Mondkuss
gefunden hatte. Er startete den Motor. Rafael lenkte den Wagen Richtung Limburg. Die Fahrt verlief schweigend. Marleen lehnte sich zurück, schloss die Augen und tauchte erst wieder aus ihren sündigen Tagträumereien auf, als er in eine lange Einfahrt bog und schließlich vor einem gepflegten Anwesen parkte. Das imposante Gebäude war von üppigen Sträuchern und bunt blühenden Blumen umgeben. Ein hoher Zaun an beiden Seiten des Hauses verhinderte, dass man auf das Grundstück dahinter blicken konnte. Rosenspaliere schmückten die Fassade des vierstöckigen, gelb getünchten Hauses – einer ehemaligen Pension – die jahrelang leer gestanden hatte. Die jetzige Inhaberin hatte das leer stehende Gebäude vor fünf Jahren gekauft und zu dem gemacht, was es heute war: Ein exklusiver Club mit riesigem Pool, Saunalandschaft, Pferdeställen, Bar, Restaurant und Zimmern, die man mieten konnte. Rafael stieg aus, ging um den Wagen herum, öffnete die Beifahrertür und reichte Marleen die Hand. Neugierig blickte sie sich um und bestaunte das edle Gebäude mit seiner auffallenden, dunkelrot lackierten Eingangstür, in deren Mitte sich auf Augenhöhe eine kleine Klappe befand, durch die man sich anmelden konnte. Ein schwarzes Herz, das an einer Kette hing, diente als Türklopfer „Dies ist der Ort der Lust, von dem du gesprochen hast?“ „Oh, ja“, flüsterte ihr Rafael ins Ohr. Er hatte den Arm um sie gelegt und schlenderte mit ihr zum Eingang. „Ein Ort der Lust und geheimen Wünsche. Vertrau mir. Ich bin sicher, es wird dir gefallen.“ Rafael betätigte den Türklopfer. Die kleine Klappe wurde geöffnet, und als man ihn erkannte, ließ man ihn mit seiner Begleiterin herein. Sie folgte Rafael und bestaunte den prächtigen Eingangsbereich. Ein dicker, dunkelroter Teppichboden schluckte ihre Schritte, erotische Ölgemälde schmückten die Wände. Vorbei an exotischen Zimmerpflanzen und eleganten Skulpturen schritten sie weiter, bis der Eingangsbereich in einen großzügigen Raum mündete. Hier herrschte ein orientalisches Flair. Eine Bar und gemütliche Couchen luden zum Verweilen ein. Plüschige Nischen, die durch edle Vorhänge aus Brokat und den verschiedensten Pflanzen voneinander getrennt wurden, weckten sündige Gedanken. Ihr Körper begann zu glühen. An der Bar und in den Nischen tummelten sich halbnackte Frauen und Männer. Die meisten in Lack oder Leder. Sie vergnügten sich miteinander, schlürften an ihren Cocktails, ließen sich treiben und durch das Liebesspiel der anderen anregen. Staunend blickte sie auf zwei Männer im Lederstring und mit Augenmasken, die an den Knöcheln aneinandergekettet waren und sich keinen Deut darum scherten, dass sie so gut wie nackt waren. Eine junge Frau in einem knallroten, knappen Latexkleid, das gerade mal ihre nackten Pobacken bedeckte, versuchte die Aufmerksamkeit der beiden zu erregen. Ohne Erfolg. Sie hatten nur Augen für sich und steuerten gerade eine Nische an. Ein elegant gekleideter Mann im Designeranzug führte eine vollbusige Frau an einer Kette zur Bar. Die Kette, befestigt an einem glitzernden Halsband, reflektierte das Licht der Deckenstrahler. Die Frau trug ein durchsichtiges ägyptisches Gewand und Fußfesseln, die ihr das Gehen erschwerten. Dennoch hielt sie sich grazil aufrecht, setzte – ohne eine Miene zu verziehen – einen Fuß vor den anderen und schaffte es, ihm ohne Stolpern zu folgen. Marleens Blicke flogen hin und her, hielten jeden Moment fest und saugten das Geschehen in sich auf. Eine Nische, die sich nicht nur in Bezug auf die Größe deutlich von den anderen unterschied, wurde von einem Dach aus weißem, durchsichtigem Tüll gekrönt. Eine große rote Samtmatratze lag als überdimensionale Spielwiese in der Mitte. Sie lud zum kollektiven Liebesspiel ein und war im Gegensatz zu den übrigen Nischen nicht vor neugierigen Blicken geschützt. Ein Paradies für Voyeure! Die hatten sich längst eingefunden, folgten dem bunten Treiben mit gierigen Augen. Zwei Frauen, die sich dort vergnügten, fielen besonders auf. Marleen spürte, wie das sinnliche Treiben der beiden Frauen auch sie erregte. Ohne, dass es ihr bewusst war, hatte sie Rafael in genau diese Richtung gezogen und stand nun mit pochendem Schoß und einem Blick, der ihre Faszination widerspiegelte, da. Rafael lächelte. Er hatte gewusst, dass sie ein derartiges Szenario antörnen, erregen würde. Die kühle Rechtsanwältin wandelte sich langsam aber sicher zu einem heißen Vulkan. Die
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