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Mondlaeufer

Mondlaeufer

Titel: Mondlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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dann ist da immer noch dieser Unbekannte, der Masul hilft. Der ist ja im Veresch aufgewachsen, also weiß er vielleicht alles darüber und spielt den Unschuldigen, um seinen unbekannten Helfer zu schützen. Wir haben Beweise, dass die Zauberer leben – der Angriff auf Meath, als er die Schriftrollen zur Schule der Göttin brachte, die Schriftrollen selbst, gewisse andere Ereignisse –, aber wir haben keine Ahnung, wer oder wo diese Leute sind. Insgesamt recht verheißungsvoll, oder?«
    Er massierte sich den Nacken und seufzte. »Andrade, ich muss mit dir etwas unter vier Augen besprechen. Euch anderen danke ich, dass ihr gekommen seid. Geht schlafen! Und seht euch morgen um, wer unser Schuldiger sein könnte.«
    Maarken stand vor Hollis Zelt und erlebte einen der wenigen Momente seines Lebens, wo er vollkommen unschlüssig war.
    Der kalte Wind machte einen Mantel aus Eis aus seinem Seidenhemd, doch sein Zittern kam von innen. Während er dort stand und zitterte, wurde ihm allmählich klar, dass auch ein noch so langes Warten ihm nicht helfen würde, seine aufgewühlten Gefühle zu beruhigen. Das konnte nur Hollis, indem sie ihm alles erklärte.
    Innen brannte eine Lampe, die das Zelt in eine große, weiße Laterne verwandelte. Er konnte Hollis Schatten an der Zeltwand erkennen: Mit gebeugten Schultern und gesenktem Kopf lief sie herum wie ein gefangenes Tier. Er schob die Zeltbahn zur Seite und ging hinein.
    »Hollis …« Ihr Name blieb ihm in der Kehle stecken, als sie sich abrupt zu ihm umdrehte. »Hollis«, sagte er wieder mit belegter Stimme. »Sag mir, warum. Sag mir, was sich verändert hat.«
    In ihren Augen standen Angst und Tränen. Sie schüttelte den Kopf. Ihr langes, helles Haar floss offen über ihren Rücken.
    Maarken setzte noch einmal an: »Ich habe heute Abend mit meinen Eltern gesprochen. Sie haben mir gesagt, dass sie darauf warten, dich zu begrüßen. Als Andry mir erzählte, was du gesagt hast …«
    »Ich habe dir Schande gemacht«, flüsterte sie. »Maarken, es tut mir leid, ich wollte nie …«
    »Aber was wolltest du dann? Du hast nicht mit mir geredet, du hast nicht versucht, mich zu treffen, du hast mich noch nicht einmal angesehen! Nicht einmal jetzt, wo ich direkt vor dir stehe!« Er hörte, wie seine Stimme vor Schmerz rau wurde, und sah, dass sie zusammenzuckte. »Hollis, sieh mich bitte an!«
    Sie hob ihren Kopf. In ihren Augen brannte Wut. »Ich habe genau gehört, was Prinz Pol über Lady Chiana in deinem Zelt gesagt hat! Geh schön und genieße doch deren Anblick!«
    »Chiana? Bei der Göttin! Sie kam ungebeten und unerwünscht, Hollis! Du wirst doch nicht ernsthaft eifersüchtig auf sie sein!«
    »Zweifellos passt sie mit ihrer edlen Herkunft, die du so eifrig zu beweisen suchst, besser zu deiner Familie als ich!«
    Er überwand die drei Schritte zwischen ihnen und packte sie an den Schultern. »Du musst mit mir reden. Verstehst du? Sag mir, warum, Hollis. Jetzt!«
    »Lass mich los! Sei verflucht, Maarken, wenn du nicht deine Hände wegnimmst …«
    Er beendete ihren Ausbruch, indem er seine Lippen auf ihren Mund legte. Sie zappelte wild und verängstigt in seinen Armen, dann klammerte sie sich mit einem leisen, schluchzenden Stöhnen an ihn, und ihr Mund wurde weich. Maarken hob sie hoch und zog sie zu einem Feldbett in der Ecke ihres Zelts. Ihre Hände machten sich an seinen Kleidern zu schaffen, und er lachte beim Küssen über ihre hastige Ungeschicklichkeit.
    »Kann das die Frau sein, die im Gewand der Göttin zu mir kam, um einen Mann aus mir zu machen? Hast du alles vergessen, was du je gelernt hast, du tollpatschige Lichtläuferin?«
    »Dein Mund ist jetzt nicht zum Sprechen da«, wies sie ihn zurecht und wurde wieder zu der Hollis, die er so gut kannte. Er lachte wieder und gehorchte.
    Eine Veränderung seines Schattens warnte ihn, denn sein Abbild an der Zeltwand verwischte, als er sich aufsetzte, um sein Hemd auszuziehen. Sein Kopf fuhr herum, und er sah eine Kerze in der zitternden Hand des schwarzhaarigen Jungen. Eine Stimme in seinem Kopf riet ihm trocken, dass er sich langsam daran gewöhnen müsse, dass seine privaten Augenblicke mit schönen Frauen von Kindern unterbrochen würden.
    »Ich … verzeiht mir, es tut mir leid … Ich wusste nicht, dass Ihr nicht allein seid, Herrin.« Der Junge hielt eine dampfende Tasse in der Hand und zitterte so heftig, dass er das heiße Getränk fast verschüttete. »Ich dachte, Ihr würdet vielleicht noch etwas mehr haben

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