Mondlaeufer
bezahlen können.«
Die Käfige mit den Falken standen im kühlen Schatten der Bäume. Trotz der Entfernung zum lärmenden Treiben des Marktes trugen einige von ihnen Kappen. Sioned betrachtete zufrieden, was bei ihrem kleinen Plan herausgekommen war. Die Falkner machten gute Geschäfte. An vielen Käfigen hingen kleine Schildchen, die besagten, dass die Vögel verkauft waren. Die Farben der Schildchen entsprachen denen der Prinzen und ihrer Athr’im. Sie freute sich, dass die Tiere früh verkauft worden waren.
Alasen starrte ehrfürchtig ein aufmerksames Weibchen mit bernsteinfarbenem Gesicht an. Es streckte einen langen Flügel, dessen Schwungfedern in Bronze, Grün und Gold glänzten, bis zum Rand des Käfigs aus. »Ist es nicht wunderschön?«, flüsterte das Mädchen.
»Ich wollte immer fliegen können«, murmelte Sioned. »Besonders wenn ich als kleines Mädchen den Drachen über River Run zusah.«
»Es ist bestimmt das herrlichste und freieste Gefühl der Welt«, sagte Alasen träumerisch.
»Es ist wie als Faradhi«, bemerkte Sioned und erhielt die erwartete Reaktion zur Antwort. Alasens Schultern strafften sich, und sie wandte sich von dem Falken ab. Sioned tat so, als würde sie es nicht bemerken. »Ich werde meinen Sohn mit einem dieser Vögel verwöhnen. Helft mir, den besten auszusuchen.«
»Aber sie gehören ihm doch alle, oder?«
»Ihm gehört das Recht, sie zu züchten. Wir haben es diesen guten Leuten zu keinem schlechten Preis abgetreten. Sie heimsen hier die Ergebnisse ihrer Mühen ein.«
Ein junger Mann mit Bart kam auf sie zu, verneigte sich und breitete den Arm aus, um sie auf seine Ware aufmerksam zu machen. Durch seine weiten Ärmel erinnerte seine Geste ans Fliegen; seine scharf gekrümmte Nase und seine zwei kleinen, glänzenden Augen verstärkten diesen Eindruck noch.
»Ein Falke für die erhabenen Damen? Bei mir findet Ihr die besten! Eine Gunst vom großen und mächtigen Prinzen Pol persönlich, die ich aus seinen edlen Händen empfangen habe. Ohne falsche Bescheidenheit – die Eltern meiner Falken kommen denen gleich, von denen der junge Prinz abstammt, seiner berühmten Mutter und seinem mächtigen Vater, dem Hoheprinzen. So sind auch meine Falken! Erlaubt mir, Euch Vögel zu zeigen, zu denen die Höchste Prinzessin persönlich mir heute Morgen gratuliert hat, auf deren sicheres Urteil man sich doch bei allen Dingen dieser Welt verlassen kann. Auch bei den Falken. Und sie sagte, der legendäre Smaragd an ihrer Hand wäre ein angemessener Preis für jedes dieser Prachtstücke hier.«
Sioned schob ihre behandschuhte Hand mit dem legendären Smaragd in die Tasche. »Mag sein. Aber was verlangt Ihr für einen?«
Er nannte einen Preis, der ihr die Sprache verschlug. Pandsala hatte klare Höchstgrenzen für die Preise festgesetzt; selbst wenn man berücksichtigte, dass Feilschen den Preis noch senken würde, lag die Endsumme sicher beträchtlich über dieser Grenze. Sie hatten die Vögel erschwinglich machen, nicht aber unglaubliche Gewinne ermöglichen wollen.
Zu Sioneds Erstaunen war es Alasen, die anfing, den Preis herunterzuhandeln. Ihre Kunst war für Sioned, die nie besonders gut in solchen Sachen gewesen war, sehr lehrreich. Wenn sie etwas sah, das sie haben wollte, konnte sie nie anfangen zu feilschen, weil sie sich dadurch möglicherweise in eine Lage manövrierte, in der sie aus Stolz weitergehen müsste. Die meisten Kaufleute lasen ihr das bereits beim ersten, halbherzigen Versuch vom Gesicht ab. Doch Alasen war eine wahre Künstlerin, die ihr Spiel auch noch genoss, sodass der Falkner bald in gespielter Verzweiflung die Haare raufte und an seinen Bart griff. Sioned genoss schweigend dieses Schauspiel.
Schließlich wandte sich Alasen an Sioned. »Seht Euch lieber noch die anderen Falken an. Ich komme bestimmt gleich nach – der Schädel dieses Mannes ist hart wie ein Drachenei.«
Sioned spielte bereitwillig mit und spazierte durch die Käfigreihen. Sie fragte nach den Preisen und hörte ähnlich unverschämte Zahlen. Sie zählte die bunten Schildchen, überschlug die Summen im Kopf und kehrte zu Alasen zurück, die den Preis inzwischen auf die Höhe heruntergedrückt hatte, wo man hätte anfangen müssen zu feilschen.
Als sie den Blick des Falkners auffing, zog Sioned betont langsam ihre Handschuhe aus. Als der Smaragd auftauchte, fielen dem Mann fast die Augen aus dem Kopf. Mit einem weiteren Blick auf Haar, Augen und Smaragd überzeugte er sich von ihrer
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