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Mondlaeufer

Mondlaeufer

Titel: Mondlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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Rohan musste sich noch seinen diversen Schreiben zuwenden, wie Sioned ihm mit honigsüßer Stimme mitteilte, wodurch sie sich einen grimmigen Blick einhandelte. Sie fragte Pol, ob er ihr helfen würde, die Arbeiten im Garten zu beaufsichtigen, und versuchte, nicht allzu verletzt zu sein, als er ablehnte. Er hatte Myrdal versprochen, sie im Wachhaus zu besuchen. Maetas Mutter, die ehemalige Kommandantin der Wache von Stronghold, war Pols besondere Freundin, und Sioned mochte die alte Frau nicht um die Freude seiner Gesellschaft bringen.
    Maarken fragte, ob er sie statt Pol begleiten dürfe, und sie nahm sein Angebot mit etwas Neugier an. Er interessierte sich überhaupt nicht für Blumen und Kräuter. Ihr ging es ähnlich, doch als Herrin von Stronghold war sie dafür verantwortlich, dass alles blühte und gedieh. Sie schritten die Kieswege entlang und überquerten die kleine Brücke, die sich über den Gartenbach wölbte, der nicht nur schön war, sondern auch der Bewässerung diente. Durch die Schneeschmelze in den hohen Bergen des Vere war das Rinnsal angeschwollen und sprudelte in der Fontäne empor, die einmal Prinzessin Milar hatte anlegen lassen. Sioned sprach unterwegs mit den Gärtnern, doch sie war nicht ganz bei der Sache, denn sie versuchte gleichzeitig, sich an etwas zu erinnern. Als sie und Maarken allein neben der hohen, blütenförmigen Fontäne standen, fiel es ihr wieder ein, und sie lächelte.
    Sie waren diesen Weg auch an jenem Morgen entlanggewandert, als Maarken seine Eltern davon überzeugt hatte, dass er in der Schule der Göttin nicht nur Grundkenntnisse erwerben sollte. Tobin hatte drei Ringe für die Fähigkeiten erhalten, die Sioned ihr mit Andrades Zustimmung beigebracht hatte, doch sie hatte nie eine richtige Ausbildung durchlaufen. Chay hatte sich der Vorstellung, dass sein Sohn solche Dinge lernen würde, offen widersetzt. Er hatte sich auch mit Tobins Können nie richtig anfreunden können, obwohl er die Vorteile daraus durchaus zu schätzen wusste. Doch er fürchtete, dass die vereinigte Macht eines Faradhi und eines einflussreichen Lords Feindseligkeiten und Argwohn hervorrufen würde. Sioned hatte Maarken damals geholfen, Chay zu überzeugen, dass sein Talent unbedingt richtig ausgebildet werden müsste. Am Morgen darauf waren sie durch die Gärten geschlendert, und er hatte versucht, ihr mit den richtigen Worten seine Dankbarkeit und Erleichterung mitzuteilen.
    Sie spürte, dass er wieder einmal ihre Unterstützung brauchte, wartete jedoch, bis er das Thema selbst anschnitt. Sie betrachtete das Werk seiner Großmutter, dieses Wasserspiel inmitten der Wüste, und schließlich fing er an.
    »Was Whitecliff angeht«, sagte er und seufzte dann, »so will ich es nicht herrichten lassen, weil ich anfange, eine Frau zu suchen. Ich habe sie längst gefunden.«
    Sioned nickte langsam und verfolgte den Tanz der feinen Tröpfchen, die in den Teich fielen und beim Eintauchen Ringe hervorriefen, die sich gegenseitig überlagerten. Jeden Augenblick wurden sie durch neue und wieder neue Tropfen ersetzt. »Sie ist also eine Lichtläuferin.«
    »Woher weißt du das?«
    »Wenn nicht, dann hättest du deinen Eltern gesagt, dass du eine bestimmte Frau im Kopf hast und hättest sie vielleicht sogar nach Radzyn gebracht oder gefragt, ob du sie den Sommer über hierher einladen kannst. Aber weil du all das nicht getan hast, nehme ich an, dass du dir ihrer Zustimmung nicht sicher bist. Und das deutet darauf hin, dass sie die Ringe trägt.«
    Er trat gegen den weißen Kies auf dem Weg um die Fontäne. »Dann weißt du auch, warum ich dir das alles erzähle und nicht ihnen.«
    »Du glaubst, du bräuchtest meine Hilfe.« Sie sah ihm direkt ins Gesicht. Ihr Smaragd sog begierig das Sonnenlicht ein; sein Blitzen verriet, wie viel er schon in sich aufgenommen hatte. »Maarken, du hast alles getan, was von einem jungen Lord erwartet wird. Lleyn hat dich auf deine Rolle als Ritter und Athri vorbereitet. Du warst in anderen Prinzenreichen und auf Landgütern, um gutes und schlechtes Regieren zu erleben. Doch Andrade hat dich auch gelehrt, Faradhi zu sein, und das macht dich anders. Ich vermute, du denkst, wenn du eine Lichtläuferin zur Frau nimmst, entscheidest du dich klar für eine und damit gegen die andere Seite.«
    Maarken biss sich auf die Lippen. »Wir haben beschlossen, dass wir beide erst einmal unsere Ausbildung beenden wollen, ehe wir heiraten. Aber jetzt trage ich schon den sechsten Ring und nage noch

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