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Mondglanz

Mondglanz

Titel: Mondglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Aguirre
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ohnehin schon zerzausten Haare, als überlege er fieberhaft, wie er seine Botschaft in Worte fassen soll. »Tatsache ist jedenfalls: Wir brauchen diese Allianz. Unbedingt und unter allen Umständen. Unsere Flotte in den Außenwelten wurde von Farwan-Loyalisten angegriffen« – ich bin aufrichtig überrascht, dass es immer noch Leute gibt, die diesem Faschistenverein die Stange halten, aber manche lernen eben nie dazu – »Piraten und Syndikatsschiffe. Und als ob das noch nicht schlimm genug wäre, werden die Morguts immer aggressiver. Drei weitere Außenposten fielen ihnen zum Opfer. Wir haben alles Farwan-Eigentum konfisziert, dessen wir habhaft werden konnten, aber offensichtlich verfügt der Konzern über verborgene Ressourcen und ist im Begriff, sich zu reorganisieren.«
    Doppelt Scheiße . Das war das Letzte, was ich hören wollte. Andererseits überrascht es mich nicht, dass die Farwan-Bosse nicht einfach schuldbewusst das Haupt senken und brav ins Gefängnis gehen. Nein, die wirklich schlauen verkriechen sich oder tun nur so, als wären sie geläutert.
    Der Farwan-Konzern betrat nach den Achsenkriegen die intergalaktische Bühne. Höflich und bescheiden boten sie an zu vermitteln. Farwan schloss Verträge und Handelsabkommen ab und übernahm Millimeter für Millimeter die Kontrolle. Bis das Konglomerat begriff, was vor sich ging, waren seine Befugnisse auf die eines zahnlosen Debattierclubs beschränkt. Jetzt wird der Konzern nicht einfach still und leise abtreten. Sie suchen nach neuen Wegen, die Macht an sich zu reißen. Die Bosse werden ihre Namen ändern, aber nicht ihre Gesinnung, und das Konglomerat ist die einzige Hoffnung, sie aufzuhalten.
    Doch im Moment sieht es dafür nicht besonders gut aus. Das Konglomerat hat zu viele Feinde und zu wenig Erfahrung darin, tatsächlich etwas zu unternehmen, anstatt nur darüber zu diskutieren. Mein Magen knotet sich zusammen.
    Der Kanzler beugt sich nach vorn. Er sieht erschöpft aus. Um seinen Mund sind viele neue Falten hinzugekommen, und ich frage mich, was zum Teufel passiert ist, seit wir Terra Nova verlassen haben. Sollten wir derart viele Schiffe verloren haben? Sind noch ein paar Fronten hinzugekommen, an denen wir kämpfen müssen?
    Seine Stimme wird ernst und schwer. »Wenn es uns nicht gelingt, die Ithorianer, die noch nie irgendeinem Vertrag zugestimmt haben, zu einem Bündnis zu bewegen und dadurch neue Stärke zu erlangen …« Den Rest lässt er unausgesprochen, aber ich weiß es auch so. »Ich wollte sichergehen, dass Sie den Ernst der Lage verstehen, Miss Jax. Danke. Halten Sie mich auf dem Laufenden. Tarn Ende.«
    Wie jeder andere Mensch im gesamten Universum habe ich die Videos aus den Achsenkriegen gesehen, konnte mit eigenen Augen und Ohren verfolgen, wie Botschafter Fitzwilliam die Rodeisische Kaiserin beleidigte und diese ihre Schiffe in die ganze Galaxie aussandte, um als Vergeltung jede menschliche Kolonie zu vernichten, die sie aufspüren konnte. Auf Axis V nahm das Ganze damals seinen Anfang. Ich habe die Haufen verkohlter Leichen gesehen, die Fliegen in den Augen der kleinen Kinder.
    Mutter Maria der anabolen Gnade . Ich bin nicht gerade von der gläubigen Sorte, aber ich spüre, wie meine Lippen ein Gebet sprechen. Adele, jene Frau, die auf Gehenna so etwas wie meine Ersatzmutter war, wäre stolz, wenn sie mich so sehen könnte, denn sie hat mir das bisschen Spiritualität eingehaucht, das ich seit der Zeit mit ihr in mir trage.
    Das Einzige, was ich mit Sicherheit weiß, ist: Ich will nicht diejenige sein, die für die zweite Welle von Tod und Vernichtung verantwortlich ist. Alle haben sich gerade erst wieder erholt, Rodeisier wie Menschen. Wir haben gerade erst angefangen, ohne Hass und Vorurteile aufeinander zuzugehen. So etwas darf nicht noch einmal geschehen. Und das wird es auch nicht.
    Ich presse die Arme eng an den Körper und wiege mich vor dem dunklen Bildschirm hin und her wie ein Kind. Die Bündnisverhandlungen, meine Angst um Marsch und meine immer größer werdende Sehnsucht, endlich wieder zu springen – der Druck ist so groß, dass ich das Gefühl habe, darunter zu zerbrechen.
    »Geht es Ihnen gut?«, meldet sich Constance zu Wort.
    »Nein«, antworte ich zitternd. »Ich glaube, ich halte das alles nicht mehr lange aus.«

14
    Mir bleiben noch ein paar Stunden, um wieder auf den Damm zu kommen.
    Ich blicke ein letztes Mal in den Spiegel und sage mir, dass ich bereit bin. So bereit wie eben möglich. Diesmal trage ich

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