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Mondlaeufer

Mondlaeufer

Titel: Mondlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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Firon! Beides zusammen wird dich nicht gerade besonders beliebt machen.«
    »Seht bloß, wie der gierige Hoheprinz Land und Macht an sich reißt«, stimmte Rohan bitter zu. »Wir brauchen uns das jetzt aber nicht weiter auszumalen, Maarken. Kann Pandsala gut auf dem Mondlicht reisen?«
    »Ich weiß es nicht. Sie hat fünf Ringe, also ist sie schon fortgeschritten. Aber ich weiß nicht, wie viel Training sie hatte, ehe sie die Schule der Göttin verließ. Ich werde sie fragen.«
    »Gut. Wenn sie es kann, dann könnt ihr beide euch heute Nacht meine Faradhi -Aufträge teilen. Ich muss Davvi anweisen, dass er Gemma eine Leibwache zuteilt, wenn er das nicht schon getan hat. Pandsala kann Chale kondolieren, von Regentin zum Prinzen. Sie werden das beide zu schätzen wissen. Du musst außerdem mit Andrade Kontakt aufnehmen. Ich glaube nicht, dass sie und Pandsala während der letzten fünfzehn Jahre auch nur ein Wort gewechselt haben. Und Sioned muss alles erfahren, wenn der Rest erledigt ist.« Rohan stand vom Bett auf und betrachtete die Kleider, die man für ihn herausgelegt hatte. »Pandsala soll durch ihren Haushofmeister graue Trauerkleidung hochschicken lassen. Wo wird hier das Ritual abgehalten?«
    »Für die Toten der anderen Prinzenreiche im Oratorium.«
    »Ah. Ich hatte gehofft, ich würde es unter angenehmeren Umständen zu sehen bekommen. Es soll ein Juwel sein. Habe ich irgendetwas vergessen, Maarken?«
    »Mir fällt nichts ein. Soll ich Pol zu dir hereinschicken?«
    »Ja, tu das. Danke. Und dann such Pandsala für mich, damit wir beginnen können.« Er strich sich wieder das Haar aus den Augen und sagte: »Und erinnere mich daran, Pol einzuschärfen, dass er Gemma auf keinen Fall ansehen soll, wenn es nicht völlig unvermeidbar ist. Das Letzte, was ich jetzt brauche, sind Gerüchte, dass ihre Heirat uns Ossetia verschaffen könnte. Außerdem ist sie doch – warte, ist sie nicht zehn Winter älter als er?«
    »Mit fast fünfzehn werden Jungen schnell erwachsen«, bemerkte Maarken.
    Rohan verzog das Gesicht. »Ich glaube nicht, dass er überhaupt schon gemerkt hat, dass es Mädchen gibt.«
    »Mit fast fünfzehn werden Jungen schnell erwachsen«, wiederholte Maarken grinsend.
    In langen Reihen standen tropfende Kerzen nebeneinander, deren anfänglich warmer Schein unsicherem Flackern gewichen war. Rohan stand davor und war sich der Dunkelheit hinter sich bewusst. Mitternacht war längst vorbei, und das Ritual war vorüber. Er hatte hier im Oratorium zu den anwesenden Adligen und Würdenträgern gesprochen. Mit wenigen Worten über den schweren Verlust durch den Tod von Inoat und Jos hatte er seiner Pflicht als Hoheprinz Genüge getan. Die Kerzen waren an der hinteren Wand aufgestellt worden, und alle waren hinuntergegangen, wo das Abendessen auf sie wartete. Rohan sagte sich, dass er besser auch daran teilnehmen sollte, selbst wenn es kein offizielles Bankett mehr war, denn er war hungrig, und Pol würde ihn sicher gern neben sich wissen, während jetzt jeder ihn einzuschätzen versuchte. Doch Pol hatte Maarken und Pandsala, die ihm über schwierige Momente hinweghelfen konnten, und Rohan war noch nicht so weit, dass er sich hätte zu ihnen gesellen können.
    Das Oratorium war etwas ganz Besonderes, es wurde überragt von einer Kuppel aus facettenreichem fironesischen Kristallglas, die aus dem Schloss über der Schlucht emporragte, und war mit weißem, mit weißem Samt bezogenem Gestühl eingerichtet. Im Licht von Sonne, Monden oder Sternen würde es schimmern. Doch kurz nach Mondenaufgang war der Himmel schwarz geworden, und rauchfarbene Wolken hatten alles Licht verschluckt. Nur die Kerzen schienen noch, aber sie waren bereits heruntergebrannt.
    Außerhalb von Athmyr, dem Sitz der Prinzen von Ossetig, gingen jetzt die Körper von Vater und Sohn auf einem gemeinsamen Scheiterhaufen in Flammen auf. Der alte Prinz Chale und sein Faradhi würden solange warten und zusehen, bis ihre Leichen zu Asche geworden waren. Dann würde der Lichtläufer einen sanften Wind herbeirufen, damit er die Asche über das Land trug, das die beiden Prinzen geboren hatte, ein Land, das sie niemals regieren würden. Zu Ehren des Bestattungsfeuers brannten hier im Oratorium und an ähnlichen Orten in allen Prinzenreichen Kerzen: bei Davvi in Hoch-Kirat in der kleinen Kammer mit der Glaskuppel, in der großen Halle von Vologs Hof in Neu Raetia oder in dem Kalenderraum der Faradhi auf Graypearl, den Pol voller Ehrfurcht haarklein

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