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Mondglanz

Mondglanz

Titel: Mondglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Aguirre
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ab.«
    Klauen klappern in aufrichtiger Entrüstung, und ich mustere die blassgrünen Streifen auf dem Panzer des großgewachsenen Kerls, der den Lärm veranstaltet. »Das ist ja ekelhaft.«
    Mittlerweile kann ich sogar ihr Geschlecht erkennen. Das fällt mir erst jetzt auf. Ich sehe es an den Widerhaken und Schlitzen am unteren Ende des Thorax. Die Ithorianer geben sich nicht die Mühe, ihre Geschlechtsteile zu verbergen. Anatomisch betrachtet, passen Männchen und Weibchen zusammen wie Angelrute und Fisch. Um ihr Erbgut auszutauschen, brauchen sie sich nur einzuhaken. Nach allem, was Velith mir erzählt hat, geht es dabei weniger um Genuss als um rein praktische Belange. Ist auch nicht leicht, den Sex zu genießen, wenn ständig die Gefahr besteht, dass das Weibchen im Paarungsrausch dem Partner den Kopf abreißt.
    »Aber die da stinkt gar nicht«, bemerkt ein junges Weibchen. »Sie riecht sogar fast … angenehm.«
    Danke, Vel . Ich hätte nie gedacht, dass meine Körperhygiene einmal Gesprächsthema bei einem Diplomatentreffen sein könnte. Meine Kritiker haben darauf nicht viel zu erwidern, und sie wechseln das Thema.
    »Ich muss zugeben, sie sind weniger unangenehm, als ich es in Erinnerung habe.«
    Ich drehe unmerklich den Kopf und bin überrascht, Ratsmitglied Sartha bei der Gruppe zu sehen. »Aber ich frage mich doch, warum sich Velith Il-Nok für ein Leben bei einer minderwertigen Spezies entschieden hat.«
    Diese Bemerkung war eindeutig an Vel gerichtet, der direkt neben mir in Hörweite steht, und er kann sich eine Replik nicht verkneifen. »Ich war nicht zufrieden hier«, erklärt er. »Ich wollte mehr. Auch wenn mich das zur Persona non grata macht.«
    »Nicht für mich.« Ihre großen Facettenaugen leuchten. »Ich hätte dir nie wehgetan. Wusstest du das nicht?«
    Da betritt Scharis Il-Wan den Saal, und Vel muss für sich behalten, was immer er gern geantwortet hätte.

15
    »Willkommen«, sagt Scharis.
    Wenn er lächeln könnte, ich bin sicher, er würde es tun, um mir ein Gefühl der Sicherheit zu geben – ganz egal, was sein Volk davon hält, wenn jemand seine Zähne zeigt. Sein Wa beweist, wie sehr ihm daran gelegen ist, dass ich mich wohlfühle. Aus irgendeinem Grund will auch er dieses Bündnis unbedingt. Leider scheinen die meisten Ithorianer dagegen zu sein, und mit ihren Stimmen könnte das Votum leicht zu unseren Ungunsten ausgehen.
    Vel übersetzt, um die Maskerade aufrechtzuerhalten. Das Versteckspiel geht uns beiden bereits auf die Nerven, und dabei habe ich das Implantat erst seit einem Tag.
    »Danke«, sage ich mit einer Verbeugung zu Scharis. »Dies ist ein wundervoller Ort.«
    Mit Vel als Dolmetscher machen wir etwa fünf Minuten Small Talk und tauschen Höflichkeiten aus. Unglaublich langweilig. Wenn es nach mir ginge, können die Ithorianer die Abstimmung am besten gleich abhalten, damit wir das hier zu Ende bringen können, bevor noch irgendein Unglück passiert. Ich spüre förmlich, wie es sich über mir zusammenbraut, allen meinen besten Absichten zum Trotz. Das ist der Grimspace, der in meinen Adern pulsiert – das Chaos, das mit meiner DNA verwoben ist.
    Danke, Ramona .
    Aber die Ithorianer wollen sich erst einmal ausgiebig mit uns beschäftigen, bevor sie noch mehr Menschen auf ihrem Heimatplaneten lassen. Sie wollen uns studieren, bevor sie uns Zugang zu ihrer Technologie gewähren. Ich verstehe ihre Vorsicht, aber unter den gegebenen Umständen ist das unglaublich frustrierend.
    Es interessiert sie nicht, wenn der Rest der Galaxie zur Hölle fährt. Soll doch jeder einzelne Planet explodieren, solange Staub und Trümmer nicht den – zugegebenermaßen wunderschönen – Himmel über Ithiss-Tor verdunkeln. Ich werde mich ganz schön ins Zeug legen müssen, um sie zu überzeugen.
    Stunde um Stunde erfülle ich, mit Scharis und Vel an der Seite, meine gesellschaftlichen Verpflichtungen. Marsch hält sich zurück. Er knurrt nicht mal, also scheinen die Medikamente zu wirken. Andernfalls wäre es jetzt zur ersten gewalttätigen Auseinandersetzung gekommen, denn einer dieser Käfer stellt sich Marsch absichtlich in den Weg und zwingt ihn, höflich aus dem Weg zu gehen. Ganz egal, welche Farben der Ithorianer auf seinem Thorax trägt, er hat Glück, dass Marsch ihm nicht den Chitinschädel von den Schultern reißt.
    Ich habe nicht den Eindruck, dass sich irgendjemand besonders gut amüsiert. Meine Crew ist damit beschäftigt, meine Ehrengarde zu spielen, und Vel muss übersetzen,

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