Mondlaeufer
herablassendem Lächeln zu Sorin.
Sorin nickte kurz. »Sicher. Es war interessant.«
Masul drehte sich zu Lyell um. »Ihr solltet den Rat der Höchsten Prinzessin befolgen und Euch um das Pferd kümmern. Ich bin sicher, Ihr wollt Euch auch anschließen, liebste Schwester.«
Kieles Lächeln war in den Mundwinkeln angestrengt, und ihre Augen verbargen böse Worte, die sie Masul später an den Kopf werfen würde, weil er sie wie einfache Bedienstete herumkommandierte. Doch sie nutzte die Gelegenheit, um zu sagen: »Natürlich. Wir sehen uns zu den letzten Rennen hinten in der Prinzenloge, Hoheit.«
Einer von Sioneds Mundwinkeln hob sich zu einem spöttischen Grinsen, als Kiele Masul einen solchen Titel gab, den er nicht verdiente, doch sie sagte nichts, während Kiele und Lyell das Pferd wegführten. Masuls Angriff kam so direkt, wie sie es erwartet hatte; dieser Mangel an Raffiniertheit zeigte, dass er eindeutig nicht der Sohn von Roelstra war.
»Ich dachte, Lord Sorin, Ihr würdet gern wissen«, sagte er, »dass ich mich über das, was unterwegs vorgefallen ist, nicht beschweren werde.«
Sioned hatte so etwas erwartet. Sorin nicht. Seine dicken, dunklen Brauen senkten sich. »Eine Beschwerde? Über mich?«
Masul zuckte die Achseln. »Euer Ruf als Reiter ließ vermuten, dass Ihr ein Pferd beherrschen könnt. Ich werde noch tagelang die Blutergüsse von Eurem Aufprall haben, und es ist ein Wunder, dass wir nicht beide abgeworfen wurden. Wäre das auf der Bahn geschehen, wo die Richter es hätten sehen können, hätte ich zweifellos offizielle Beschwerde führen müssen. Aber da es niemand anders gesehen hat …«
Sioned wusste, wie nahe Masul daran war, einige Zähne zu verlieren, denn Sorin hatte das Temperament seiner beiden Eltern geerbt. Sie sagte: »Ich bin sicher, Lord Sorin wird ähnliche Großzügigkeit zeigen, obwohl ich sagen muss, dass ihn die Narbe auf seiner Schulter länger zieren wird als Euch Eure Blutergüsse. Aber ich freue mich, dass ihr jungen Leute euch geeinigt habt. Wir wollen doch keine Probleme wegen dieses Rennens, oder? So etwas lodert leicht auf wie Lichtläufer-Feuer.«
Masul konnte seine Betroffenheit nicht verbergen. Seine grünen Augen – fast die Farbe von Roelstra, fiel ihr jetzt auf, als sie sich genau in sie hineinbohrten – verengten sich, und ein Muskel an seiner Wange zuckte. Seine Stimme kam gepresst aus seiner Kehle: »Ich habe keine Erfahrung mit Faradhi -Geschichten. Ohne Euch beleidigen zu wollen, Höchste Prinzessin, möchte ich erklären, dass ich auch nichts darüber lernen möchte.«
»Ich bin weder beleidigt noch überrascht. Feuer jeder Art ist gefährlich, meint Ihr nicht auch? Man verbrennt sich so leicht. Besonders die Finger.« Sie lächelte ihn kurz und kühl an. »Ich gestatte Euch, Euch zurückzuziehen.«
Einen Herzschlag lang schien Masul an seinem Platz festzufrieren, dann neigte er seinen Kopf so kurz, dass es schon unverschämt war, und ging davon. Sorin spuckte auf den Boden, wo er gestanden hatte.
»Genau meine Meinung«, murmelte Sioned. »Aber er hat mich verstanden. Mehr wollte ich nicht.«
»Wieso verstanden?«, rief Sorin aus. »Dieser schmierige Sohn eines … Er hatte die Frechheit, mich anzuklagen! Als hätte ich ihn absichtlich behindert!«
»Aber er hat nicht erwähnt, was die eigentliche Ursache für diesen Zwischenfall war«, betonte Sioned. »Sorin, ich möchte das nur einmal erklären. Heute Nacht nach der Preisverleihung treffen wir uns alle in Andrades Pavillon und reden darüber. Aber bis dahin: kein Wort davon. Und lächeln! Da kommen ein paar hübsche Mädchen, um dich zu trösten.«
»Das Einzige, was mich trösten könnte, wäre Masuls Gesicht unter meinen Fäusten«, stieß er hervor. »Seine Fratze gefällt mir überhaupt nicht.«
»Deine dagegen scheint begehrt zu sein«, flüsterte Sioned ihm zu. »Erhol dich bis heute Abend, Sorin. Und wenn bis dahin nicht mindestens fünf von diesen Mädchen in dich verliebt sind, dann bist du nicht der Sohn deines Vaters.« Sie zwinkerte ihm zu.
Er lachte sie dennoch an und wandte sich den jungen Damen zu, zunächst zurückhaltend, dann mit wachsender Begeisterung, als er erkannte, dass es höchst unterhaltsam sein konnte, ein gut aussehender junger Lord mit einer verwundeten Schulter zu sein.
Kapitel 20
Gegen Mitternacht füllte sich Andrades weißer Pavillon nach und nach. Die Lichtläufer, die Wache standen, schützten sich mit Lederhandschuhen vor der herbstlich kühlen
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