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Mondlaeufer

Mondlaeufer

Titel: Mondlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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kann.«
    »Aber es ist zu gefährlich!«
    »Wahrscheinlich.«
    »Und er ist noch zu jung!«
    »Er ist älter als Maarken, als der in den Krieg zog. Pandsala, wenn ich es verbiete, geht er nur los und macht es auf eigene Faust. Ich könnte ihn in seine Zimmer einschließen, aber wahrscheinlich würde er trotzdem einen Weg finden, herauszukommen und das zu tun, was er will. Bei Pol muss man gute Gründe vorbringen und noch listiger sein als er – und manchmal hilft nicht einmal das.«
    »Aber Herr …«, setzte sie an.
    »Lasst uns hinuntergehen. Ich werde Euch unseren störrischen Prinzen gleich einmal vorführen.«
    Rohan hatte sich gerade mit einem vollen Teller und einem Becher Wein versorgt, als sein Sprössling mit Maarken im Schlepptau auch schon durch die Menge kam. »Gebt acht«, flüsterte Rohan Pandsala zu, die besorgt zuhörte, wie Pol um Erlaubnis bat, an der Felswand seine Stärke und seinen Mut zu erproben.
    »Und ich finde, Vater, es wäre auch politisch gut für uns«, endete er mit bewundernswerter, wenn auch durchsichtiger Gewitztheit.
    »Und vor allem ein Riesenspaß«, fügte Rohan hinzu.
    Pol nickte begeistert. »Ich bin schon bei Stronghold und Skybowl geklettert, und Prinz Chadric hat alle Knappen an ein paar Felsen bei Graypearl unterrichtet. Das war genau über dem Meer. Ich weiß also, wie man über dem Wasser klettert, ohne nervös zu werden. Darf ich, Vater? Bitte!«
    Rohan gab vor, er wolle es sich überlegen, obwohl seine Entscheidung bereits feststand – teilweise auch deshalb, weil Pandsala sofort angenommen hatte, er würde es verbieten. »Wie hast du dir dieses Heldenstück denn vorgestellt?«
    »Tja, ich weiß, dass es etwas gefährlich ist. Aber Maarken könnte mitkommen, wenn er will, und Maeta klettert auch sehr gerne. Wenn wir dann noch ein paar Leute hätten, die es schon einmal gemacht haben, dann könnten sie die Führung übernehmen und uns zeigen, wie es geht. Es ist kein besonders großes Risiko, Vater. Und wenn ich hier Prinz sein soll, muss ich wirklich allen zeigen, aus was für einem Holz ich geschnitzt bin.«
    Rohans Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. »Maarken, wie denkst du darüber?«
    Der junge Mann zuckte mit den Schultern. »Wenn er unbedingt auf dieser Verrücktheit besteht, komme ich mit.«
    »Hmm. Ich werde darüber nachdenken.«
    Ein Schatten von Enttäuschung huschte über Pols Gesicht, doch dann beschloss er, diese Worte so positiv wie möglich zu verstehen. »Danke, Vater!«
    Ein Fremder näherte sich ihnen, der als Lord Cladon von River Ussh vorgestellt wurde, und die Unterhaltung wandte sich anderen Themen zu. Als Rohan und Pandsala wieder allein waren, drehte er sich zu ihr um und lächelte: »Nun?«
    »Ich glaube, ich verstehe es jetzt, Herr. Er hat sich überlegt, wie er Euch überzeugen kann, dass es gar nicht so gefährlich ist, damit Ihr ihm Eure Erlaubnis gebt. Hättet Ihr diese Bedingungen jedoch vorgegeben, dann hätte er sicher trotzig reagiert. Und Euch vielleicht nicht gehorcht.«
    »Genau. In ein paar Tagen wird er alles darüber in Erfahrung gebracht haben und mir weitere Vorsichtsmaßnahmen vorschlagen. Vor allem aber wird er sehr viel mehr übers Klettern wissen als heute.«
    »Aber Ihr habt Euch schon entschieden.«
    »Er hat recht, das wisst Ihr. Es wäre ausgezeichnet, wenn er schon so jung beweisen kann, was in ihm steckt.« Er sah, wie sich ihre Augen vor Schreck weiteten, deutete ihre Reaktion richtig und erklärte: »Glaubt nicht, dass ich keine Angst um ihn hätte, Pandsala. Aber ich kann ihn nicht in Seide packen. Ich kann ihn führen, aber ich kann ihm nicht ein paar blaue Flecken ersparen. Nur so kann er ein echter Mann werden, ein Prinz, der des Landes würdig ist, das er erben wird.«
    »Vergebt mir, Herr, aber …« Sie zögerte und fuhr dann fort: »Wir alle sind heute sehr schmerzhaft daran erinnert worden, wie rasch ein Prinzenleben verloren gehen kann. Pol ist einfach zu wertvoll, als dass man sein Leben aufs Spiel setzen darf.«
    »Das war ich auch.« Er machte eine Pause und erzählte dann leise weiter. »Meine Eltern haben mich gut behütet, bis ich dreizehn war, weit über das übliche Alter hinaus, wo Prinzen sonst in der Obhut ihrer Eltern bleiben. Als sie mich endlich gehen ließen, kam ich nach Remagev zu meinem Cousin Hadaan, einen knappen Tagesritt von Stronghold entfernt. Dort hatte ich etwas mehr Freiheit, aber nicht viel. Als der letzte Krieg heranrückte, den mein Vater mit den Merida führte, war

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