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Mondlaeufer

Mondlaeufer

Titel: Mondlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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etwas bieten zu können«, lachte sie. »Außerdem habe ich später eine Überraschung für dich. Schlaf, so viel du kannst, denn heute Nacht hast du dafür keine Zeit mehr.«
    »Deine Drohungen klingen unheimlich berückend.«
    Spät am Abend steckten sie ihren widerstrebenden, aber gehorsamen Sohn ins Bett und verließen den Pavillon: Pol wurde von Soldaten bewacht, die Maeta extra für den Schutz unersetzlicher Prinzen ausgebildet hatte; er war also in Sicherheit. Die Familie hatte beim Abendessen auf Maeta getrunken, nachdem Maarken und Pol erzählt hatten, wie sie gestorben war. Bei der Rückkehr in die Wüste würden sie den Rest ihrer Asche durch den Wind verteilen lassen. Die Faradhi -Prinzessin, der sie gedient hatte, würde ihn rufen. Und auch der junge, ungeschulte Faradhi- Prinz, für den sie ihr Leben gelassen hatte. Pols Ausbildung würde früh beginnen, damit er seiner treuen Verwandten diesen Dienst erweisen konnte. Sioned würde ihn unterrichten, und sie scherte sich keinen Deut darum, was Andrade davon halten mochte.
    »Wo führst du mich hin?«, fragte Rohan, als sie jenseits der Brücke am Flussufer entlangspazierten.
    »Mehr als zwanzig Jahre zurück«, antwortete sie und lehnte dabei ihren Kopf an seine Schulter. »Du hast gerade eine gewaltige Heldentat vollbracht, indem du mich aus den bösen Klauen eines teuflischen Verführers gerettet hast …«
    »Heldentat, ja?«, lachte Rohan. »Und wir standen noch einige Tage vor der Hochzeit, meinst du das?« Er drückte sie fester an sich. »Damals dachte ich, ich würde dich lieben. Es war nichts im Vergleich zu heute.«
    »Du bist wirklich immer noch ein Romantiker«, lächelte sie glücklich und zauberte eine kleine Flamme auf das feuchte Gras vor ihnen. In dem sanften Licht erkannte man die Umrisse einer Weide. Sie schob die Zweige zurück und zeigte ihm die gemütliche, kleine Höhle, die sie am Nachmittag vorbereitet hatte und vor der bis vor Kurzem ein schmunzelnder Soldat Wache gehalten hatte.
    Rohan schlüpfte hinein, und Sioned folgte ihm, nachdem sie das kleine Feuer gelöscht hatte. »Es ist hier erheblich einladender als letztes Mal«, stellte Rohan fest, während er auf die ausgebreiteten Decken klopfte. »Wenn ich mich recht erinnere, mussten wir dein Hemd als Bett nehmen.« Er streckte die Hand aus und berührte die beiden Kelche und die Weinflasche, die am schützenden Stamm der Weide standen. »Und du nennst mich einen Romantiker!« Durch den silbergrünen Blättervorhang drang das schwache Licht von Monden und Sternen. Es berührte sein Gesicht mit kühlem, weichem Feuer. Sioned nahm seine Hände, hielt sie an ihre Wangen und senkte den Kopf, um seine beiden Handflächen zu küssen.
    »Ich liebe dich«, sagte Rohan.
    Ihre Lippen trafen sich, und sie sanken auf die Decke hinab. Lange Zeit waren sie einfach damit zufrieden, einander zu küssen. Sioned verlor sich in der Wärme seiner Arme, dem Wein auf seiner Zunge, den zarten Bewegungen seines Mundes auf ihrem. Während sie dahinschmolz, süße Schwäche durch ihre Adern rann und ein wunderbares, wohl bekanntes Verlangen in ihrem Körper wuchs, sah sie in ihrer Erinnerung den scheuen, jungen Mann, der sie unter dieser Weide zum ersten Mal geliebt hatte. Sie lächelte in seine Lippen.

Kapitel 16
    Prinz Volog von Kirst war Sioneds Cousin. Wäre sie eine unbekannte Lichtläuferin an der Schule der Göttin geblieben, so hätte das niemanden sonderlich interessiert. Doch sie hatte Rohan geheiratet, und der war Hoheprinz geworden. Zudem hatten die Ereignisse ihren Bruder zum Prinzen von Syr gemacht. Daher war Volog jetzt mit sehr bedeutenden Leuten verwandt.
    Er war klug und stolz genug, weder Vorrechte zu erbitten noch aus seinen Beziehungen Kapital zu schlagen. Es gab auch keinen Grund dafür. Seine Stellung und seine Besitztümer machten es Rohan leicht, die Bande als gegenseitig vorteilhaft anzuerkennen. Volog hatte seinerseits in Rohan einen echten Freund und hilfreichen Verwandten gefunden. Er haderte nicht mit seinem Schicksal, weil seine Großmutter nicht ihm, sondern Sioned die Faradhi -Gaben vererbt hatte, denn er zählte zu jenen seltenen Männern, die an dem festhalten, was sie besitzen, die die Geschenke des Lebens schätzen und ihre Grenzen kennen und respektieren.
    Natürlich grübelte er öfter über die mögliche Vereinigung von Kierst und Isel zu einem einzigen Prinzenreich nach. Doch das behielt er für sich, denn er wollte vermeiden, dass Saumer von Isel

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