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Mondlaeufer

Mondlaeufer

Titel: Mondlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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Chiana sind vom gleichen Schlag: Sie versuchen es immer wieder, auch wenn der Mann, um den es ihnen geht, sie mit beiden Händen wegstößt. Komm, lass uns zurückgehen, damit du unser Abendessen vorbereiten und auch noch etwas ausruhen kannst. Denk dran, Chale eine gute Nachricht zu schicken, dass du ihm erst einmal seine Erbin überlässt. Gemma wird in seinem Lager genauso gut bewacht werden wie Pol in unserem. Und sie wird es wahrscheinlich genauso zu schätzen wissen.«
    Als Sioned in ihren Pavillon zurückkehrte, wurden dort gerade Vorbereitungen für einen improvisierten Empfang getroffen. Ostvel musterte ihre mitgenommenen Reitkleider und zog sie in den privaten Bereich des Zelts, wo er ein Gewand bereitgelegt hatte, das einer Höchsten Prinzessin würdig war. »Hast du vergessen, dass du eine kleine Willkommensparty für die Gäste des Rialla gibst?«, fragte er. »Zieh dich um und kämm dich.«
    »Oh, muss das unbedingt sein? Morgen ist noch früh genug, um mit all den Leuten zu reden.«
    »Was du heute erfahren kannst, ist vielleicht wichtiger. Zieh dich um, und zwar rasch. Sie können jeden Moment eintreffen.«
    »Du denkst dir solche Sachen nur aus, um mich zu quälen«, beschwerte sie sich und beschäftigte sich dann mit dem dunkelblauen Seidenkleid, das er für sie herausgesucht hatte. Sioned brauchte keine Zofe, was Rohans Mutter schockiert hatte, als die beiden heirateten. Doch dafür gab es sehr praktische Gründe: Ihre Kleider waren so gearbeitet, dass sie sich notfalls rasch selbst ankleiden konnte, und sie war dadurch sicher, dass nur sie, Rohan und sein Knappe ihre privaten Gemächer betraten. Für jedes Höchste Prinzenpaar war eine Privatsphäre erstrebenswert, für Rohan und Sioned jedoch war sie unabdingbar.
    Als sie wieder auftauchte, hielt sie ein luftiges Stück großmaschig gewebter Seide in der Hand, dessen Sinn und Zweck sie nicht verstand. »Ostvel, das ist sehr hübsch, aber was soll ich damit?«
    »Das ist der neueste Schrei – das heißt, er wird es werden, wenn die Damenwelt dich erst damit sieht.« Er legte ihr das Tuch über den Kopf, drapierte es um ihre Schultern und schlug es dann zurück, damit ihr Gesicht zu sehen war. »Es heißt ›Spitzen‹, und du wirst damit nicht nur eine neue Mode begründen, sondern auch einen neuen Wirtschaftszweig.«
    »Wie schlau von mir«, sagte sie trocken. Sie betastete das zarte Tuch aus seidigen, blauen Spinnweben in einem Blumenmuster. »Wessen Wirtschaftszweig?«
    »Deinen, vom nächsten Frühling an. Heute Morgen habe ich einen Weber getroffen, der das Zeug stapelweise herstellt, und ich habe gleich ein Viertel seiner Ware gekauft. Auf meinen Rat hin wird er seine Preise auf dem Markt hochsetzen. Aus Dank für deine Gönnerschaft hat er beschlossen, von Grib in die Prinzenmark zu ziehen und anderen beizubringen, wie man das herstellt.« Ostvel grinste sie verschmitzt an.
    »Also wirklich, du bist ein Verschwörer!«, rief sie bewundernd. »Da schließlich der gesamte Seidenhandel über uns läuft, werden wir daran ein Vermögen verdienen.«
    Er verneigte sich. »Mein Anteil für diese brillante Idee wird bescheiden ausfallen. Sagen wir fünfzig Prozent vom Gewinn?«
    »Fünfzig!«
    Im selben Augenblick trafen die ersten Gäste ein, die sich gern mit Wein und Brot, Fleisch und Käse versorgten. Leckereien in vielen Sorten waren auf langen Tischen vor dem Zelt aufgetragen worden. Tobin und Chay kamen etwas zu spät.
    Die Prinzessin trug einen ähnlichen Schleier aus dunkelroter Seidenspitze, der ihre zarten Züge umrahmte wie Strahlen der untergehenden Sonne. Die neidischen Blicke der anderen Damen bestätigten Ostvels Berechnungen; schon bald würden sie sich nach dem wunderschönen Stoff die Füße wund laufen.
    Es war ein ungezwungener, aber auch nicht einfach nur erfreulicher Empfang. Zu viel Spannung, zu viele Gerüchte jagten von Gruppe zu Gruppe. Natürlich waren alle da. Lleyn, der sich auf den Rohrstock mit dem Drachenkopf stützte, den Rohan ihm geschenkt hatte, stand inmitten einer Gruppe älterer Teilnehmer bei einem Baum. Auch Clutha und Chale waren darunter. Die alten Prinzen überließen das Herumlaufen und Schwatzen den Jüngeren. Sie waren damit zufrieden, zuzusehen und ihre Meinung so streng kundzutun, wie es ihnen aufgrund ihrer Jahre und ihrer Erfahrung zustand.
    Miyon von Cunaxa beglückwünschte Sioned so charmant zu ihrem Schleier, als stünde die Wüstenarmee nicht gerade genau an seiner Grenze. Dann entschuldigte

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