Mondlaeufer
Identität und stieß dann gequält einen solchen Schrei aus, dass die anderen Falkner zusammenliefen. Einen Augenblick lang dachte Sioned, er würde sich vor ihr zu Boden werfen und vor Reue Sand auf sein Haupt streuen. Seinen Kollegen rief er zu: »Ihre allerhöchste, edelste und gnädigste Durchlaucht, die Höchste Prinzessin!«
Mit den Händen in den Hüften sah Sioned sie alle an. »Seid gegrüßt im Namen der Göttin«, sagte sie honigsüß. »Ich bin sehr glücklich, dass die Geschäfte so erfolgreich laufen und so reichlichen Gewinn abwerfen.« Unter ihrem Lächeln wurden die Gesichter immer schuldbewusster. Alasen hielt sich die Hand vor den Mund, um ein Grinsen zu verbergen.
»Wenn mich nicht alles täuscht«, fuhr Sioned in einem Ton fort, der besagte, dass ihr Gedächtnis bestimmt einwandfrei funktionierte, »war ein bestimmter Preis für diese Falken festgesetzt. Nun ja, ich erhebe keine Einwände gegen einen bescheidenen Aufschlag. Nur so macht man Geschäfte. Mein Sohn wird jedoch betrübt sein, wenn er hört, dass seine Großzügigkeit Euch gegenüber sich nicht in Großzügigkeit Euren Kunden gegenüber niederschlägt. Eine einfache Addition der Summen, die ihr für die verkauften Vögel bereits erhalten habt, sagt mir, dass jeder von Euch schon jetzt einen zusätzlichen Gewinn in der Höhe eines weiteren Falken in der Tasche hat. Ihr seid fünf. Daher«, schloss sie mit einem weiteren Lächeln, »schuldet Ihr meinem Sohn fünf Falken.« Und nach einer vielsagenden Pause: »Bis jetzt.«
»Aber … Eure Allergnädigste Hoheit …«
Sioned ignorierte ihn. »Meiner Cousine gefällt jener dort, der mit dem bernsteinfarbenen Gesicht. Ich selbst hätte gern den mit der grünen Haube. Das sind zwei. Ich vertraue Eurem Urteil, dass Ihr die besten auswählt, die Ihr habt, und sie mit der Farbe meines Sohnes kennzeichnet. Haben wir uns verstanden? Ausgezeichnet! Ich muss wohl nicht betonen, dass ich die unverkauften Vögel gezählt habe. Bei einem ähnlich unangemessen hohen Gewinn werdet Ihr meinem Sohn am Ende acht weitere Falken schulden, falls Ihr auf diese Art fortfahren solltet.«
»Aber – der Skandal, wenn wir plötzlich die Preise senken!«, wandte ein Mann ein. »Unsere ersten Kunden werden wütend sein! Bitte, Verehrungswürdigste, überlegt doch …«
Alasen meldete sich zu Wort. »Sie haben recht, Cousine. Soweit ich sehe, gibt es zwei Lösungen. Unsere guten Freunde hier könnten einiges zurückzahlen, wenn die Käufer ihre Falken abholen …« – sie hielt kurz inne, als sie ein Stöhnen hörte –, »oder sie können an ihren Preisen so festhalten, dass ihre künftigen Kunden sich für ihr Talent beim Feilschen beglückwünschen können.«
»Da ist etwas dran«, gab Sioned nachdenklich zu, wobei sie angesichts der Schlauheit des Mädchens mühsam ein Grinsen unterdrückte. »Es wäre schließlich wirklich peinlich für diese ehrbaren Händler, wenn sie zugeben müssten, dass sie ihre ersten Kunden übervorteilt haben. Was meint Ihr, liebe Freunde?«
Der bärtige Falkner schluckte. »Das allergnädigste Fräulein ist ebenso umsichtig wie weise. Wir werden uns von den anderen Kunden herunter …, äh, herunterhand …« Er hustete gequält, und einer seiner Kollegen stieß ihm in die Rippen. »Das Feilschen wird weitergehen, bis die Preise denen entsprechen, die von der Regentin festgesetzt wurden«, schloss er mit einem Gesicht, als wäre jedes seiner harten Worte mit Essig getränkt.
»Hervorragend!«, strahlte Sioned. »Dann sind die fünf Falken – die beiden erwähnten und drei weitere, die Ihr auswählen werdet – alles, was Ihr meinem Sohn schuldet. Übrigens sind die Vögel für mich selbst, den Hoheprinzen, meinen Sohn, Prinzessin Tobin und Prinzessin Alasen von Kierst, die Euch gerade die Ehre erwies, mit Euch zu sprechen.«
Alasens Augen wurden groß vor Staunen angesichts dieses Geschenks. Sioned nahm ihren Arm und führte das Mädchen nach einem letzten Lächeln an die Falkner wieder den Hang hinunter. Sie waren kaum außer Hörweite, als Sioned ihr Lachen nicht länger unterdrücken konnte.
»So viel Spaß hatte ich das ganze Jahr noch nicht! Könnt Ihr Euch vorstellen, was sie für diese Falken gefordert haben? Pandsala wird toben.«
»Herrin, ich kann das wirklich nicht annehmen …«
»Aber warum nicht? Ihr habt es verdient. Und falls Ihr es nicht bemerkt habt: Diese fünf Falken haben mich überhaupt nichts gekostet. Ihr sagt, Ihr liebt es, den Vögeln beim
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