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Mondlaeufer

Mondlaeufer

Titel: Mondlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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Verbot, die Sterne zu nutzen, ist ebenso strikt wie das, die Gabe zum Töten zu benutzen.«
    Jetzt blickte Ostvel hoch und sah Sioned auf der anderen Seite des Kreises an. »Es kann aber nicht prinzipiell böse sein, Sternenlicht zu weben. Sioned hat es getan: in jener Nacht, wo Rohan und Roelstra ihren Zweikampf austrugen.
    Andere wurden damals dort hineingezogen: Prinzessin Tobin, die Regentin, Urival, Lady Andrade selbst. Niemand könnte einen von Euch für einen Zauberer halten. Also muss es einfach verboten gewesen sein, weil es die Alten getan haben. Was sollte am Sternenlicht böse sein außer der Art, wie man es benutzt?« Er hielt einen Moment inne, dann verbeugte er sich vor Andrade. »Vergebt mir, Herrin, dass ich mir anmaße, Faradhi -Regeln auszulegen.«
    »Anmaßen?« Sie schnaubte. »Ihr seid so sehr einer von uns, als wenn Ihr auch die Ringe trügt.«
    »Danke. Dann will ich nur noch sagen, dass aufgrund von Sioneds Beweis, dass Lichtläufer Sternenlicht benutzen können, Andrys Annahme falsch ist, dass es das einzige Licht ist, mit dem diese Zauberer arbeiten. Vielleicht ziehen sie es vor, aber…« Er zuckte mit den Schultern. »Das alles führt zu einem Schluss, den keiner von Euch gerne hören wird. Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass diese Leute nicht auch Feuer beschwören oder das Licht von Sonne und Monden nutzen können. Also gibt es keinen Grund anzunehmen, dass sie keine Faradh’im werden können.«
    Urivals Rücken glich einer Schwertklinge. »Wollt Ihr damit vielleicht sagen, dass ich die Nachkommen unserer Feinde ausgebildet habe?«
    »Zweifellos habt Ihr Menschen trainiert, Herr, die nicht den wahren Kern ihrer Begabung kennen. Die Macht ist dieselbe. Sie wird nur anders gebraucht.« Er wandte sich Andrade zu. »Kann man die beiden Arten irgendwie auseinanderhalten?«
    Es war Andry, der auf einmal antwortete: »Ich habe noch nicht alle Schriftrollen übersetzt, Herr. Vielleicht gibt es ja noch Hinweise darin …«
    »Schriftrollen?« Alasen wurde sofort rot und sank in ihrem Stuhl zusammen, denn ihr fragender Ausruf hatte sie selbst überrascht. »Verzeiht, es tut mir leid …«
    Andry lächelte freundlich. »Nein, ich bin es, der sich entschuldigen sollte. Ich habe vergessen, dass nicht jeder hier davon weiß. Es geht hauptsächlich um Geschichte: wie die alten Lichtläufer Dorval verließen, um die Zauberer auf dem Kontinent zu bekämpfen.« Er drehte sich zu Ostvel um: »Hat Lady Camigwen eigentlich irgendetwas über die alte Sprache erzählt?«
    »Ich kann mich nicht erinnern. Die Dialekte im Gebirge sind sehr unterschiedlich, wisst Ihr.«
    Der junge Faradhi setzte sich eifrig auf. »Dorthin sind die Zauberer den Schriftrollen zufolge damals geflohen, nachdem sie besiegt waren!«
    »Demnach müsste jeder, der die Gabe besitzt und aus den Bergen kommt, vom Alten Blut sein? Pah!« Urival riss die Hände hoch. »Ich muss euch sagen, dass mein Großvater und alle seine Väter, so weit man denken konnte, an der Quelle des Ussh geboren wurden. Bin ich deshalb ein Zauberer?«
    »Nein, Herr«, sagte Ostvel ruhig. »Aber dadurch habt Ihr vielleicht ein wenig von ihrem Blut in Euch.«
    Pandsala sagte: »Meine Mutter kam von einem Ort, der nur als ›Der Berg‹ bekannt war.«
    Sioned und Rohan sahen einander kurz an, dann sagte Sioned: »Das sind alles Vermutungen, Ostvel. Interessant natürlich, aber was hat das mit unseren Problemen zu tun?«
    »Ich glaube, es hat eine Menge damit zu tun, Sioned«, warf Tobin ein, die den Blick verstanden hatte, den das Paar ausgetauscht hatte. Pandsalas Mutter war Pols Großmutter; wenn sie vom Alten Blut abstammte, dann floss es auch in seinen Adern. »Wenn das alles wahr ist, gibt es vielleicht Nachkommen der Zauberer, die sich nicht von ihren alten Feinden regieren lassen wollen. Und wir können wahrscheinlich nicht erkennen, wer sie sind, weil sie die gleichen Fähigkeiten haben wie wir.«
    Riyan hatte die ganze Zeit an seinen Lippen herumgenagt. Schließlich brach es aus ihm heraus: »Vater, war meine Mutter so? Bin ich also auch so?«
    »Sie und du, ihr seid der Beweis, welcher Art diese Fähigkeit ist«, sagte Ostvel mit fester Stimme. »Rohan, Ihr habt die gleiche Macht wie Roelstra. Ist es die Macht, die das Böse hervorbringt, oder ist es der Mensch?«
    »Wir kennen die Antwort auf diese Frage«, fuhr Andrade auf. »Ohne Euch beleidigen zu wollen, Pandsala, aber Roelstra hätte sich selbst in einem Schweinestall als Tyrann

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