Ihr wildes Herumfuchteln mit den Gewehren befremdete Tom mehr, als dass es ihm Angst machte. Konnten sie überhaupt mit den Waffen umgehen? Schließlich blieb er vor ihnen stehen. Mit immer noch erhobenen Händen fragte er nach Kathrin. Erst verstanden die Soldaten ihn nicht, doch nach einer Weile erfassten sie die Lage. Durch das Geschrei waren die anderen Soldaten rings herum erwacht und krochen unter den Regenfolien hervor.
    »Was ist hier los?«, donnerte in diesem Moment Pauls Stimme über den Platz. Er zog den Gürtel um seinen Bauch stramm und trat vor Tom.
    »Eine Freundin von uns ist weg«, sagte Tom. »Was habt ihr mit ihr gemacht?«
    Paul hob

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