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Mondlaeufer

Mondlaeufer

Titel: Mondlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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werde daran denken, Mutter.«
    Maarken betrat das Zelt. Seine Haut war von der Sonne bronzen getönt, sein Haar schimmerte nach dem Sommer in der Prinzenmark golden, seine Augen waren schnell wie Quecksilber. Er lächelte sie alle unbeschwert an, ehe er seiner Mutter den Arm um die Taille legte.
    »Ich meine es ernst«, betonte sie. Auf einmal wirkte sie neben ihrem hochgewachsenen Sohn kleiner denn je. »Dieser Samt hat mich ein Vermögen gekostet. Wenn du auch nur einen einzigen Faden an einem einzigen Saum verlierst, dann werde ich …«
    »Ich weiß«, unterbrach er sie. »Mach dir keine Sorgen. Und danke für die Kleider. Sie sind wundervoll.«
    »Das sind sie allerdings.« Sie sah einen Augenblick lang zu ihm hoch, streckte dann die Arme aus und zog ihn sanft zu sich herunter. Sie küsste ihn rasch und ließ schnell wieder los. »Ich gehe und suche deinen Vater. Auch wenn du wohl keine Hilfe mehr bei deiner Rüstung brauchst«, fügte sie mit einem warmen Blick auf die anderen hinzu.
    »Es fehlt nur noch ein Schwert, Herrin«, sagte Tilal und stand auf. Er ging in eine Ecke und zog ein Schwert mit Scheide hervor, das er Maarken mit einer leichten Verbeugung überreichte. »Ich habe das für meinen Vater gekauft, und er schickt es Euch voller Liebe. Wir wären beide geehrt, wenn Ihr es heute führen würdet.«
    Maarkens Finger fuhren bewundernd über die Granate, die in den Griff eingelassen waren. Dann probierte er, wie es in seiner Hand lag. »Es ist tadellos. Ich … Tilal, ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
    »Sagt nur, dass Ihr es nehmt. Ich weiß, Ihr habt ein eigenes, aber mein Vater sagte auch, dass er es in seinem Alter wohl kaum noch einmal für den Zweck benutzt, zu dem es geschaffen wurde. Ein so schönes Schwert sollte aber nicht ungenutzt in der schwachen Hand eines alten Mannes ruhen.« – »Seine Meinung über sich selbst, nicht meine.«
    »Ich bin mit Prinz Davvi in den Krieg gezogen«, sagte Maarken leise und sah dabei in Tilals grüne Augen. »Ich habe gesehen, was er mit einem Schwert vollbringen kann. Ich danke Euch, und sagt auch ihm meinen Dank. Es tut mir nur leid, dass ich ihm nichts Besseres vorsetzen kann als das Blut dieses Bastards.«
    Tobin atmete hörbar ein, fasste sich aber gleich wieder und sagte scharf: »Du führst dieses Schwert für deinen Verwandten und deinen Prinzen; und noch dazu für die Lichtläufer. Ich kann mir keine ehrenvollere Einweihung für ein Schwert vorstellen als diese.«
    »Du hast recht, Mutter. Wie immer.« Er blickte sich im Zelt um. »Und ich kann mir keine größere Ehre vorstellen, als dass Prinzen und Lords meine Rüstung vorbereiten. Aber es wird langsam spät. Wir sollten lieber anfangen.«
    Tobin berührte kurz seine Wange, dann eilte sie aus dem Zelt. Pol trat zurück und sah zu, wie Maarken in seine Kleider stieg und dann still in der Mitte des Zelts stand, während Sorin, Tilal und Riyan ihm seine Rüstung anlegten. Pol wusste natürlich, wie das ging, denn er hatte Prinz Chadric und seinen Söhnen bereits bei feierlichen Anlässen beim Rüsten geholfen. Aber er hatte noch nie jemandem bei den Vorbereitungen zu einem echten Kampf geholfen, und daher hielt er sich scheu und mit großen Augen im Hintergrund.
    Die orangerote Tunika verschwand fast völlig unter den Brust- und Rückenschilden, die Maarken fest um Schultern und Rippen gelegt wurden. Das feste Leder zeigte das dunkle Rot von Radzyn und Whitecliff und war über der Brust mit Eisen und Silber gepanzert. Maarken würde zu Fuß kämpfen, nicht zu Pferd, sodass Kleidung und Rüstung ein Höchstmaß an Bewegungsfreiheit erlauben mussten. Als er fast fertig war, entließ er die drei jungen Männer mit einer Handbewegung und drehte sich zu Pol um.
    »Mein Prinz«, sagte er ruhig.
    Pol sah ehrfürchtig zu seinem angebeteten Cousin hoch. Bestimmt gab es keinen besseren jungen Mann auf der Welt, keinen edleren jungen Ritter, keinen bewundernswerteren Lichtläufer. Und dennoch! Maarken lächelte etwas, und aus seinen Augen sprach Verständnis. Pol wollte es selbst sein, der sein Prinzenreich verteidigte, und er verwünschte seine Jugend und seine mangelnde Erfahrung im Kampf. Er wusste, dass es ein falscher Wunsch war, sich selbst im Kampf zu beweisen, nachdem seine Eltern ihr Leben lang dafür gearbeitet hatten, ihm ein Leben mit dem Schwert in der Hand zu ersparen. Doch zu Beginn seines fünfzehnten Lebensjahrs und angesichts dieses Kriegers, der heute für ihn kämpfen würde, erkannte

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