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Mondlaeufer

Mondlaeufer

Titel: Mondlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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Athri und Faradhi zu sein, gab es für ihn nichts zu fürchten.
    Es war dennoch gerade die Zukunft, die ihn beschäftigte: das, was er heute vorhatte, und all die Tage, die danach kamen. Würde Hollis sie mit ihm teilen oder nicht?
    Sie war verängstigt, verwirrt und völlig außer sich gewesen, als sie in sein Zelt gekommen war. Fieber hatte in ihren dunkelblauen Augen getobt. Als er sie an sich gedrückt und sich gefreut hatte, dass sie keinen Widerstand leistete, hatte er gefühlt, welche Schauer ihren Körper durchrasten, der sich in seinen Armen so zerbrechlich anfühlte.
    »Liebste, Liebste«, hatte er geflüstert, »hab keine Angst. Mir geschieht nichts, ich schwöre es.«
    »Woher willst du das wissen? Wie können wir da sicher sein?«
    Da war er selbst verärgert und zutiefst verletzt zurückgewichen. »Wenn du kein Vertrauen zu mir hast …«
    »Ich habe völliges Vertrauen zu dir. Nur sie sind es, denen ich nicht traue.«
    »Wer? Was redest du denn da, Hollis?«
    »Sie, die alle Faradh’im tot sehen wollen. Die Zauberer. Ich habe gelesen, wie sie vorgehen, Maarken, ich habe dabei geholfen, die Schriftrollen zu übersetzen. Selbst wenn Masul nichts über sie weiß oder ihre Hilfe gar nicht will, unterstützen sie ihn. Sie fordern uns über ihn heraus. Nicht nur den Hoheprinzen oder seinen Sohn, sondern uns alle!«
    Maarken sagte sich, dass ihre Furcht ihn eigentlich beruhigen müsste, weil sie bedeutete ja, dass sie ihn noch liebte. Ihre Bitten um Vorsicht hießen doch ganz sicher, dass ihr Herz nur ihm gehörte. Doch ebenso plötzlich wurden ihre Lippen unter seinen tröstenden Küssen kalt, und sie wand sich mit der schroffen Bemerkung aus seiner Umarmung, dass die anderen ihn sicher erwarteten.
    Als er durch die Menschenmenge zur Brücke gegangen war, hatte er sie zwischen den anderen Lichtläufern stehen sehen. Hollis hatte wieder fest Segevs Hand gehalten.
    Seine Familie ging vor ihm, bis sie das Feld erreichten. Ostvel blieb zurück und hielt den Kopf des Hengstes, als Maarken aufsaß. Während er die Zügel nahm, sah er seinem alten Freund ins Gesicht.
    »Denkt dran, er ist größer als Ihr«, sagte Ostvel. »Prüft ihn. Wenn er wegen seiner Größe langsam ist, dann benutzt das gegen ihn. Aber wenn er schnell und stark ist …« Ostvel grinste plötzlich. »Hört Euch das an, da unterweise ich Euch, als wäret Ihr elf und als wäre das Euer erster Kampf! Und als wüsste ich überhaupt irgendetwas über die Kriegskunst!«
    Maarken lächelte. »Ihr wisst mehr als die meisten, auch wenn Ihr Euer Wissen nie eingesetzt habt. Ich erinnere mich noch gut an meine Stunden bei Euch, ehe ich nach Graypearl ging. Ihr habt mich immer mit Maeta zusammen mit dem Spielschwert unterrichtet, bis …« Er brach ab, weil es ihn schmerzte, ihren Namen zu nennen.
    »Sie wäre gerade jetzt so stolz auf Euch«, sagte Ostvel zu ihm. »Sie war es immer.«
    Maarken nickte stumm.
    »Ich sollte jetzt wohl zu den anderen gehen.«
    »Keine Sorge, Ostvel. Ein schneller Sieg für mich, ein langsamer Tod für ihn. Das habe ich versprochen.«
    »Zur Hölle mit Eurem Versprechen! Tötet ihn, egal wie, so schnell Ihr könnt.« Ostvel zögerte. »Ich werde für Euch ein Auge auf Eure Liebste haben.«
    »Danke«, erwiderte Maarken freudlos, denn er wollte nicht an sie denken. Er durfte an nichts anderes denken als an Masuls Tod.
    Das Feld war jetzt auf eine halbe Länge von Leuten umsäumt. Die Prinzen und ihr Gefolge waren streng nach gegnerischen Parteien getrennt. Das einfache Volk nahm die Plätze dazwischen ein. Unter den schiefergrauen Wolken lag lastendes Schweigen. Maarken sah hoch. Er fand, der Himmel sah aus, als bestünde er aus der in der Morgendämmerung verstreuten grauen Asche. Als hinge Andrades Geist noch über ihnen, um Masuls Niederlage mit anzusehen.
    Auf ein Zeichen von Rohans Wachen öffnete sich der Kreis auf beiden Seiten. Die eine Öffnung tat sich genau vor Maarken auf. Ihm gegenüber wich die Menge ebenfalls zurück und erlaubte einen klaren Blick auf Masul. Er trug das Violett der Prinzenmark, was Maarken empörte, und er ritt das Pferd, das er beim Rennen fast umgebracht hätte. Maarken würde mit Freude das Pferd für sich beanspruchen und es dann so gut behandeln, wie es ein solches Tier verdiente.
    Trotz der Wolkendecke war es noch ein warmer Tag, ein wenig schwül sogar, ein Tag im Übergang zwischen Spätsommer und Frühherbst, als wenn keine der Jahreszeiten sich durchsetzen könnte. Maarken merkte,

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