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Mondlaeufer

Mondlaeufer

Titel: Mondlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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ich – was sagtest du? Ihn reizen?«
    »Um Chale, Pimantal und Saumer wütend auf ihn zu machen.«
    »Wäre es denn klug von mir, das offen zu tun?« Rohan schüttelte den Kopf. »Roelstra machte das, weißt du. Er hat absichtlich Zwietracht gesät, damit er die Zerwürfnisse, die er selbst durch seine Macht hervorgerufen hatte, lösen konnte und dadurch bekam, was er von Anfang an wollte. Das ist nicht meine Art, Pol. Wenn Miyon sich von selbst mit ihnen überwirft, umso besser. Ich muss subtiler vorgehen und ihn spüren lassen, wer hier wirklich schlau ist.« Rohan lächelte. »Er brennt darauf, sich mit mir zu messen, und meine Armee, die diesen Frühling und Sommer an seinen Grenzen stand, hat ihn nicht gerade für mich eingenommen.«
    »Aber was ist mit Kiele? Sie ist doch diejenige, die all das für Masul eingefädelt hat.«
    »Eine interessante Frau«, gab er zu. »Wahrscheinlich ist sie nicht einmal davor zurückgeschreckt, einen Lichtläufer zu ermorden. Übrigens wäre ich keineswegs überrascht, wenn herauskommt, dass Masul das selbst erledigt hat. Er scheint wirklich Mordinstinkte zu haben. Denk daran, wie gut er Pandsala ausgespielt hat.« Rohan seufzte tief. »Pol, es gibt einen Riesenunterschied zwischen dem Wunsch nach Macht und dem Wunsch nach dem, was man damit tun kann. Faradh’im erben ihre Gaben und werden für deren Gebrauch ausgebildet. Aber manchmal kommt ein Prinz oder ein Athri daher, der überhaupt nichts von der Macht versteht. Er will die Ergebnisse, schert sich aber nicht um das Wie. Roelstra war einer davon. Er liebte die Macht um ihrer selbst willen. Verstehst du mich?«
    »Ich glaube schon«, sagte der Junge langsam. »Er stellte sich gegen dich, weil du Macht hattest – und Mutter. Nicht, dass er dasselbe tun wollte, was du mit deiner Macht tatest. Er konnte bloß nicht ertragen, dass auch du sie hattest.« Pol zögerte und sagte dann: »Nach allem, was ich heute gehört habe, war Prinzessin Ianthe genauso, oder?«
    Rohan hatte seine Züge gut in der Gewalt. »Ja. Sie war auch so.« Er streckte sich und sagte: »Komm, wir sollten gehen und etwas essen. Ich habe einen langen Nachmittag vor mir. Ich nehme an, du gehst dann wieder zu den Pferden zurück und trainierst weiter Chays Hengst?«
    »Woher weißt du, wo ich war?«
    Rohan war froh, dass er noch lachen konnte. »Deine Mutter – oder war es Tobin? – hat dafür gesorgt, dass du gewaschen und gekämmt hier ankamst, und du hattest sogar saubere Stiefel an. Aber du hast vergessen, den Hufkratzer aus der Tasche zu nehmen.«
    Pol verzog das Gesicht. »Es war Tante Tobin. Ich dachte, du würdest etwas Mysteriöses sagen, wie Mutter, wenn sie etwas herausfindet, was ich sie nicht wissen lassen wollte.«
    »Fang an, dich in der Kunst der Beobachtung zu üben. Das kann sehr nützlich sein – nicht nur, wenn man seinen Sohn überraschen will.«
    Auch in einem anderen Zelt hatten Vater und Sohn ein Zwiegespräch, doch hier war es der Sohn, der den Vater überraschte.
    »Warum bist du nicht früher damit zu mir gekommen?«, wollte Ostvel von Riyan wissen. »Hat Clutha dich hinter Schloss und Riegel gehalten?«
    »So ungefähr«, antwortete der junge Mann. »Tut mir leid, Vater, aber es ist die erste Gelegenheit, wo ich fortkonnte. Ich bin nur hier, weil Sioned Clutha heute Morgen persönlich darum gebeten hat. Halian erwartet, dass ich ihm ständig zur Verfügung stehe, auch wenn ich offiziell Cluthas Knappe bin.«
    »Hättest du nicht …«
    »Nein«, sagte Riyan schlicht. »Ich konnte mich Halian nicht widersetzen oder irgendetwas Ungewöhnliches tun. Und ich habe auch nicht gewagt, irgendjemandem außer Lady Andrade zu erzählen, was ich gesehen habe. Wenn Kiele und dieser Masul Kleve umgebracht haben …«
    »Dann würden sie nicht zögern, dir dasselbe anzutun.« Ostvel überraschte seinen einzigen Sohn, als er ihn in eine raue Umarmung zu sich zog. »Verzeih, dass ich geschimpft habe. Du hast dich wirklich richtig verhalten.« Er ließ seinen Sohn los und sank auf einen Stuhl. »Damit haben wir also einen gewissen Beweis.«
    »Einen sehr schwachen. Kleve hat mir nichts Genaues über seinen Verdacht erzählt. Und ich bin nicht nah genug an das Haus herangekommen, um zu erkennen, wer außer Kiele noch drin war. Ich habe Masul nicht gesehen. Ich habe auch nicht gesehen, dass er einen Lichtläufer umgebracht hat.« Er ballte die Fäuste, sodass seine Ringe zu hellen Bogen zwischen weißen Gelenken wurden. »Vater, soweit ich weiß,

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