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Mondlaeufer

Mondlaeufer

Titel: Mondlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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seufzte Rohan. »Ich kann nicht behaupten, dass ich sie besonders mag, aber ich schätze sie, und vor allem weiß ich, was sie für uns getan hat.« Er hielt kurz inne. »So konnte sie leben, Pol. Sie wurde zu nichts anderem erzogen als dazu, eine Prinzessin zu sein, und nach dem Tod ihres Vaters …« Er zuckte mit den Achseln.
    »Mutter hat mal gesagt, dass ihre Herrschaft hier für sie auch so etwas wie Rache an ihrem Vater ist.«
    »Möglich. Aber alles, was dich und die Prinzessin angeht, ist ihr wirklich wichtig. Wir haben ja gesehen, was dabei herausgekommen ist.«
    »Außer dass sie nicht gemerkt hat, was bei Lord Morlen los ist!«, grinste Pol. Dann sagte er nüchterner: »Aber ich fühle mich in ihrer Nähe trotzdem komisch.«
    »Wie ich schon sagte: Ihr ist in deiner Nähe wahrscheinlich auch komisch zumute. Denk nicht so viel!«, schalt er liebevoll. »Wenn ich mir so viel den Kopf zerbrechen würde wie du, wäre ich bald kahl wie ein Drachenei. Man erwartet, dass wir uns hier amüsieren, weißt du.«
    »Habe ich mich auch – bis wir anfingen, uns zum Abendessen umzuziehen. Vielleicht haben wir Glück, und es gibt heute Abend kein Bankett?«
    »Du hast vielleicht Ideen«, lachte sein Vater.
    Doch das Bankett wurde tatsächlich kurzfristig abgesagt. Rohan war noch in sein Badehandtuch gewickelt, als Maarken kam, um ihnen mitzuteilen, was Pandsala soeben über die letzten Strahlen der Abendsonne erfahren hatte.
    »Inoat von Ossetia und sein Sohn Jos waren heute auf dem Kadarsee segeln. Sie sollten lange vor Sonnenuntergang zurück sein. Aber ihr Boot trieb leer an Land. Man hat die Körper gerade gefunden, Rohan. Sie sind beide tot.«
    Rohan setzte sich auf das prunkvolle Bett. »Noch ein Tod … sogar zwei Tote. Gütige Göttin … Jos ist ein paar Jahre jünger als Pol.« Er zupfte an den Fransen der Vorhänge. »Chale wird am Boden zerstört sein. Er hat die beiden so geliebt.«
    Maarken nickte. »Sein einziger Sohn und sein einziger Enkel. Ich habe Inoat ein-, zweimal getroffen; er kam mal in die Schule der Göttin, als ich dort war. Ich mochte ihn, Rohan. Er hätte einen guten Prinzen abgegeben.« Er machte eine Pause. »Ich habe Pandsala gesagt, sie soll sofort alles abblasen. Ich hoffe nur, das war nicht zu voreilig.«
    »Nein, ganz und gar nicht. Danke, dass du daran gedacht hast. Wir werden heute Nacht dem Ritual beiwohnen.« Er verstummte und strich sich mit der Hand sein nasses Haar zurück. »Du weißt, was das alles bedeutet, nicht wahr? Vielleicht hört es sich kaltherzig an, jetzt an Politik zu denken, aber …«
    »Du bist der Hoheprinz. Du musst an Politik denken.«
    Rohan lächelte etwas. »Du bist deinem Vater sehr ähnlich, wenn du so mein Gewissen in jeder Hinsicht beruhigst. Er macht es genauso, wenn ich es brauche, und tritt mich, wenn nötig. Versprich mir, dass du immer dasselbe für Pol tun wirst.«
    Maarken erwiderte das Lächeln. »Ich bin ihm genauso ergeben wie mein Vater dir.«
    »Und Ossetia wird an Prinzessin Gemma fallen. Chale hat keinen anderen Erben.«
    »An Gemma? Seine Cousine?«
    »Seine Nichte. Ihre Mutter war Chales Schwester.«
    Rohan sah, wie Maarken auf seinen ersten Lichtläufer-Ring hinunterblickte, einen Granat, der Gemmas älterem Bruder Jastri, dem Prinzen von Syr, gehört hatte. Er hatte im Krieg gegen die Wüste auf Roelstras Seite gekämpft und war dabei gefallen.
    »Sie ist jetzt plötzlich eine sehr bedeutende junge Dame«, stellte Maarken fest.
    »Und viele Männer in Waes werden versuchen, ihren Blick auf sich zu lenken.«
    Maarken erschrak. »Ich nicht!«, rief er aus.
    »Hast du jemand anderes im Sinn?«
    Maarken erblasste etwas, zögerte und schüttelte dann den Kopf. Rohan lächelte nur. Sein Neffe kam auf das vorherige Thema zurück, was durchaus ein geschickter Schachzug war. »Wo steckt Gemma eigentlich jetzt?«
    »In Hoch-Kirat bei Davvi, Sioneds Bruder. Durch das Prinzenhaus von Syr sind sie alle Cousins. Gemma ist natürlich immer noch Prinzessin von Syr und im Prinzip Davvis Mündel.«
    »Sie braucht bei einer Hochzeit die Zustimmung des Hoheprinzen.«
    »Leider. Und wenn sie nun jemanden wählt, den ich nicht als künftigen Prinzen von Ossetia sehen will? Oder noch schlimmer, wenn Chale der Mann nicht schmeckt, den sie wählt? Er und ich, wir sind uns selten einig.«
    »Wenn du dich zu viel einmischst, wird es heißen, dass du Ossetia über Gemma beherrschen willst.« Der Gedanke stimmte Maarken offensichtlich ärgerlich. »Und dann

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