Mondlaeufer
und ihr Kamerad Jal dicht hinter ihm. Ihre Schwerter und Bögen wurden durch seinen Status als Lichtläufer verstärkt, und das vervollständigte ihre Bewaffnung. Seine Ringe hatten ihnen das Floß verschafft, obwohl bereits andere Passagiere warteten, und in den Höfen und Dörfern unterwegs hatte ihr Anblick dafür gesorgt, dass sie rasch bedient wurden. Lady Andrade war in allen Prinzenreichen bekannt, respektiert und gefürchtet. Einen ihrer Faradh’im zu unterstützen war nicht nur ein Gebot der Gastfreundschaft, sondern auch sehr ratsam.
Als die ersten beiden Reiter auf den niedrigen Hügeln im Norden auftauchten, war Meath nur etwas neugierig. Dass sich ein dritter, vierter und fünfter dazu gesellte, war noch kein Anlass zu Besorgnis. Als diese aber genau auf sie zuritten und er die gezogenen Schwerter blitzen sah, spannten sich seine schmerzenden Muskeln. Sein Körper reagierte zögernd, und er wusste, dass er langsam sein würde, bis ihn der Kampf aufgewärmt hatte. Es war jetzt klar, dass diese blanken Schwerter nur Kampf bedeuten konnten.
Revia griff nach ihrem Bogen. Sie schlang die Zügel um den Sattelknauf und lenkte ihr Pferd mit Knien und Fersen, während sie den ersten Pfeil auflegte. Die fünf Reiter wurden schneller, und Meath versuchte zu schätzen, wann sie in die Reichweite des langen, todbringenden Bogens gelangen würden. Selbst für den besten Bogenschützen war es schwierig, beim Reiten genau zu zielen. Doch Lord Chaynal hatte ihm die Besten versprochen. Meath sah voller Verblüffung, dass Revia bereits den zweiten Pfeil auflegte, noch ehe der erste sein Ziel gefunden hatte. Das rot-weiß gefiederte Geschoss sah aus wie eine exotische Blume, als es sich kurz vor den galoppierenden Pferden in das grüne Gras bohrte. Er war nur eine Warnung. Wenn sie nicht abdrehten, würde der nächste Schuss treffen.
Mit schussbereitem Bogen ritt Jal neben ihn und sagte: »Schnell, Herr. Reitet vor zu den Bäumen dort drüben. Wir erledigen die hier, falls es nötig ist, und kommen dann nach.«
Meath wäre lieber geblieben, um mit ihnen zu kämpfen. Doch die Schriftrollen waren zu wichtig. Er wollte Jals Vorschlag gerade befolgen, als weitere zehn Reiter auf dem Hügel auftauchten. Ihre blanken Schwerter spiegelten das Sonnenlicht wider.
»Rasch, Herr! Zu den Bäumen!«, rief Jal.
»Oder Lord Chaynal lässt uns den Rest unseres Lebens seine Ställe ausmisten«, fügte Revia ruhig hinzu und schoss Pfeil um Pfeil ab.
Anstatt dem Rat zu folgen zügelte Meath sein Pferd so stark, dass es sich aufbäumte. Er band die Zügel wie Revia und Jal fest, um die Hände frei zu haben. Dann griff er jedoch nicht zum Schwert, sondern hob beide Hände, sodass seine Ringe das Sonnenlicht einfangen konnten. Er wollte damit allerdings nicht die Angreifer warnen, dass sie das Gesetz verletzten, indem sie mit gezogenen Schwertern auf einen Lichtläufer zukamen. Sie wollten eindeutig angreifen und scherten sich offensichtlich um kein Gesetz. Er bündelte vielmehr das Sonnenlicht, um eine dringende Botschaft zur Schule der Göttin zu senden.
Die Soldaten aus Radzyn deckten ihn mit ihren Pferden. Meath nahm wahr, dass einer der Angreifer gefallen war. Zwei weitere waren verwundet, und das Pferd des vierten wieherte schrill, als es von einem Pfeil in den Hals getroffen wurde. Die Entfernung minderte jedoch die Schlagkraft der Pfeile, und die anderen ritten weiter voran.
Meath eilte den Strang aus Sonnenlicht entlang zur Westküste. Ein kühler, grauer Nebel verlegte ihm den Weg. Er verfluchte das Frühlingswetter, das diesen Ort in undurchdringlichen Nebel hüllte, kehrte um und warf die Stränge in nordöstliche Richtung, nach Stronghold. Er kannte Sioneds Smaragd, Saphir, Onyx und Bernstein seit Langem. Er wob das Licht um ihr Farbenmuster und berührte sie. Dann teilte er ihr kurz mit, wo er war, in welcher Gefahr er sich befand und dass das, was er bei sich trug, nicht in falsche Hände gelangen durfte.
Ohne auf eine Antwort zu warten, zog er sich zurück und trieb sein Pferd nach vorn neben Revia. Dann hob er wieder die Hände. Er konnte Feuer herbeirufen, wenn er es wollte, doch ein Feuer konnte töten oder über die Wiesen rasen, wenn er es nicht gut genug kontrollierte. Er wollte als ein Lichtläufer auf der Durchreise nicht eine Spur der Verwüstung hinterlassen.
Deshalb beschwor er die Luft. Hinter der ersten Gruppe der feindlichen Reiter erhoben sich Staub, verdorrte Grashalme und kleine Steinchen von den
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