Mondgefluester - Ladies and Legends Trilogie
gute Idee. Ich habe Gabriella geliebt. Wenn sie noch lebte, würde ich sie immer noch lieben. Aber sie ist tot, und ich habe mich verändert. Nichts bleibt, wie es ist.“
„Nein.“ Kate lächelte. „Das ist das eine, was im Leben si-cher ist. Nichts bleibt, wie es ist.“
Sie schwiegen eine Weile. Jason erkannte, dass er irgendwann aufgehört hatte, nach einem Ersatz für Gabriella zu suchen. Er wollte eine Frau, aber sie musste eine eigenständige Persönlichkeit sein, kein Abklatsch von Gaby.
„Du weißt wirklich nicht, was für eine Art von Mann du bei einer zweiten Ehe haben willst?“, fragte Jason wieder.
„Wie ich schon sagte, werde ich es wissen, wenn es so weit ist.“
Jason verzog ärgerlich das Gesicht. „Meinst du, ein Kerl erscheint in deinem Leben, und du wirfst einen Blick auf ihn und weißt, dass er der Richtige ist?“
„Sicher. Warum nicht?“
„Weißt du, was dein Problem ist? Du hast zu viele Liebesromane geschrieben“, murmelte Jason.
„Nun?“, fragte Letty ein paar Tage später, als sie Kate zufällig traf. „Wie kommt Amelia mit ihrem Piraten zurecht?“
Kate sah von dem Tagebuch auf, das auf ihrem Schoß lag. „Sie trimmt ihn sich zurecht. In ihrer Hochzeitsnacht hat sie ihn aus dem Schlafzimmer ausgesperrt, weil er zu viel getrunken hatte.“
„Herrlich. Und dann?“
„Roger war es am nächsten Tag peinlich, dass er es nicht geschafft hatte, ins Schlafzimmer seiner Frau zu kommen. Also tat er so, als wäre alles in Ordnung. Unglücklicherweise ist Amelia darauf reingefallen. Sie ging mit ihm zu dieser einsamen kleinen Bucht.“ Kate fragte sich im Stillen, ob das wohl dieselbe Bucht gewesen war, wo sie und Jason sich zuerst geliebt hatten.
„Ich wette, Amelia fand sich flach auf dem Rücken im Sand wieder.“
„Schließlich ja. Es war aber nicht so schlimm, wie es klingt.
So drückt sie es aus: ,Roger hat sich entschuldigt für sein un-ziemliches Benehmen und begann dann eine Diskussion über die ehelichen Pflichten von Männern und Frauen. Ich sagte ihm, ich wüsste Bescheid über diese Pflichten, und da ich jetzt verheiratet wäre, wenn auch unfreiwillig, hätte ich die Absicht, meine Pflicht zu erfüllen. Er hat dann etwas umständlich erklärt, dass er es vorziehen würde, wenn ich es nicht nur aus einem Gefühl der Pflicht heraus täte. Da wusste ich, dass er mich liebt, und war zufrieden. 1 “
„Das ist süß“, sagte Letty.
„Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Wahrscheinlich wollte er nur nicht noch eine Nacht aus dem Schlafzimmer ausgesperrt werden.“ Kate schloss das Buch und überlegte, ob sie Jason seine Liebe zu ihr geglaubt hätte, wenn er es auf dieselbe Weise bei ihr versucht hätte. Wahrscheinlich. Er war immerhin der Mann ihrer Träume. Er wusste es nur nicht. Sie war nicht ganz ehrlich gewesen vor einigen Tagen beim Lunch, aber sie würde Jason nicht beichten, dass er genau das war, was sie als zweiten Ehemann haben wollte. Noch nicht jedenfalls.
Bevor ihre Beziehung sich noch weiter entwickelte, musste Kate einen Weg finden, Jason vor seinen eigenen Piratenneigungen zu retten. Sie musste herausbringen, was in der Burg los war.
Am nächsten Tag fand Kate den Hinweis in Amelias Tagebuch. Amelia Cavendish, eine neugierige junge Lady, hatte den Mechanismus entdeckt, der die Geheimtür im Verlies öffnete.
Kate lernte die Anweisungen sorgfältig auswendig und stellte fest, dass Amelia eine verwandte Seele gewesen war. Sie hatte ebenfalls nicht widerstehen können herauszufinden, was hinter der Wand lag.
Laut Tagebuch hatte Roger Hawthorne den versteckten Raum als Fluchtweg für Notfälle gebaut. Es gab eine Anlegestelle innerhalb einer natürlichen Höhle. Hawthorne hatte den Eingang so erweitert, dass man ein kleines Boot von dort ins Meer hinaussegeln konnte, und die Öffnung mit einer beweglichen Steinplatte verschlossen.
„Ich fürchte, der Raum soll nicht nur als Notausgang dienen. Ich glaube, Roger benutzt diesen geheimen Platz, um seine wertvollen Güter auszuladen. Ich ahne auch, dass diese Güter nicht aus dem ehrlichen Handel stammen, mit dem er sich angeblich beschäftigt. Ich werde diese Dinge sofort zu einem Ende bringen müssen. Roger ist der Sohn eines Lords, und ich komme aus einer angesehenen Familie. Wir tun so etwas nicht. Ich werde ihm das ganz klarmachen.“
„Braves Mädchen“, flüsterte Kate. Sie schloss das Tagebuch und fragte sich wieder einmal, ob Jason den Spuren seines Vorfahren folgte. Wenn ja, musste
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