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Mondlaeufer

Mondlaeufer

Titel: Mondlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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Feind der Faradh’im. Und doch wirkte er so jung und unschuldig.
    Urival suchte nach den Gründen. Sejasts Volk hatte sich über Hunderte von Jahren versteckt gehalten. Warum jetzt? Warum er? Was war Besonderes an diesem Jungen? Er hatte versucht, Masul zu helfen, der sich als Roelstras Nachkomme ausgab. Wie hätte sein Sieg den Zauberern helfen können? Welche Verbindung gab es zwischen Hexerei und der Felsenburg?
    Das Erste, was man je von Dranath gehört hatte, war, dass Roelstra es benutzt hatte, um einen Lichtläufer zu versklaven. Von all ihren Schwestern hatte nur Pandsala die Gabe besessen, aber niemand hatte je die anderen geprüft. Und sie hatte nie die Abneigung der Lichtläufer gegen Wasser geteilt. »Meine Mutter kam von einem Ort, den man nur als ›Der Berg‹ kannte.« Die Berge des Veresch – aus denen Sejast in die Schule der Göttin gekommen war.
    Urival unterdrückte einen Fluch, als der Kopf des Jungen in seinem Arm zurückfiel. In seiner Eile hatte er vorhin unterlassen, die Lider zu schließen – und die Augen sahen weit offen in das Sternenlicht. Starrten nach oben. Blickten glasig.
    Er hatte solche Augen schon einmal vor langer Zeit gesehen: tote, grüne Augen im Sternenlicht, von schwarzem Haar umrahmt. Rohans Klinge hatte die Kehle durchbohrt, doch das Gesicht hatte noch im Tod gelächelt, wie dieses Gesicht jetzt lächelte.
    Ianthe hatte drei Söhne gehabt, als sie starb, Söhne, von denen jeder geglaubt hatte, dass sie mit ihr und dem geheimnisvollen vierten Sohn auf Feruche umgekommen wären. Urival kannte ihre Namen schon seit Langem. Und er hatte gewusst, dass sie alle lebten.
    Einer war jetzt tot. Nicht »Sejast«, sondern Segev. Segev, der Andrade getötet hatte.
    Urival schleppte Ianthes Sohn zur Brücke. Keuchend hielt er mitten auf ihr an. Der Faolain unter ihm war dunkel und täuschend ruhig. Flussaufwärts toste das Wasser, doch von hier bis zum Meer gab es nur rasch fließende, mächtige Stille.
    Seine Schultermuskeln versagten ihm beinahe den Dienst, als er Segevs Körper über das Geländer hievte und ihn in den Strom fallen ließ. Die grau gekleidete Leiche kam noch einmal hoch und verschwand dann für immer.
    »Urival kam kurz vor Mitternacht und erzählte uns, dass der Junge, Sejast, für alles verantwortlich war. Ein junger Zauberer, und er hat die ganze Zeit über in der Schule der Göttin gelebt. Es ist nicht auszudenken, Meath!«
    »Das darf nicht allgemein bekannt werden, Sioned. Andry wird genug damit zu tun haben, alle davon zu überzeugen, dass er genauso stark ist, wie es Andrade war, aber wenn das bekannt wird, vertraut ihm niemand mehr. Er hat sich doch von Sejast bei der Arbeit an den Schriftrollen helfen lassen.« Meath kippte seinen dritten Becher Wein in zwei Schlucken hinunter. »Ach Göttin! Erst Andrades Tod und jetzt das!«
    Rohan schob ihm die Flasche hin. »Da der Körper verschwunden ist, können wir sagen, dass der Junge genauso gestorben ist wie Pandsala. Das Problem ist nur, dass wir nicht wirklich wissen, warum sie starb.«
    »Das kann ich Euch sagen.« Plötzlich sah Rohan auf und setzte Krug und Becher so heftig auf dem Tisch ab, dass er etwas Wein verspritzte. »Pol!«
    »Wieso bist du auf?«, fragte Sioned scharf. Doch Meath stand schon auf, um den Jungen rau in die Arme zu schließen.
    »O Göttin, was bin ich froh, Euch zu sehen! Sioned, schickt ihn nicht wieder ins Bett. Er könnte sowieso nicht schlafen.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Also gut. Solange du wach bist, hörst du wohl zu, dann müssen wir nicht alles wiederholen. Setz dich her zu mir, Pol.«
    Er gehorchte und machte es sich zwischen ihr und Rohan bequem. »Ihr seht todmüde aus«, sagte er zu Meath.
    Der Lichtläufer ließ sich auf seinen Stuhl zurückfallen. »Ich bin nicht mehr vom Pferd gestiegen, seit ich die Nachricht über Andrade bekam. Und Ihr seht auch nicht besonders gut aus.«
    »Warum ist Pandsala gestorben?«, fragte Pol vorsichtig.
    »Sioned hat eine mächtige Beschwörung geleitet, nicht wahr? Jeder anwesende Faradhi wurde einbezogen.«
    »Und wir hätten sicher auch gesiegt«, murmelte Pol.
    »Natürlich«, sagte Meath. Er war überrascht, dass Pol das überhaupt erwähnte. »Ihr müsst noch eine Menge über Eure Mutter lernen, wisst Ihr. Wie mir erzählt wurde, habt Ihr Euch plötzlich gefühlt, als ginge die Welt um Euch herum in Scherben. Ich bin nicht überrascht, und ich weiß genau, wie sich das anfühlt. Mir ist es genauso ergangen. Ich war mitten

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