Mondlaeufer
in den Farben von Whitecliff aufgezäumt war. Als wäre er noch immer Erster Kämmerer von Stronghold und nicht ein bedeutender, selbstständiger Lord, verbeugte sich Ostvel vor Rohan und sagte: »Hoheit, es ist alles bereit.«
Rohan nickte zustimmend. Zu Maarken sagte er: »Da die Teilnahme an derartigen Duellen im Umkreis des Rialla verboten ist, haben wir einen Platz auf der anderen Seite des Flusses gewählt. Er ist völlig eben, ohne Löcher oder Erhöhungen, die alles erschweren würden. Du wartest zu Pferd, bis du gerufen wirst, dann reitest du hinüber und salutierst vor mir, Pol und Andry. Danach steigst du ab und fängst auf Andrys Zeichen hin den Kampf an.« Er hielt inne und sagte dann: »Die Göttin segne dich, Maarken.«
Als sie aufbrachen, versuchte Andry, seinen Blick von Alasen zu lösen, doch es gelang ihm nicht. Sie trug ein einfaches, hellgraues Kleid von der Farbe einer Wolke, die sich auf die Erde gesenkt hat. Ihr langes Haar floss in goldbraunen, glänzenden Wellen über ihren Rücken. Ihre grünen Augen, die denen von Sioned so ähnlich waren, vermieden seinen Blick; doch durch den Schleier ihrer Wimpern sah sie häufig Maarken an, der neben Ostvel und dem herrlichen Pferd schritt. Eifersucht regte sich in ihm und verschwand dann. Was er mit ihr nach Faradhi- Art geteilt hatte, damit konnte der Anblick seines kriegerischen Bruders mit all seinem martialischen Staat nicht mithalten. Er hatte ihr Wesen gehalten und ihr gezeigt, Freude an ihren Gaben zu empfinden. Er hatte ihre hell strahlenden Farben wieder zusammengesetzt, als sie Gefahr lief, den Schattentod zu sterben. Er hatte sie in Sicherheit gebracht. Lass das hier nur bald vorbei sein, bat er insgeheim die Göttin, und gib mir Zeit, mit ihr allein zu reden. Alasen würde alles verstehen. Sie würde mit ihm an die Schule der Göttin gehen, und er würde sie in das Wunder einweihen, Faradhi zu sein. Sie beide würden Herr und Herrin sein, würden Kinder haben, die ihnen nachfolgen konnten, und …
Er wurde vom Anblick der Menge wachgerüttelt, die den Weg zur Brücke säumte. Ein seltsamer Regenbogen flatterte unter dem grauen Himmel, als die Leute Bänder im Blau der Wüste, mit dem Rot und Weiß von Radzyn und dem Violett der Prinzenmark schwangen. Er fragte sich bitter, ob sie diese Farbe für Pol oder für Masul hochhielten.
Zuletzt schloss sich ihnen Pandsala an. Ihre Augen waren leer. Sie beugte den Kopf vor Andry und die Knie vor Pol und nahm einen Platz ganz am Ende der kleinen Prozession ein. Andry runzelte etwas die Stirn. Pandsala musste er wieder unter die Herrschaft der Schule der Göttin holen! Andrade hatte sie verabscheut und ihre Existenz nach Möglichkeit vergessen, doch Andry wollte ihr nicht so leichthin erlauben, ihre Ringe frei zu nutzen. Andrade war auch bei Sioned nachgiebig gewesen, doch während Andry seiner Tante vorbehaltlos vertraute, traute er Pandsala überhaupt nicht. Es würde interessant werden, sich auf diesem messerscharfen Grat zu bewegen, sagte er sich: das Pflichtgefühl und die Loyalität zu erhalten, die alle Lichtläufer der Schule der Göttin schuldeten, selbst wenn einige dieser Lichtläufer als Prinzen herrschten. Er sah Pol von der Seite an. Andrade hatte geglaubt, sie würde ihn ausbilden; jetzt würde er es sein, der ihn die Faradhi -Künste lehrte. Dadurch konnte er in Pol den Sinn für Zusammenarbeit mit der Schule der Göttin wecken. Er machte sich nicht vor, dass es leicht sein würde. Doch Andrade hatte die Regel gebrochen, dass Faradh’im keine Prinzen wurden; sie hatte das Ei ausgebrütet, und jetzt war es an Andry, den Jungdrachen zu lehren, wohin und wie er fliegen konnte.
Doch zunächst mussten sie diesen Thronräuber loswerden, der es gewagt hatte, einen Lichtläufer zu ermorden.
Die Hufe des Hengstes klapperten auf der hölzernen Brücke plötzlich sehr laut, es war für Maarken ein Echo zum Hämmern des Herzens in seiner Brust. Er verachtete sich, dass er so voller Befürchtungen war. Er hatte ein gutes Schwert, genügend Messer als Rückendeckung für den unwahrscheinlichen Fall, dass er die größere Klinge verlor, Stärke, Jugend und das Recht auf seiner Seite. Für seine Prinzen und für die anderen Lichtläufer würde er Masul töten. Er brachte ein kleines Lächeln hervor angesichts dieser völligen Übereinstimmung, die seine Angst, dass diese beiden Seiten in ihm miteinander in Konflikt kommen könnten, lächerlich machte. Wenn es immer so leicht war, zugleich
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