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Mondlaeufer

Mondlaeufer

Titel: Mondlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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gemeißeltes Gesicht. Ihr eigenes Blut gefror zu Eisbächen, ihre eigenen Züge wurden zu einer harten Maske, als sie die beiden ansah, die in den Frieden ihres Gatten eingedrungen waren.
    »Lasst mich allein«, fuhr sie sie an.
    »Ich bin keine Dienstmagd!«, gab Chiana zurück, doch ihr fehlte ihre bisherige, echte Wut. »Ich bin eine Prinzessin!«
    »Still, du Närrin!«, zischte Pandsala und zerrte sie an einem Arm aus dem Pavillon.
    Als Sioned allein war, starrte sie lange blind den Vorhang an. Dann rief sie Tallain herein und befahl ihm, ihren Sohn zu suchen.
    Nachdem sie Chiana losgeworden war, indem sie diese einfach ins nächstbeste Zelt geschubst und dann den Wachen befohlen hatte, sie dort drin zu halten, lief Pandsala hinter Rohan her. Sie hatte eine vage Ahnung, wo er hingegangen sein könnte. Wenn er Ruhe suchte, war er sicher vom Lager aus flussabwärts gelaufen. Sie wusste, dass sie selbst das getan hätte, und ihr Herz klopfte schneller, als sie diese Ähnlichkeit mit ihm erkannte.
    Und da war er auch – eine schlanke Gestalt mit dunkelblauen Hosen, schwarzen Stiefeln, einem weiten, weißen Hemd und blonden Haaren. Mit raschen Schritten eilte er über den feuchten Kies am Flussufer. Pandsala raffte ihre langen Röcke und rannte ihm nach. Als sie in Rufweite war, aber auch ein gutes Stück von den letzten Zelten an dem bewaldeten Hang entfernt, rief sie: »Herr! Wartet!«
    Rohan fuhr wütend herum, um demjenigen eine Abfuhr zu erteilen, der sich ihm hier zu nähern wagte. Und wieder schlug Pandsalas Herz schneller, als seine Miene sich bei ihrem Anblick veränderte. Zwar wurde der Stein nicht weicher, schmolz das Eis nicht, doch er ließ auch nicht seinen Zorn an ihr aus. Und das hätte er wohl bei fast jedem anderen getan. Jetzt aber fand er bei Pandsala, was er bei Sioned nicht gefunden hatte: die Zuflucht, die er brauchte.
    Das jedenfalls sagte sie sich, als sie näher kam, und ihr Atem ging eher deshalb schwer, weil sie ihn hier ganz für sich allein hatte, als wegen der Anstrengung des Rennens.
    »Herr – ich entschuldige mich für Chianas Ausbruch. Das war unverzeihlich.«
    »Aber schließlich ist so vieles an Chiana unverzeihlich«, antwortete er. »Ihr seid mir doch nicht nachgeeilt, um mir das zu sagen, Herrin.«
    »Nein«, gab sie zu, während Herzschlag und Atem langsamer wurden. »Ich habe ein paar Vorschläge, die ich mit Euch besprechen wollte. Sie könnten Lady Andrade vielleicht die gefährliche Beschwörung ersparen.«
    Seine blauen Augen verengten sich. »Sie hat mir schon gesagt, dass Ihr weder stark genug noch erfahren genug für etwas Vergleichbares seid. Bietet das bitte nicht an, Pandsala.«
    »Ich würde es tun«, erklärte sie, wobei sie ihre Augen von ihm abwandte und auf den Fluss blickte. »Aber vielleicht muss es keine von uns beiden versuchen.«
    »Drückt Euch bitte deutlicher aus.«
    Sie sah zum Wald hinauf. »Wenn Ihr erlaubt, Herr, sollten wir erst noch ein Stück gehen. Ich sehe hier zwar niemanden, aber …«
    Rohan nickte. Nachdem sie etwas gelaufen waren, begann Pandsala mit leiser, drängender Stimme.
    »Die Prinzen sind in der Klemme. Sie können nicht darauf hoffen, einen von Masuls Anhängern für ihre Seite zu gewinnen. Ihr wisst so gut wie ich, dass das bedeutet, dass er als Herrscher der Prinzenmark anerkannt wird. Wenn nicht genügend Gegenstimmen vorliegen, verlangt es Eure Ehre, dass Ihr ihn ausruft, selbst wenn fünf andere Prinzen ihm nie glauben. Wären es sechs oder sieben, hätte man ihn abweisen können. Doch selbst dann, selbst wenn ihn nur zwei oder drei Prinzen unterstützt hätten, hätte er mit ihrer Hilfe eine Armee aufstellen können, um die Prinzenmark zu erobern. Wenn er jetzt abgelehnt würde, wären es fünf, die ihn dabei unterstützen würden. Ich will ebenso wenig einen Krieg wie Ihr, Herr. Aber es wird sicher Krieg geben. Und nicht nur zwischen Euch und der Prinzenmark. Alle anderen werden mit hineingezogen, und all unser Vermögen wird dabei verloren gehen.«
    »Völlig zutreffend«, sagte Rohan. Er war immer noch kurz angebunden. »Welche Lösung schlagt Ihr vor?«
    »Wenn man das Ergebnis nicht ändern kann, dann müssen wir uns eben der Ursache für das Problem zuwenden: Masul selbst.«
    »Und was würdet Ihr tun?«
    »Was Chiana gerade Sioned nahegelegt hatte, ehe Ihr Euer Zelt betratet. Ihn töten.«
    Rohan blieb abrupt stehen und sah sie wütend an. »Pandsala …«
    »Hört mich an, Herr! Bitte! Ich habe schon zuvor mit

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