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Mondlaeufer

Mondlaeufer

Titel: Mondlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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Faradhi -Gaben getötet; das wissen wir beide.«
    »Das hat Sioned auch«, fuhr er sie an. »Was nicht heißt, dass eine von Euch es wieder tun wird. Und vor allem nicht jetzt!«
    »Sie auch?« Das war neu für Pandsala. Sie würde ihre Meinung über die Höchste Prinzessin ändern müssen. »Dann wird sie es sicher verstehen. Ich werde es tun, Herr. Ihr könnt mir alle Schuld daran geben und mich hinterher nach Eurem Ermessen bestrafen. Masul ist nicht der Sohn meines Vaters. Doch selbst wenn er es wäre, könnte ich es nicht ertragen, ihn an Pols Stelle in der Felsenburg zu sehen.«
    »Schluss damit! Kein Wort mehr davon!«
    »Herr, es ist die einzige Lösung.« Pandsala griff nach Rohans Arm, wobei ihr die starken Muskeln unter seinem Hemd bewusst wurden. »Es ist alles meine Schuld. Chiana hatte recht. Wenn ich nicht zuerst mit Ianthe und dann mit Palila diese Intrigen gesponnen hätte, wäre all das nicht passiert. Ich trage die Verantwortung. Und ich nehme sie auf mich. Ich werde Masul vor allen Anwesenden durch Lichtläufer-Zauber töten. Ihr und Andrade könnt die Strafe bestimmen – selbst wenn es der Tod ist.«
    Einen Augenblick lang dachte sie voller Hoffnung, er sei versucht. Doch dann sagte er scharf: »Ich will nichts mehr davon hören!« Er riss sich von ihr los und ging mit großen Schritten weiter.
    »Rohan, bitte!« Sie lief wieder hinter ihm her. Diesmal griff sie so fest nach seiner Hand, dass sein Ring sich in ihre Handflächen grub. Die Mittagssonne beschien sein Haar und seine Brauen und ließ das Goldblond noch stärker glänzen und seine Augen in Schatten versinken. »Wenn Masul tot ist und ich nach Eurem Urteil bestraft bin, ist Pol außer Gefahr!«
    »Wenn Masul stirbt, werden immer Zweifel bleiben! Wenn das ein echter Ausweg wäre, hätte ich es längst selbst getan! Meint Ihr, ich brauche andere, die für mich töten? Ich habe es doch ganz gut geschafft, Euren Vater zu töten!« Er entzog ihr seine Hand und legte ihr beide Hände auf die Schultern. »Was Ihr sagt, ist Irrsinn, Pandsala. Ihr wisst es, und ich weiß es. Die Göttin weiß, dass ich selbst am Rande des Irrsinns stehe. Hört mir zu, Pandsala. Masul darf auf keinen Fall sterben, bevor nicht jeder mehr von Pol als von ihm überzeugt ist! Sobald es so weit ist, steht sein Tod fest – aber nicht, weil er mich bedroht hat. Ich kann nicht der sein, der ihn tötet – und Ihr auch nicht!«
    »Was macht das denn für einen Unterschied?«, rief sie. »Ich habe schon oft genug für Pol getötet!«
    Zunächst begriff Rohan sie nicht richtig. Dann durchforschte er langsam ihre verzweifelten, leidenschaftlichen dunklen Augen, und sein Gesicht wurde aschfahl. Schmerzhaft bohrten sich seine Finger in ihre Schultern. »Was sagt Ihr da?«, stieß er aus. »Was habt Ihr getan?«
    Pandsala hielt ihm stand. Seine Erregtheit wirkte auf ihr Blut wie starker Wein, als sie ihm erzählte, was in den letzten vierzehn Jahren geschehen war.
    Rohan hörte ungläubig zu, als sie ihre Verbrechen aufzählte. Mit wachsendem Entsetzen hörte er ihre Worte hervorsprudeln, und Pandsalas wilde Augen und ihr fieberischer Eifer machten diesen Albtraum zur grauenvollen Wirklichkeit. Schließlich hielt sie erschöpft inne. Ihre Hände klammerten sich an seine Brust. Ihre Lichtläufer-Ringe und der Ring mit Topas und Amethyst, den er ihr verliehen hatte, glitzerten ihn im Sonnenlicht spöttisch an.
    Sie hatte schon zuvor für Pol getötet. Nicht nur jenen Bogenschützen, diese lebende Fackel auf den Zinnen der Felsenburg. O nein. Und wie zielstrebig und wohl überlegt sie ihre Opfer und deren Todesart ausgewählt hatte!
    Naydras ungeborener Sohn – das Kind ihrer eigenen Schwester – war der Erste gewesen: Er war im Mutterleib ermordet worden, ein Jahr nachdem Pandsala Regentin geworden war. Naydra wäre daran fast gestorben. Doch ohne Erben würde Port Adni bei Lord Narats Tod wieder an Kierst fallen. Und Kierst wurde von Pols Verwandtschaft regiert.
    Eine andere Schwester, Cipris, war an dem schleichenden Gift gestorben, mit dem Pandsala ihre privaten Briefe getränkt hatte. Als es möglich schien, dass sie die Frau von Cluthas Erben würde, musste Cipris sterben, ehe sie einen männlichen Erben aus Roelstras Linie zur Welt bringen konnte. Denn der hätte eines Tages vielleicht Pol bedroht.
    Dann Obram von Isel. Saumers einziger Sohn hatte Vologs Tochter Birani geheiratet. Die Ehe war noch kinderlos gewesen, als er eines Frühlings vor der Küste von Isel

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